MKL1888:Römische Münzen

Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Römische Münzen“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 13 (1889), Seite 929930
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Römische Münzen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 13, Seite 929–930. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:R%C3%B6mische_M%C3%BCnzen (Version vom 16.11.2024)

[929] Römische Münzen. Die Münzen des römischen Reichs zerfallen in solche aus der Zeit der Republik, die sogen. Konsularmünzen (s. d.), die bis zu Cäsar reichen, der zuerst sein Bild auf die Münzen setzen ließ, und in die unter den Kaisern geprägten sogen. Kaisermünzen (s. d.), die mit Augustus beginnen und mit Romulus Augustus endigen. Die Republikmünzen bestanden in großen gegossenen Kupferstücken: As, Semis, Triens, Quadrans, Sextans, [930] Uncia etc., vorzugsweise aber aus Silbermünzen: Denaren, Quinaren und Sestertien, die seit 269 v. Chr. geprägt wurden. Goldmünzen der Republik erscheinen im ganzen erst sehr spät, z. B. unter Sulla. Seit Augustus war die Kupferprägung das Recht des Senats; Silber- und Goldmünzen (Aureus, später Solidus genannt, die gewöhnliche Goldmünze) prägte der Kaiser. Große Gold- und Silbermedaillons sind selten; Augustus prägte zuerst derartige große (nur in einem Exemplar erhaltene) Goldstücke, Domitian große Gold- und Silberstücke; ungewöhnlich große Kupfermünzen, meist von ausgezeichnet schöner Arbeit, prägte zuerst Trajan. Die Silbermünzen verschlechterten sich immer mehr, bis Diokletian den reinen Silberdenar wiederherstellte. Seit Konstantin d. Gr. wurde der goldene Solidus als 1/72 des Pfundes ausgeprägt und mit der Zahl 72 oder den griechischen Buchstaben ΟΒ (d. h. 72) bezeichnet. Nach demselben Fuß prägten alle Kaiser bis zum letzten, Romulus Augustus (vgl. Münzwesen, Geschichtliches). Über die Münzen der oströmischen Kaiser s. Byzantinische Münzen. Der künstlerische Wert der ältern römischen Münzen ist meist gering. Schon mit Cäsar treten höchst charakteristische Porträte auf, die sich bis gegen das Ende des 3. Jahrh. erhalten. Die Rückseite der Münzen zeigt oft nur trockne Allegorien, häufig aber auch lebendige, figurenreiche Darstellungen von vollendeter Schönheit. Besonders zeichnen sich die großen Bronzemedaillons (nicht eigentliche Münzen) durch großartige, ideale Behandlung der Köpfe wie durch vorzügliche, meist mythologische Rückseiten von weichem, rein griechischem Stil aus (besonders unter Hadrian und den Antoninen). Durch ihre chronologische Notizen wie auch bisweilen durch ihre Typen sind die römischen Münzen, namentlich für die Kaiserzeit, eine der wichtigsten, oft die einzige sichere Quelle, welche nur für kurze Zeit (gegen Ende des 3. Jahrh.) fehlerhaft und unzuverlässig wird, in ihrer Gesamtheit aber neben den Inschriften das bedeutendste Hilfsmittel für historische Forschungen bildet. Vgl. Eckhel, Doctrina numorum veterum, Bd. 5–8 (Wien 1798); Mommsen, Geschichte des römischen Münzwesens (Bresl. 1860); Cohen, Description générale des monnaies de la république romaine (Par. 1857); Derselbe, Description historique des monnaies frappées sous l’empire romain (2. Aufl., das. 1880–85, 5 Bde.). Vgl. auch Tafel „Münzen des Altertums“, Fig. 11–16.