Franz Joseph Werfer
Versuch einer medizinischen Topographie der Stadt Gmünd
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bestehe, die gewiß zur Reinerhaltung der Luft, und daher zum Besten der Gesundheit der Einwohner vieles beytragen. Vorstädte haben wir keine, alles, was jetzt ausser den Mauern von Gebäuden ist, besteht nebst dem Zuchthaus Gotteszell und der Katharinapfleg in einigen Kirchen, Mühlen, Ziegelhütten und den rings um die Stadt zerstreuten Gartenhäusern. In frühern Zeiten waren die Schmidgasse, die Rinderbacher- Waldstetter- Bocks- und Ledergasse Vorstädte, welche aber schon 1497 durch eine sie umgebene Mauer mit der innern Stadt vereiniget wurden, und die alte Mauer sammt den innern Thoren und Thürmen ward nach und nach abgetragen und weggeräumt.

Der Marktplatz vor dem Rathhaus, und der Kasernen- oder Paradeplatz sind ziemlich geräumig. Die Strassen, viele winklichte Nebengäßchen ausgenommen, sind hinlänglich breit, und zum Theil auch ziemlich gerade, so daß sie von den Winden leicht können bestrichen, und dadurch die Luft in denselben stets kann erneuert, und von den unreinen und der Gesundheit schädlichen Dünsten befreyt werden. Auf beiden Seiten der Strassen sind kleine Gräben zur nöthigen Aufnahme und Ableitung des abfliessenden meistens unreinen Wassers, wodurch zugleich auch der Fußstaig von dem zum Fahren bestimmten Theil der Strasse abgesondert ist. Für Reinigung der Strassen hat jeder Hausinnhaber vor seinem Hause zu sorgen; nur bey sehr beträchtlichen Anhäufungen des Gassenkoths in sehr nassen Jahreszeiten, und gewöhnlich zu Ende des Winters bey schmelzenden Eis und Schnee wird die Hinwegschaffung desselben von Polizey wegen besorgt,

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so wie auch jetzt die sonst an den öffentlichen Straßen gelegene Dunghaufen fleißiger, theils aus der Stadt, theils an abgelegene und bedeckte Orte geschaft werden, was in Städten wenigst, wo es der Verunreinigungen jeder Art ohne das genug giebt, seyn sollte. Indessen sind unsre Straßen nur bey ganz trockner Witterung leidentlich rein und sauber; in nassen und regner’schen Tagen hingegen ist es bey unsern größtentheils verdorbenen Gassenpflaster, dessen Lücken jetzt gewöhnlich nur mit Sand und Kieß zur Noth ausgefüllt werden, und auf den zum Theil blos chausirten Straßen unvermeidlich, daß nicht der Gassenkoth oft so überhand nimmt, daß man an manchen Orten nur mit Mühe durchwaden kann. Der Gassenstaub plagt uns auch in heissen und trocknen Tagen nicht sonders, indem um solche Zeiten gewöhnlich bey uns ziemlich Windstille herrscht. Oeffentliche Spazirgänge, welche mit beschattenden Bäumen besetzt sind, und daher zur Sommerszeit vor grosser Hitze schützen, und eine angenehme Kühle verbreiten würden, giebt es keine um die Stadt, und wohl mag deren Mängel auch einigermassen Anlaß zu mehr sitzender Lebensart geben. Sonst konnte man auch innerhalb auf den Mauern, was besonders bey schlechter und nasser Witterung gut kam, sehr bequem herumgehen; da aber in letztern Zeiten die Gänge nicht mehr unterhalten wurden, und daher die Bretter und Steine verdorben und zum Theil ganz weggerissen waren, so mußte man, um etwaiges Unglück zu verhüten, auch diesen Spazirgang untersagen und verschliessen.

Mit fliessenden Wasser ist unsre Stadt zwar gut versehen, doch wird aber unser Flüßchen und die übrigen