MKL1888:Byzantinische Münzen

Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Byzantinische Münzen“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 3 (1886), Seite 707
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Byzantinische Münzen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 3, Seite 707. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Byzantinische_M%C3%BCnzen (Version vom 27.12.2022)

[707] Byzantinische Münzen (Byzantiner), die Münzen der Kaiser des oström. Reichs (395–1453), beginnen mit dem Kaiser Arcadius und zeigen zuerst Bildnis und Umschrift in lateinischer Sprache, auf der Rückseite meist eine Viktoria und die Umschrift: „VICTORIA AVGVSTI“ oder „AVGVSTORVM“, bei den sehr vorwiegenden Goldstücken die schon seit Konstantin übliche Wertbezeichnung: CON. OB., d. h. nach konstantinopolitanischem Fuß 72 (OB ist das griechische Zahlzeichen für 72) Stück aus dem Pfunde. Der Stil aller dieser Münzen ist flach und schlecht und wird allmählich immer geschmackloser; in späterer Zeit erscheinen die Brustbilder und ganzen Figuren von Kaisern, Christi und der Heiligen fast nur von vorn, von kindischer Zeichnung, mit Kronen, gemusterten Gewändern, Kreuzen etc. überladen. Die Sprache ist in späterer Zeit griechisch, aber mit ganz verderbten Buchstaben geschrieben. Rückseite der mittelalterlichen Byzantiner ist sehr häufig die Figur Christi mit seinen Namensinitialen JC XC („Jesus Christos“). Häufig bleiben die Goldmünzen und waren trotz des schwankenden Metallgehalts eine Hauptverkehrsmünze des Mittelalters (Byzantiner, Besants d’or, wie man auch andre Goldstücke übertragen nannte). Die lateinischen Kaiser (1204–51) scheinen keine Münzen geprägt zu haben, während die in Trapezunt und Nicäa residierenden byzantinischen Kaiser zahlreiche, meist silberne Münzen prägten. Der historische Wert der byzantinischen Münzen besteht in der Fülle der darauf genannten Herrscher, deren Gemahlinnen, Mitregenten und Prinzen, den mannigfachen Darstellungen der Heiligen; auch sprachlich sind sie durch ihre langen, bisweilen freilich dunkeln Inschriften wichtig, die hin und wieder sogar auch poetischen Wert haben. Die letzten byzantinischen Münzen, von Johann Paläologos, dem vorletzten Schattenkaiser (gest. 1448), sind traurige Beweise der tiefsten Barbarei. Historisch sehr merkwürdig sind die ganz im Stil der byzantinischen Münzen geprägten seltenen Münzen kleiner mit den Kaisern verwandter Dynasten, z. B. der Despoten von Epirus und Thessalien, deren Münzen und Siegel P. Lambros in neuester Zeit speziell untersucht und bearbeitet hat. Vgl. Eckhel, Doctrina numorum veterum, Bd. 6 (Wien 1798); Saulcy, Essai de classification des suites monétaires byzantines (1836); Sabatier, Description des monnaies byzantines (Par. 1862, 2 Bde. mit 70 Tafeln, darin auch die für den Sammler nützliche Taxierung jedes Stücks).