Med. Topographie Gmuend:019
Franz Joseph Werfer Versuch einer medizinischen Topographie der Stadt Gmünd | |
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[34] Bäche in sehr trocknem Sommer gewöhnlich so seichte, daß sie nicht mehr hinreichen, die Mühlen zu treiben; auch versiegen in solchen Tagen manche Quellen und Brunnen. Unser größtes Wasser ist die Rems; sie fließt nördlich nahe an der Stadt vorbey, entspringt fünf Stunden von hier zu Essingen, hinter der dortigen Oelmühle, und ergießt sich bey Necker-Rems in den Neckar, und ist nur zur Treibung mehrerer Mühlen hinreichend. Der Thierbach, welcher von Stoffel bey Waldstetten herkommt, und sich mit dem Rehbach und Dobelbach, die beide an dem Fuße des Rechbergs entspringen, und dann unter der Pfeilhalden mit dem Betringer Bach sich vereiniget, umfließet die Stadt auf der südlichen und westlichen Seite, und stürzet sich da in die Rems. Durch die Stadt selbst fließen drey beträchtliche Bäche, welche zur Treibung der in derselben befindlichen fünf Mühlen, und andern Handwerkern, als Gerbern Garnwaschern u. s. w. zum Nutzen und Gebrauch dienen. Reichliche Quellen und kleine Bäche sind häufig um die Stadt; stehende Wasser aber, einige unbedeutende Weiher zur Aufbewahrung größerer Fische ausgenommen, haben wir keine in der Nähe, noch weniger Sümpfe und Moräste, deren aufsteigende Dünste die Luft verunreinigen könnten; wohl waren sonst, vor mehrern Jahren noch, hinter dem jetzigen Zuchthaus Gotteszell, beträchtliche Weiher – die Klosterweiher – und man will auch dazumal die Wechselfieber in dortiger Gegend häufiger beobachtet haben. An guten Trinkwasser leiden wir keinen Mangel; die vielen Quellen, besonders aus den nahen Bergen und Felsen, liefern dessen hinlänglich; sehr viele Häuser [35] haben eigene Pumpbrunnen, und wo diese nicht sind, da ersetzen die öffentlich große Röhrbrunnen, deren drey in der Stadt sind, und die vielen andern gleichfalls öffentliche Zieh- und Pumpbrunnen dieselbe hinlänglich. Zwar ist unser Trinkwasser nicht aller Orten von gleicher Güte und Reinheit, und zu Zeiten aus manchen Brunnen nicht gleich gut trinkbar, was aber theils der nicht immer unterhaltenen nöthigen Reinlichkeit solcher Brunnen, und der das Wasser führenden Teichel, theils einer temporären Trübung der Quellen aus zufälligen Ursachen in den verschiedenen Jahrszeiten zuzuschreiben ist, ohne daß das Wasser dergleichen heterogene Stoffe aufgelöst in sich führte. Im allgemeinen ist unser Wasser mehr weich als hart, wird daher schnell siedend gemacht, und Hülsenfrüchten werden bald in demselben weich gekocht; frisches und geräuchertes Fleisch durchwässert es bald, schäumt mit der Soife leicht, und löset solche geschwind auf, und bekommt davon eine opalisirende Farbe, taugt daher, in Abgang des hiezu noch bessern Regenwassers, gut zum Waschen, so wie auch zum Bierbrauen, indem bey uns das Bier nicht zum langen Aufbewahren eingesotten wird, wozu mehr hartes Wasser erfoderlich ist. Nach geraumer Zeit setzt sich in den Gefäßen, worinn beständig siedendes oder warmes Wasser erhalten wird, eine harte erdichte Kruste, der sogenannte Pfannenstein, an; übrigens ist es ungefärbt und hell, und verliert durch das Stehen an der freien Luft diese Klarheit nicht, läßt auch keinen Bodensatz fallen, dagegen setzen sich an die innere Wand des Gefäßes, besonders in der Wärme, häufig kleine Luftbläßchen an. Alle Thiere genießen es gern. |