Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Albīnos“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 293
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Albīnos. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 293. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Alb%C4%ABnos (Version vom 06.01.2023)

[293] Albīnos (v. portug. albino, weiß; Kakerlaken, weiße Neger, Dondos, Weißsüchtige, lat. Leucaethiopes), besondere Varietät des Menschen, welche sich durch eine milchweiße Haut, seidenartige, weiße Kopf-, Bart- und Schamhaare, eine blaß rosenrote Iris und tiefrote Pupille charakterisiert. Der Augapfel dieser A. ist in steter zitternder Bewegung, und alle sind kurzsichtig. Sie sehen am besten in der Dämmerung und besser bei Mondlicht als bei dem sie zu stark blendenden Sonnenlicht. Im allgemeinen von mittlerer Größe, sind sie von schwächlicher Konstitution. Man findet sie in allen Klimaten und unter allen Menschenrassen, am häufigsten aber unter den Negern, weit seltener unter den Nationen von weißer Hautfarbe. In einigen Gegenden sind sie ein Gegenstand des Abscheus, weshalb sie sich in unbewohnte Gegenden zurückziehen und dort beisammenleben, was wahrscheinlich Veranlassung zu der Annahme gegeben hat, daß sie eine besondere Nation oder Rasse seien. Der Albinismus oder die Leukäthiopie (Leukopathie) beruht auf einem mehr oder minder vollständigen Mangel des Pigments in den tiefern Zellenschichten der Oberhaut (der sogen. Malpighischen Schleimschicht) sowie auf Pigmentmangel in der Regenbogen- und Gefäßhaut des Auges. Die Gründe dieses Mangels kennen wir nicht. Der eigentliche Albinismus ist stets angeboren, kommt teils sporadisch, teils erblich vor und ist unheilbar. Er findet sich auch bei den Tieren häufig. Die weißen Kaninchen, weißen Mäuse, weißen Raben, weißen Tauben etc. sind A. Die weißen Elefanten, welche in einigen Gegenden Asiens so hoher Verehrung genießen, sind wenigstens eine an Albinismus angrenzende Varietät. Dasselbe gilt von den isabellfarbigen Pferden. Geoffroy Saint-Hilaire unterscheidet vollkommenen, partiellen und unvollkommenen Albinismus. Der vollkommene charakterisiert sich durch völlige und allgemeine Entfärbung der Haut; bei dem partiellen beschränkt sich die Entfärbung auf einzelne Stellen der Haut, und beim unvollkommenen findet nur eine mehr oder weniger ins Auge fallende Verminderung der färbenden Materie statt. Vgl. Mansfeld, über das Wesen der Leukopathie oder des Albinoismus (Braunschw. 1822).