Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Byzantiner“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 3 (1886), Seite 707
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Byzantiner. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 3, Seite 707. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Byzantiner (Version vom 29.10.2022)

[707] Byzantiner, die Geschichtschreiber, welche seit dem 6. Jahrh. n. Chr. die Geschichte des byzantinischen Reichs von Konstantin d. Gr. (325) bis zu dessen Untergang (1453) schrieben. Nachdem schon im 6. Jahrh. aus der Schule des Eunapios einige namhafte Geschichtschreiber hervorgegangen waren, besonders Prokopios von Cäsarea, Agathias u. a., beginnt im 7. Jahrh. die eigentlich byzantinische Litteratur. Die Schriftsteller derselben entbehren der Selbständigkeit und Originalität, sie legen sich wesentlich auf das Exzerpieren und Kompilieren älterer Werke; die Sprache bildet schon den Übergang zum Neugriechischen; die Litteratur steht dem Leben fern und hat ihre Hauptvertreter unter den Geistlichen. Nachdem unter den Kaisern des 8. Jahrh. die Litteratur wenig Förderung, oft sogar Hemmung und Verfolgung erlitten (in diese Zeit gehören Johannes von Damaskus, Georgios Synkellos, Nikephoros u. a.), waren die Kaiser der makedonischen Dynastie (867–1025) ihr sehr günstig; die Kaiser Leo VI. und Konstantin Porphyrogennetos waren selbst Schriftsteller; sie errichteten Kommissionen von Gelehrten, welche für die Administration, die Kanzlei, Taktik, die diplomatischen Bedürfnisse Lehrbücher zu liefern hatten. So exzerpierte eine historische Kommission die griechischen Historiker nach 53 Rubriken. In diese Zeit fallen Johannes Genesios, Pollux, Xiphilinos, Leo Diakonos. Auch die Grammatik, die Lexikographie, die Naturwissenschaften fanden Bearbeiter. Die Komnenen waren ebenfalls der Litteratur förderlich; Alexios I., seine Tochter Anna Komnena, Isaak Porphyrogennetos, Manuel und andre Kaiser waren selbst Schriftsteller. Das Beste aus dieser Zeit ist das Geschichtswerk der Anna Komnena. Aus dem 12. Jahrh. sind hervorzuheben Johannes Kinnamos und Johannes Zonaras, ferner Tzetzes und der Erzbischof Eustathios von Thessalonich. Unter den Paläologen ist aus dem 14. Jahrh. Johannes Kantakuzenos zu nennen. Namentlich wurden jetzt die Dialektik und Rhetorik bearbeitet, wie durch Theodoros, Gregorios von Cypern u. a. Ins 14. Jahrh. gehören auch der Sammler und Übersetzer Planudes, der Historiker Nikephoros Gregoras, der Kritiker Triklinios. Nach der Eroberung von Konstantinopel wirkten Theodor von Gaza, Georg von Trapezunt, Laskaris, Musurus u. a. für Verbreitung hellenischer Bildung im Abendland. Die erste Sammlung byzantinischer Geschichtschreiber: „Historiae Byzantinae scriptores“, wurde von Labbé (Par. 1654) begonnen und von Fabrotti, Dufresne u. a. fortgesetzt bis 1711 (36 Bde.; nachgedruckt, Vened. 1727 ff., 28 Bde.). Eine neue Ausgabe der B. unter dem Titel: „Corpus scriptorum historiae Byzantinae“ ward unter Niebuhrs Leitung (Bonn 1829–55, 48 Bde.) begonnen und nach dessen Tod von der Berliner Akademie der Wissenschaften fortgesetzt.