Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Runeberg“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 14 (1889), Seite 3536
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Runeberg. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 14, Seite 35–36. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Runeberg (Version vom 11.04.2021)

[35] Runeberg, 1) Johan Ludvig, schwed. Dichter, geb. 5. Febr. 1804 zu Jakobstad in Finnland, studierte zu Abo, habilitierte sich 1830 als Dozent zu Helsingfors, wurde 1837 zum Lektor am Gymnasium zu Borgå und 1844 zum Professor ernannt, legte aber 1857 seine Stelle nieder, um sich ganz der Poesie zu widmen. Seit 1863 durch einen Schlaganfall an das Krankenzimmer gefesselt, starb er 6. Mai 1877 in Borgå. Er war seit 1830 mit der Schriftstellerin Friederike Charlotte Tengström verheiratet. 1885 wurde ihm ein Standbild (von seinem Sohn, s. unten) in Helsingfors errichtet. Runebergs Gedichte (von denen die ersten Bände 1830 und 1833 erschienen) zeichnen sich aus durch Klarheit und Reinheit der Gedanken und der Form sowie durch wahre Vaterlandsliebe, und diese Eigenschaften haben ihn in Verbindung mit der lebendigen Anschaulichkeit, mit der er seine Charaktere zu zeichnen versteht, zu einem der beliebtesten und bedeutendsten Dichter Schwedens gemacht, obgleich er kein Schwede war und nicht in Schweden wohnte. Er gab heraus: „Serviska folksångar“ (1833, Übersetzungen und Nachbildungen serbischer Volkslieder); „Grafven i Perrho“ („Das Grab in Perrho“, ein dem finnischen Volksleben entlehntes Epos, 1831 von der schwedischen Akademie gekrönt); die beiden Idylle: „Elgskyttarne“ („Die Elenjäger“, 1832) und „Hanna“ (1836; deutsch von Kluge, Dess. 1877), worin die Schönheit der Mittsommernächte und das trauliche Leben auf einem ländlichen Pfarrhof geschildert werden; ferner die dem russischen Volksleben entlehnte romantisch-moderne Erzählung „Nadeschda“ (1841; deutsch, 2. Aufl., Brem. 1879); das Idyll „Julqvällen“ (1841; deutsch: „Der Weihnachtsabend“, Helsingf. 1870) und zwei Romanzencyklen: „Kung Fjalar“ (1844; deutsch, Leipz. 1877) und „Fänrik Ståls sägner“ („Die Sagen des Fähnrichs Stål“, 1844 u. 1860, 2 Hefte; 2. Aufl. 1863 u. 1868), letzteres wohl sein berühmtestes und gelesenstes Werk, das Szenen aus dem letzten finnischen Krieg schildert (wiederholt ins Deutsche übersetzt, zuletzt von Liebeherr, Rost. 1884; von Peters, Berl. 1884–86); endlich „Smärre berättelser“ (1854; deutsch: „Kleinere Erzählungen“, Leipz. 1856). Auch hat R. viele vorzügliche Kirchenlieder gedichtet. Später wandte er sich der dramatischen Dichtung zu und gab ein bürgerliches Schauspiel: „Kan ej“ („Kann nicht“; deutsch, Wiborg 1871), und ein Trauerspiel: „Kungarna pa Salamis“ („Die Könige auf Salamis“, 1863; deutsch, Leipz. 1875), heraus, worin er die antike Form mit dem Geist christlicher Weltanschauung zu verbinden suchte. Seine „Gesammelten Schriften“ erschienen in 6 Teilen (hrsg. von C. K. Nyblom, Örebro 1851–64 u. Stockh. 1873–74; Volksausg. 1876). Eine Übersetzung ausgewählter [36] Gedichte veröffentlichte Vogel (Leipz. 1878). Vgl. L. Dietrichson u. Rancken, J. L. R. (Stockh. 1864); Cygnäus, Om J. L. R. (Helsingf. 1873); Peschier, Joh. Ludw. R. (Stuttg. 1881).

2) Walter, finn. Bildhauer, Sohn des vorigen, geb. 29. Dez. 1838 zu Borgå, bildete sich nach zurückgelegten Universitätsstudien bei Sjöstrand, ging 1858 nach Kopenhagen, wo er Bissens Schüler wurde und drei Jahre im Thorwaldsenschen Geist arbeitete, und 1861 nach Rom, wo ein von ihm modellierter Silen Aufsehen machte. 1864 in die Heimat zurückgekehrt, arbeitete er in den folgenden drei Jahren das Modell zu „Ilmarinen schmiedet den Mond“ aus, zu dessen Ausführung in Marmor er eine zweite Reise nach Rom antrat. Hier gingen aus seinem Atelier Apollon und Marsyas, der schlafende Amor und Psyche, von Zephyren getragen, hervor, welchen noch andre Arbeiten nach Motiven aus der Psychemythe folgten. 1877 verlegte er sein Atelier nach Paris.