Franz Joseph Werfer
Versuch einer medizinischen Topographie der Stadt Gmünd
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von Büren, sondern von Staufen schrieb, und 1080 von K. Heinrich IV. zum Herzog in Schwaben erhoben wurde, sich aus seiner Dunkelheit zu erheben, zu vergrössern und bekannter zu werden. Denn wie sich der neue herzogliche Hof vergrösserte, vermehrten sich auch die Bedürfnisse; es wurde eine beträchtlichere Anzahl von Geschäftsleuten und Dienern, und mit diesen ein grösserer Aufwand erforderlich; es scheint daher nichts natürlicher zu seyn, als daß sich in der Gegend von Hohenstaufen mehrere Handwerksleute, Künstler und Kaufleute – welche jetzt noch die bedeutendste Klasse der Einwohner in Gmünd ausmachen – einfanden, und es war gewiß dem neuen Herzog Friedrich daran gelegen, sie in seiner Nähe zu haben; man darf sich folglich nicht wundern, wenn der Herzog alles mögliche gethan hat, um der Stadt aufzuhelfen. Auch wurde unter den Nachfolgern Friedrichs die Stadt immer erweitert und verschönert. Friedrich der Einäugige, des alten Friedrichs Sohn, umgab die Stadt (1110) mit einer Mauer, und Konrad, dessen Bruder, Herzog von Franken, der 1138 zum Kaiser erwählt wurde, stiftete zwei Klöster allda, deren eines nachher an die Augustiner, und das andere an die Dominikaner kam. Noch mehr aber erhob sich Gmünd unter Friderich Barbarossa, der nach seines Oncl’es Tod selbst zum Kaiserthron gerufen wurde, wo dasselbe wirklich zu einer Stadt von Bedeutung geworden zu seyn scheint. Denn Friderich hielt sich öfters in Gmünd auf, beschenkte es mit dem Stadtrecht, andern Freiheiten, und dem Stadtwappen, dem silbernen Einhorn im rothen Schilde; und da er bekanntermassen einer der

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ersten und vorzüglichsten Regenten war, der sein Vaterland mit Kraft und Weisheit zu beherrschen wußte; da er die Künsten und Wissenschaften selbst liebte, und daher beförderte und unterstützte, so ist ausser allem Zweifel, daß er die wohlthätigen Wirkungen seiner menschenfreundlichen Gesinnungen und Handlungen das auf seinem väterlichen Erbe gelegene Gmünd, in dessen Gegend er seine Jugendjahre zugebracht hatte, besonders fühlen ließ. Zu früh aber für das Vaterland starb Friderich 1190 am 10 Juni im Flusse Saleph bei Seleuzien in Syrien, während seinem zweiten Kreuzzug nach Palästina.

Unter der Regierung seiner zwei Söhne, Heinrichs VI. († 1197) und Philipps († 1208) ereignete sich nichts besonders Merkwürdige mit unsrer Stadt; wohl aber wuchs mit ihrem Kunstfleiß und ihrer Handlung auch ihre innere Kraft und Stärke, was ihr bei diesen unruhigen Zeiten in und ausser dem Vaterlande sehr zu Nutzen kam.

Durch was für eine Regierungsform die aufkeimende Stadt, ob durch eine eigne staufische Munizipalität sei verwaltet worden, oder, was wahrscheinlicher zu seyn scheint, ob sie unter einem staufischen Vogt gestanden sey, davon giebt uns die Geschichte keine zuverlässige Auskunft.

In der Gegend um Gmünd, der Nachbarschaft des kaiserlichen Hoflagers, haußten damals auch viele, reiche und angesehene, adeliche Familien, und man zählte ausserhalb der Stadt von etwa vier Stunden nach jeder Seite weit über fünfzig Schlösser und Burgställe, wie noch heut zu Tage in grösserer oder kleinerer Entfernung von der Stadt viele zerfallene