Franz Joseph Werfer
Versuch einer medizinischen Topographie der Stadt Gmünd
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sich im Thale an der Rems eine Curia, Hof oder Villam, die sie Gmünd sollen genannt haben; und noch will eine Volkssage das zur Zeit bestehende sonst genannte Jägerhaus, jetzt die Waldhornwirthschaft, das durchgehends für das älteste Haus hier gehalten wird, in jene Vorzeit hinüber setzen, ja wohl selbst für jene Villa gehalten wissen, zu dessen Beurkundung höchstens die massive, gewölbte und äusserst feste Bauart des untern Geschoßes nach Gewohnheit jener Zeiten einigermassen ausgewiesen werden mag.

Den Namen leitete man nachher von dem lateinischen Gaudia mundi her, welches soviel als Weltfreuden bedeutet, weil nämlich die Ritter und adelichen Jäger hier viele Lustbarkeiten anstellten. Es scheint aber, daß dieser Name ehender von Mündung entstanden sey, weil sich nämlich von hier aus, entweder das Remsthal immer weiter öffnet, oder weil sich etliche Bäche da in die Rems ergießen. Die Stadt, deren Erweiterung und Gründung als solche sich von den Herzogen und nachherigen Kaisern von Hohenstaufen herschreibt, soll nachher auch Kaisersreuth und Kaisers-Thiergarten genannt worden seyn. Weil es aber, in den Urkunden mit diesem Namen nie vorkommt, so mag es blos Mißverständniß seyn, indem man die in der Folge, etwa von den staufischen Kaisern ausgereuteten Plätze mit der Stadt selbst verwechselte.

Daß Gmünd schon im achten Jahrhundert bekannt war, und wenn auch nur in etlichen umherzerstreuten Höfen, wie die meisten Anfänge der Städte und Dörfer waren, bestanden habe, davon zeuget eine Stelle aus Beatus Rhenanus, wo er sagt: Karl der grosse

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regiert von 768–814) gab Volrad, Abt des Klosters St. Denys unweit Paris, einen Freiheitsbrief und Erlaubniß einige Klösterlein (monasteriola) aufzurichten, und unter andern auch im Herzogthum Alemanien eine Mönchswohnung (Haubertingen) mit den dazugehörigen Sachen und eignen Leuten, und noch eine andere Wohnung mit Namen Ezzilingen, Adelungen, auch Gamundiam. Also lauten die ältesten Nachrichten von Gmünd, welche gegenwärtig mit keinem hinterlassenen Denkmal aus jenen grauen Zeiten herüber sicher können beurkundet werden. Nur das schon vor mehreren Jahren weggerissene St. Veitskirchlein, wahrscheinlich das gewesene Kirchlein des von gedachten Abt Volrad erbauten Klösterleins, schien seiner Bauart nach jenen Zeiten angehört zu haben; denn sie war nach allen Theilen von einem weit höhern Alterthum, als die alte Pfarrkirche zum heil. Johannes aus dem 11 oder höchstens 12 Jahrhundert; auch die Gruft unter demselben stimmte für ein Kloster-Kirchlein, womit immer die Ruhestätte der Mönche verbunden war; aber jenes Klösterlein war nicht mit unsern, sonst bestandenen Klöstern zu vergleichen, es konnte nichts anders als ein Haus für zwei oder drei Mönche seyn, und für diese und die wenige Höfe umher war das Klösterlein groß genug, so klein es war.

Von jener Zeit an ist die Geschichte Gmünds in tiefes Dunkel gehüllt, bis zu Ende des eilften und Anfang des zwölften Jahrhunderts, wo Gmünd auf einmal anfing unter Friedrich von Staufen, aus dem alten Geschlecht der Büren, welcher 1070 das Schloß Hohenstaufen bauete, und sich nicht mehr