Meiner Mutter (Albert Traeger)

Textdaten
<<< >>>
Autor: Albert Traeger
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Meiner Mutter
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 49, S. 776
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1861
Verlag: Verlag von Ernst Keil
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[776]
Meiner Mutter.
Von Albert Traeger.[1]

Durch mein so wildbewegtes Leben,
Das nie den Frieden sich errang,
Durch all mein Kämpfen, all mein Streben
Hallt andachtsvoll ein leiser Klang,

5
Wie bis zum Schiffer, der im Brande

Empörter Fluthen angstvoll ringt,
Gedämpften Schalls vom fernen Strande
Des Kirchenglöckleins Läuten dringt.

Dein Name ist’s, die mich geboren,

10
Die meines Daseins Hort und Stab,

Und die, ob ich mich selbst verloren,
Mich niemals doch verloren gab,
Du hattest Thränen nur und Bitten,
Indeß ich keine Sorge trug,

15
Daß alles Leid, was ich gelitten.

Stets Dir die tiefre Wunde schlug.

Undankbar muß ich mich bekennen,
Oft kränkt’ ich Dich mit leichtem Sinn,
Und kann doch nichts mein eigen nennen,

20
Dir dank’ ich Alles, was ich bin,

Dir auch den schönsten meiner Triebe,
Der mit dem Liede mich beglückt:
Das weiche Herz, die warme Liebe
Für das, was arm und unterdrückt.

25
Was drängend sich in mir entfaltet

Mit schmerzlich süßer Schaffenslust,
Das Fühlen, das mein Wort gestaltet,
Es hat den Keim in Deiner Brust;
Du bist es, welcher Dank gebührte,

30
Wenn ich ihn jemals mir errang,

Der ich nur fremde Herzen rührte
Mit Deines Herzens Wiederklang.

Und so leg’ ich denn meine Lieder,
Wie eine längst verfall’ne Schuld,

35
In Deine treuen Hände nieder,

Empfange sie mit milder Huld;
Wehmüthig will’s mich fast beschleichen,
Als gäb’ ich so das schönste Glück,
Des vollsten Blühens grünes Zeichen,

40
Dir meine Jugend jetzt zurück.


Daran, was ich vordem gesungen,
Erkenn’ ich, daß ich nun ein Mann,
Die wärmsten Töne sind verklungen,
Kalt fröstelt mich das Leben an,

45
Doch was auch kommt, es sei getragen,

Ob sonnenlos die Tage sind,
Noch kann ich Mutter zu Dir sagen,
Noch nennst Du lächelnd mich Dein Kind.


  1. Widmungsgedicht aus der so eben erschienenen zweiten Auflage der Traeger’schen Gedichte. Was Albert Traeger so rasch in der Gunst des Publicums gehoben: der tief poetische Hauch und Klang, der durch alle seine Lieder zieht, die echt dichterische Zartheit und die Fülle von schönen und wahren Empfindungen und Stimmungen, besonders aber die Innigkeit seiner Kindesliebe – das Alles finden wir in den neuen Gedichten dieser stark vermehrten und wahrhaft prachtvoll ausgestatteten zweiten Auflage wieder, der wir einen eben so schnellen Erfolg wie der ersten Auflage versprechen können. D. Redact.