Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Weilen“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 16 (1890), Seite 489
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Weilen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 16, Seite 489. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Weilen (Version vom 10.10.2022)

[489] Weilen (eigentlich Weil), Joseph, Ritter von, dramatischer Dichter, geb. 28. Dez. 1828 zu Tetin bei Prag, ging zu Anfang 1848 nach Wien, um zu studieren, ward hier aber in die Märzrevolution hineingezogen und infolgedessen in den Novembertagen, als der Belagerungszustand über Wien verhängt worden war, als Gemeiner in ein Infanterieregiment, das eben in Ungarn stand, eingereiht. Durch wissenschaftliches Streben sich hervorthuend, erhielt er bereits im Dezember 1849 das Offizierspatent, benutzte dann, in verschiedenen Garnisonen Ungarns stationiert, jede Gelegenheit, sich militärisch und wissenschaftlich fortzubilden, wurde 1852 zum Lehrer der Geschichte und Geographie am Kadetteninstitut zu Hainburg ernannt, bald darauf zum Oberleutnant befördert und 1854 als Professor der Geschichte an die Genieakademie in Znaim, 1861 aber nach Wien versetzt, wo er Skriptor an der Hofbibliothek und daneben Professor der deutschen Litteratur an der Kriegsschule ward. 1873 errichtete er am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde eine Schauspielerschule, die sich unter seiner Leitung große Bedeutung errungen. 1874 erhielt er vom Kaiser den Orden der Eisernen Krone, womit die Erhebung in den Adelstand verbunden war. Nachdem er sich schon früher mit „Phantasien und Lieder“ (Wien 1853) und „Die Männer vom Schwert“, Heldenbilder aus Österreich (epische Poesien, 3. Aufl., das. 1855), dichterisch versucht, als Lyriker und Romanzendichter in seinen „Gedichten“ (das. 1863) bewährt hatte, trat er als Dramatiker zuerst mit der romantischen Tragödie „Tristan“ (Bresl. 1860, 2. Aufl. 1872) auf, welche die Runde über fast alle deutschen Bühnen machte und den Ruf des Dichters sicherte. Später folgte „Am Tag von Oudenarde“ (Wien 1865), ferner die Dramen: „Edda“, „Drahomira“ und „Rosamunde“ (gesammelt in „Dramatische Dichtungen“, das. 1868–70, 3 Bde.), „Graf Horn“ (Leipz. 1871), „An der Pforte der Unsterblichkeit“ (Wien 1872), „Der neue Achilles“, Schauspiel (Leipz. 1872), „Dolores“ (Stuttg. 1874), „Heinrich von der Aue“ (Leipz. 1874), das Festspiel „Aus dem Stegreif“ (Wien 1876), „König Erich“, Trauerspiel (Leipz. 1881), und die Romane: „Unersetzlich“ (Bresl. 1879) und „Daniela“ (Wien 1884). W. gehört als Dramatiker der Schule Halms an, dessen begabtester Nachfolger er ist. 1884 wurde ihm die Redaktion des vom Kronprinzen Rudolf ins Leben gerufenen Sammelwerks „Die österreichische Monarchie in Wort und Bild“ übertragen. Er war lange Zeit Präsident des Wiener Journalisten- und Schriftstellervereins Concordia und starb 3. Juli 1889 in Wien.