Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Pupille“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 13 (1889), Seite 469
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Pupille. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 13, Seite 469. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Pupille (Version vom 07.02.2024)

[469] Pupille (lat.), das Schwarze im Auge, ist die kreisrunde zentrale Lücke in der Scheibe der Regenbogenhaut, durch welche die Lichtstrahlen in den Augengrund fallen, und durch welche wir für gewöhnlich den Augengrund schwarz hindurchschimmern sehen. Fehlt in der Aderhaut das schwarze Pigment, das normal dort vorhanden ist, wie bei den Albinos (s. d.) und den weißen Mäusen, Raben, Tauben etc., so erscheint die P. nicht schwarz, sondern rot, weil durch die Augenhäute viel Licht in das Innere des Auges gelangt und es diffus beleuchtet. Blickt man ins Helle und auf nahe Gegenstände, so verengert sich die P., im Dunkeln dagegen, und wenn man auf ferne Gegenstände blickt, erweitert sie sich. Die P. reguliert daher die ins Auge gelangende Lichtmenge, und dies geschieht durch das Spiel des doppelten Muskelapparats der Iris (s. Auge). Der kreisförmig die P. umgebende Muskel, welcher unter dem Einfluß des vom Gehirn ausgehenden Nervus oculomotorius steht, verengert die P., wenn er sich zusammenzieht, oder wenn die radiär verlaufenden Muskeln, welche dem vom Rückenmark ausgehenden Nervus sympathicus gehorchen, erschlaffen, während umgekehrt eine Zusammenziehung dieser Muskeln oder eine Erschlaffung des ringförmigen Muskels die P. erweitert. Bei Lähmung eines der beiden Muskeln (Iridoplegie) bleibt die P. unbeweglich, entweder abnorm erweitert (Mydriasis) oder abnorm verengert (Myosis). Eine künstliche Erweiterung der P. erreicht man durch Eintröpfeln von Atropin, Duboisin, Hyoscyamin, Kokain, Daturin (Mydriatika), während Physostigmin, Pilokarpin, Morphin, Nikotin (Myotika) die P. verengern. Hiervon macht die Augenheilkunde ausgedehnten Gebrauch. Unregelmäßige Formen der P. kommen vor bei mangelhafter Bildung der Iris (Koloboma, Irisspalte), beim Fehlen der Iris (Iridiremie), wobei die P. sehr groß ist, auch liegt die P. bisweilen nicht in der Mitte der Iris (Korektopie[WS 1]). Gewisse Augenkrankheiten, namentlich die Entzündung der Regenbogenhaut, können zur abnormen Verengerung oder selbst zum vollständigen Verschluß der P. führen, und es muß dann auf operativem Weg eine künstliche P. gebildet werden (Koromorphose oder Iridektomie, s. d.).

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Korrektopie