MKL1888:Pflanzengeographie

Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Pflanzengeographie“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 12 (1888), Seite 960962
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Pflanzengeographie. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 12, Seite 960–962. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Pflanzengeographie (Version vom 05.12.2024)

[960] Pflanzengeographie (hierzu Karte „Verbreitung der wichtigsten Pflanzengruppen der Erde“, mit Text), dasjenige Gebiet der Botanik, welches die Verteilung des Pflanzenreichs auf der Erde sowie die daraus für die verschiedenen Gegenden sich ergebenden Vegetationsverhältnisse und die Erforschung der diesen Erscheinungen zu Grunde liegenden Ursachen zum Gegenstand hat. Die verschiedenen Pflanzenarten sind auf der Oberfläche der Erde nicht gleichmäßig verteilt. In erster Linie wird dies durch die klimatischen Verhältnisse und zwar hauptsächlich durch die Verteilung der Wärme auf der Erde bedingt; denn die unter den gleichen Breitengraden liegenden Gegenden zeigen eine gewisse Gleichheit in ihrem Vegetationscharakter, während in verschiedenen entlegenen Breitengraden die Pflanzendecke der Erde bedeutende Verschiedenheiten darbietet. Diese Erscheinung führt zur Annahme der pflanzengeographischen Zonen auf der nördlichen und südlichen Halbkugel, welche nach ihren gleichen Temperaturverhältnissen u. den Hauptcharakteren ihrer Vegetation festgestellt worden sind. Die letztere stimmt zwar in ihren Einzelheiten nicht im ganzen Umfang jedes um die Erde laufenden Gürtels überein; aber in ihren Hauptzügen zeigt sie ein einheitliches Gepräge, welches in dem Gesamtbild, das die Pflanzenwelt der einzelnen Erdgegenden gewährt, und in dem Vorherrschen bestimmter Pflanzenformen sich ausspricht, daher man diese Zonen auch durch gewisse Pflanzenformen botanisch charakterisiert. Wir unterscheiden folgende acht Zonen:

1) Die Äquatorialzone oder Zone der Palmen und Bananen, 15° beiderseits vom Äquator, zeichnet sich durch Lianen und baumschmarotzende Orchideen in üppig vegetierenden und farbenprächtigen Urwäldern aus. 2) Die tropische Zone oder Zone der Baumfarne, vom 15. bis 23.° nördl. und südl. Br., unterscheidet sich von der vorigen durch das Zurücktreten der Lianen und schmarotzenden Orchideen. 3) Die subtropische Zone, vom 23. bis 34.° nördl. und südl. Br., wird durch Myrten und Lorbeergewächse charakterisiert. 4) Die wärmere gemäßigte Zone oder Zone der immergrünen Laubhölzer, vom 34. bis 45.° nördl. und südl. Br., zeichnet sich durch die Menge der Holzgewächse mit nicht abfallenden Blättern aus. 5) Die kältere gemäßigte Zone oder Zone der blattwechselnden Laubhölzer, vom 45. bis 58.° nördl. und südl. Br., besitzt Waldungen von Laub- und Nadelholz, die von Wiesen, Prärien und Heiden unterbrochen sind. 6) Die subarktische Zone oder Zone der Nadelhölzer, vom 58. bis 66.° nördl. und südl. Br., hat vorherrschend Koniferenwälder, die nur von einigen Laubbäumen, besonders von Weiden und Birken, begleitet werden. 7) Die arktische Zone oder Zone der Alpensträucher, vom 66. bis 72.° nördl. und südl. Br., beherbergt eine Pflanzendecke, die vorwiegend aus niedern Sträuchern und Stauden nebst Moosen und Flechten besteht. 8) Die Polarzone oder Zone der Alpenkräuter, vom 72.° bis zu den Polen, ähnelt in ihrer Flora durch die geringe Anzahl von Blütenpflanzen am meisten den Alpenregionen in der Nähe der Schneegrenze.

Die durch die vertikale Verteilung der Wärme bedingten Veränderungen der Vegetationsverhältnisse nach der Höhe über dem Meer nötigen zur Annahme bestimmter Regionen der vertikalen Pflanzenverteilung. Wie wir in Gebirgsgegenden, von der Ebene in vertikaler Richtung aufsteigend, im allgemeinen dieselbe Abstufung der Temperatur wiederfinden, wie sie beim Vorschreiten gegen die Pole zu stattfindet, so besteht auch ein Parallelismus der pflanzengeographischen Zonen mit den vertikalen Regionen der Pflanzenverteilung, so daß die unter dem Äquator bis zur Schneegrenze reichenden Gebirge die Analoga der Vegetationscharaktere wie der Klimate der ganzen Erde darbieten, die von dem Äquator entfernten Gebirge aber in ihren verschiedenen Regionen immer nur die von ihnen aus gegen die Pole zu liegenden Zonen repräsentieren, bis endlich in den arktischen und Polarzonen die Schneeregion immer näher an das Meer herunterrückt und damit die ganze Vegetation den Charakter der Hochgebirge annimmt. Wir unterscheiden in den Schweizer Alpen folgende fünf Pflanzenregionen: 1) Die Kulturregion, von der Ebene am Fuß der Nordabhänge bis 550 m, auf der Südseite bis 700 m, wird charakterisiert durch die vorherrschende Kultur von Obst und Wein, welche die Wälder zumeist verdrängt hat, sowie durch Einmischung von südlichen Florenbestandteilen. 2) Die Waldregion, bis zu 1350 m auf der Nordseite, bis 900 m in der Südschweiz, stimmt mit der vorigen im allgemeinen überein, unterscheidet sich aber durch das Fehlen des Weins von jener und wird durch die hauptsächlich aus Buchen, auf der Südseite aus Kastanien bestehenden Laubwälder charakterisiert. An der obern Grenze verschwindet der Obstbau ganz. 3) Die Region der Nadelhölzer oder subalpine Region, bis ca. 1800 m, bildet einen Gürtel von Nadelwäldern, in der nördlichen Schweiz vorzüglich aus Fichten und Weißtannen, in der Zentralschweiz aus Lärchen und Arven bestehend, mit welchem der Baumwuchs seine Grenze (Baumgrenze) erreicht. Der Getreidebau verschwindet in der Schweiz je nach den lokalen Verhältnissen zwischen 1230 und 2100 m. 4) Die Region der Alpensträucher oder untere alpine Region, bis ca. 2300 m (untere Schneegrenze), wird charakterisiert durch eine den Alpen

[Beilage]

[Ξ]

VERBREITUNG DER WICHTICHSTEN
PFLANZENGRUPPEN DER ERDE

Äquatorial-Maßstab 1 : 100.000.000
[I]
Zur Karte ‚Verbreitung der wichtigsten Pflanzengruppen der Erde‘.

Die Vegetationsdecke der Erde zerfällt in gewisse Floren- oder Vegetationsgebiete, in welchen die floristische Zusammensetzung annähernd gleichartig ist und bestimmte klimatische Analogien herrschen. Grisebach unterschied folgende Florengebiete.

1) Das arktische Gebiet umfaßt alle zirkumpolaren Länder nördlich von der Baumgrenze. Island, Spitzbergen, Nowaja Semlja, die Melville- und Parryinseln sowie Grönland gehören ganz zu diesem Gebiet. Klimatisch zeichnet sich dasselbe durch eine stark verkürzte Vegetationsperiode von 3–4 Monaten aus, die ein entwickelteres Baumleben nicht mehr ermöglicht. Die wenigen noch vorhandenen Holzpflanzen, besonders Weidenarten, zeichnen sich durch ihren ganz niedrigen oder kriechenden Wuchs aus; dagegen besitzen sie als Ersatz lange, unterirdische Stämmchen. Vorherrschend bedecken Moose, Erdflechten, Gräser, Riedgräser und alpine Stauden, im südlichen Island auch Zwergbirken und höhere Weidenarten den Boden. Die vorherrschende pflanzliche Formation ist die Tundra, deren Boden im Sommer nur bis zu einer gewissen Tiefe auftaut und an nassen Stellen von Moosen, an trocknen von Erdflechten bewohnt wird.

2) Das europäisch-asiatische Waldgebiet nimmt den größten Teil des nördlichen Asien und einen großen Teil von Europa mit Ausnahme der drei südeuropäischen Halbinseln ein. Nördlich reicht es bis zur Baumgrenze, südlich in Asien etwa bis zum 50. Breitengrad, in Europa bis zu den Mittelmeerländern. Klimatisch und pflanzengeographisch zerfällt es in mehrere Abschnitte, die in Europa als die Zone der Cerriseiche, der Kastanie, der Edeltanne, der Buche und der Eiche bezeichnet werden können. Zwischen den westlichen und östlichen Teilen des Gebiets macht sich ein starker, dem ozeanischen und kontinentalen Klima entsprechender Gegensatz geltend. Unter den Vegetationsformen herrschen bis zum 50., resp. 60. Breitengrad die Nadelhölzer, weiter südwärts die Bäume mit periodischem Laubfall vor. Unter den charakteristischen Pflanzentypen stehen die rasenbildenden Gräser und Riedgräser voran. Als eigenartige Formationen sind außer den Wäldern die Wiesen mit zusammenhängender Rasendecke, die Heiden des westlichen Europa, die steppenähnlichen Pußten Ungarns, die Erlen- und Birkenbrücher mit niedrigem Strauchwerk, die Moore mit einer Decke von Sphagnum oder von Riedgräsern und die Parklandschaften des Amurlandes und Kamtschatkas hervorzuheben.

3) Das Mittelmeergebiet begreift die drei südeuropäischen Halbinseln Spanien, Italien und Griechenland sowie die südlichen Teile der Krim, ferner die Küstenstriche Kleinasiens und Syriens, von Afrika alle nordwärts von der Sahara liegenden Länder und die Mittelmeerinseln. Es zeichnet sich klimatisch durch regenarme Sommer und milde Winter, pflanzengeographisch durch das Vorherrschen immergrüner Bäume der Oliven- und Lorbeerform aus, die dem trocknen Klima am besten angepaßt erscheinen; von laubabwerfenden Bäumen kommen unter andern die echte Kastanie, mehrere Eichenarten, die Silberlinde, die Platane vor. Von wichtigen aus Asien eingeführten Kulturbäumen sind die Zitrone, die Orange, der Mandel-, Granat-, Maulbeer- und Feigenbaum zu nennen. Von Palmen ist nur die Zwergpalme einheimisch, während die besonders in Unteritalien und an den südspanischen Küsten wachsende Dattelpalme durch Kultur an das Mittelmeer gelangt ist. An warmen Felsküsten haben sich zwei aus Amerika stammende Einwanderer, der Feigenkaktus (Opuntia fieus indica) und die Agave (Agave americana), angesiedelt. Charakteristisch für die Vegetation des Mittelmeergebiets sind die aus Ginsterarten, Cistrosen und Eriken gebildeten dürren Gesträuchdickichte, die sogen. Maquis, und die mit Kräutern oder Halbsträuchern bedeckten Matten. Auf den Kulturflächen werden besonders Weizen, Mais, Wein, in der künstlich bewässerten Lombardei auch Reis, in Unteritalien Baumwolle, in Andalusien Zuckerrohr, Pisang und Bataten angebaut.

4) Das Steppengebiet umfaßt einen Teil von Südrußland, die Länder um das Kaspische Meer, den Kaukasus, Turan, Turkistan, das Hochland Kleinasiens, Armenien, Mesopotamien, Syrien, Palästina, Persien, Afghanistan, die Hochländer Tibets, den Thianschan, das Alataugebirge und die Wüste Gobi. In klimatischer Beziehung sind für dasselbe außerordentlich trockne, heiße Sommer und strenge Winter charakteristisch. Der kurze Frühling bildet die eigentliche Vegetationszeit; nur in den Flußthälern, wie in denen des Euphrat und Tigris, in den Hochthälern Afghanistans und der Bucharei entwickelt sich ein reicheres Pflanzenleben. In den völlig baumlosen Steppen wachsen fleischige Salzpflanzen, Dornsträucher und starrblätterige Gräser; nur im Frühjahr bedeckt sich der Boden mit schnell vergänglichen Zwiebel- und Doldenpflanzen.

5) Das chinesisch-japanische Florengebiet erstreckt sich durch China südlich bis zum Wendekreis des Krebses, nördlich bis zum Amur; von Japan ist nur die nördliche Hälfte der Insel Sachalin davon ausgeschlossen. Vor dem Steppengebiet hat es den Vorzug reichlicher und periodischer Niederschläge, welche die Folge der hier bis zum 40.–45. Grad hinaufreichenden Südwestmonsune sind. Die Flora Chinas und Japans setzt sich aus sibirischen, indischen und europäischen Pflanzenformen zusammen, denen sich eine Reihe nordamerikanischer Arten anschließen.

6) Das indische Monsungebiet liegt zwischen dem 30.° nördl. und dem 30.° südl. Br. und umfaßt den größten Teil von Vorder- und Hinterindien, die Sundainseln, Neuguinea, die Philippinen, Karolinen und eine Anzahl von Inselgruppen des Stillen Ozeans. Das Jahr zerfällt in den tropischen Teilen des Gebiets in die Abschnitte der Regenzeit und der trocknen Jahreszeit; durch das Übergreifen des Südostpassats auf die nördliche sowie des Nordostpassats auf die südliche Halbkugel entstehen die periodisch wehenden Monsune. Die hervorragendsten Pflanzenformen bilden zahlreiche Palmenarten, Cykadeen und Palmlianen, Bambusen, Farnbäume, Lianen und baumschmarotzende Orchideen, an der Küste wachsen Mangrovewälder. In den gleichmäßig das ganze Jahr hindurch feuchten und heißen Distrikten, wie den Inseln des Indischen Archipels, den Abhängen des Himalaja, im Thal des Brahmaputra, breiten sich dichte Dschangelwälder aus, an weniger feuchten Orten entwickeln sich periodisch dürre Savannen. Von Kulturpflanzen sind Reis, Baumwolle, Indigo, Kaffee auf Java, der Zimtbaum in Ceylon, die Muskatnuß und die Gewürznelken auf den Molukken, der Pfeffer Malabars und Siams, der Ingwer der Dschangelwälder und die Taroknollen der Südseeinseln die wichtigsten.

7) Das Florengebiet der Sahara nimmt einen großen Teil von Nordafrika zu beiden Seiten des nördlichen [II] Wendekreises sowie Arabien und die Induslandschaft ein; von Nordafrika gehören nur die Küstenländer am Mittelmeer nicht dazu. Das Gebiet zeichnet sich durch außerordentliche Trockenheit und Regenlosigkeit sowie durch hohe Tagestemperatur bei starker Abkühlung während der Nacht aus. Niederschläge treten fast nur im Winter und vorzugsweise im Nilthal ein. In den Thalfurchen (Wadis) und Thalbecken (Oasen) wird die Vegetation durch unterirdische Wasserläufe begünstigt. Die Hauptcharakterpflanze des Gebiets ist die Dattelpalme. In der salzfreien Wüste besteht die Vegetation vorherrschend aus blattlosen Sträuchern und vereinzelten Grasrasen, auf salzhaltigem Boden aus fleischigen oder dornigen Halophyten.

8) Das Florengebiet von Sudân umfaßt alle Landschaften Afrikas nördlich und südlich vom Äquator bis zum 20. Parallelkreis sowie einige Küstenländer Arabiens. Vor der Sahara ist es durch die Tropenregen begünstigt, deren Eintritt dem Zenithstand der Sonne folgt. In der Vegetation herrscht ein beständiger Wechsel zwischen Savannen mit mannshohen Gräsern und dicht bewaldeten Landschaften. Charakteristische Formen bilden die Baobab-Bäume (Adansonia), der riesenblätterige Ensete-Pisang (Musa Ensete), Mimosen, Tamarinden, Sykomoren, Dum-, Deleb- und Ölpalmen sowie armleuchterartig verzweigte Euphorbien.

9) Das Florengebiet der Kalahariwüste liegt rings um den Wendekreis des Steinbocks zwischen dem 20. und 29.° südl. Br. und entspricht der Sahara, hat aber etwas reichlichere Niederschläge als diese. Eine besonders merkwürdige Pflanzenform des Gebiets ist die zu den Gnetaceen gehörige Welwitschia. Sonst wachsen Dornsträucher und Acacia-Arten in der von Grasbüscheln bedeckten Wüste.

10) Das Gebiet der Kapflora nimmt die Südspitze Afrikas nördlich bis zum Oranjefluß ein; in seinen klimatischen Verhältnissen ähnelt es Südeuropa, leidet aber auf der Fläche seines Hochlandes durch Regenmangel und Sommerdürre. Die Vegetation wird vorwiegend von niedrigen, immergrünen Sträuchern mit fahlem, oft nadelartigem Laub aus den Familien der Erikaceen und Proteaceen gebildet; auf dürrem Boden wachsen Euphorbien und Aloe-Arten; auch Sukkulenten, wie Mesembryanthemum, sind häufig. Während der Regenzeit erscheinen zahlreiche Zwiebel- und Knollengewächse mit schön gefärbten Blüten. Eine auffallend große Anzahl von Pflanzengattungen ist dem Kapland ausschließlich eigentümlich.

11) Das australische Florengebiet zerfällt in mehrere klimatische Abschnitte, nämlich einen tropischen nördlichen Teil, einen rings um den Wendekreis liegenden Wüstengürtel und eine südliche Regenzone. Das Gebiet ist im allgemeinen durch Wasserarmut benachteiligt; dem entsprechend treten die Holzgewächse mit saftlosem, ausdauerndem Laub, wie die Eukalypten und Proteaceen, oder mit verkümmerten, zu Scheidenzähnen umgestalteten Blättern, wie die Kasuarineen, auf. Einen großen Teil des Kontinents nehmen Grassavannen ein, die bisweilen mit vereinzelten Bäumen besetzt sind; niedrige Gesträuche bilden oft undurchdringliche Dickichte (scrubs). Den heißfeuchten Teilen des Gebiets fehlen auch tropische Formen, wie Farnbäume und Palmen, nicht. Australien ist durch eine sehr große Zahl ihm allein eigentümlicher, endemischer Pflanzenarten ausgezeichnet und übertrifft darin noch das Kapland.

12) Das nordamerikanische Waldgebiet erstreckt sich nördlich bis zur Baumgrenze, südlich bis zum Oregon und bis zur Mississippimündung. Es hat ähnliche klimatische Abschnitte wie das europäische Waldgebiet, ist aber im allgemeinen unter gleichen Breitengraden kälter als Europa. Auf einen Nadelholzgürtel im Norden folgt in Kanada und in den nördlichen Staaten eine Zone sommergrüner Laubhölzer, unter denen besonders Eichen, Eschen, Walnuß- (Juglans, Carya) und Ahornarten häufig sind. Auch einige Repräsentanten tropischer Familien, wie der Tulpenbaum, eine Magnolie und die Bignoniacee Catalpa, kommen hinzu. In den Südstaaten folgt eine Zone immergrüner Laubhölzer, in Südcarolina treten schon Sabalpalmen, an der Küste von Florida und Louisiana auch Mangrovebäume auf. Die nordamerikanische Flora hat im ganzen etwa nur die Hälfte der Gattungen mit Europa gemein. Hauptsächliche Kulturpflanzen sind: der Mais, der bis zum 50.° nördl. Br., Zuckerrohr, das am Mississippi bis zum 35.° nördl. Br. hinaufgeht, Tabak besonders in Virginia und Baumwolle in den Südstaaten.

13) Das sich über Oregon, Nebraska, Utah, Kansas, Neumexiko und Texas erstreckende Präriengebiet ist eine baumlose Steppe, die mäßig strenge Winter, Frühlingsregen und dürre Sommer besitzt. Die am meisten auffallende Gewächsform des Gebiets bilden die Kakteen mit cylindrischen oder prismatischen, kugeligen oder eiförmigen, einfachen oder kronenartig verzweigten Stämmen, deren Blätter zu Dornen verkümmert sind; auf die südlichen Prärien beschränken sich die durch große Blattrosetten ausgezeichneten Agaven.

14) Das kalifornische Küstengebiet, außer Kalifornien auch den Küstenstrich westlich von der Sierra Nevada umfassend, hat ein ausgeprägtes Seeklima mit milden Wintern und kühlen Sommern. Im oberkalifornischen Küstenland ist die Landschaft waldig, vorherrschend sind Nadelhölzer aus den Gattungen Pinus, Cupressus, Chamaecyparis, Torreya und Sequoia; zu letzterer Gattung gehören die größten Koniferen der Erde, die Mammutbäume oder Wellingtonien (Sequoia gigantea), die in der Sierra Nevada wachsen. Im südlichen Kalifornien treten ähnlich wie in Südenropa Maquisgebüsche auf.

15) Das mexikanische Florengebiet, vom Wendekreis des Krebses bis zum Isthmus von Panama reichend, zerfällt, entsprechend seiner klimatischen Gliederung, in verschiedene pflanzengeographische Abschnitte; eine rings um den Mexikanischen Golf gelegene Zone hat eine reichliche Tropenvegetation mit Palmen, Cykadeen, Aroideen, Bromeliaceen, wie die Ananas, und Orchideen, darunter die Vanille. Dagegen bildet die mexikanische Hochebene mit dürrem Plateauklima eine baumlose Steppe; in der von den Anden durchzogenen pazifischen Zone breitet sich wieder ein Gürtel tropischer Wälder aus. Hier an der pazifischen Küste sind die Kokospalmen einheimisch.

16) Das westindische, von den Großen und Kleinen Antillen sowie den Bahamainseln gebildete Gebiet steht unter der Herrschaft des Passatwindes, der hier an den Nordküsten auf Gebirge trifft und daher starke Niederschläge veranlaßt. Das feuchtwarme Klima findet in einer großen Zahl tropischer Bäume, darunter Palmen, wie die Kohlpalme, Farnbäume, Lianen, Epiphyten, Scitamineen und Aroideen, seinen entsprechenden Ausdruck. Auf den Großen Antillen müssen die Urwälder mehr und mehr den Zucker- und Kaffeeplantagen weichen.

17) Das cisäquatoriale Florengebiet Südamerikas, die Länder diesseit des Äquators umfassend, zeichnet sich an seinen Küstenstrichen hauptsächlich durch lange Dauer der Niederschläge und dem entsprechende Entwickelung der Urwälder aus, während im Innern des Landes etwa bis zum 6.° nördl. Br. weite Savannen (Llanos) ein trockneres Klima andeuten. In den Urwäldern herrschen die Formen des Lorbeers und der Tamarinden vor, unter den Palmen sind die zwergig wachsende Carludovica, die das vegetabilische Elfenbein liefernde Phytelephas und die Hutpalme (Manicaria) charakteristisch; dazu kommen zahlreiche Lianen aus den verschiedensten Pflanzenfamilien.

18) Das Gebiet des äquatorialen Brasilien oder die Hyläa, vom Äquator etwa bis zum 10.° südl. Br. reichend, besitzt in den massenhaften Niederschlägen der Regenzeiten und in den Überschwemmungen des Amazonenstroms eine äußerst reichliche Wasserzufuhr, die auch in dem Charakter der Vegetation sich ausprägt. Im eigentlichen Überschwemmungsgebiet mit dem palmenreichen Igapowald stehen die Bäume monatelang unter Wasser. Im Gegensatz dazu steht der nicht überflutete, [III] aber feuchtheiße Etewald, dessen Hauptbestandteile Laurineen, Palmen, wie Attalea, die Myrtacee Bertholletia, welche die Paránüsse liefert, Bambusen und Musaceen sind. Epiphytische Piperaceen und Aroideen bekleiden die Baumstämme, zwischen denen die Lianen buntblätterige Guirlanden schlingen. Wichtige Handels- und Ausfuhrartikel sind: der Kakao, die Vanille, das Kautschuk und die Sassaparille.

19) Das südwärts bis zum 30.° südl. Br., westlich bis an die Anden, nördlich bis zur Hyläa gehende brasilische Florengebiet besitzt eine regelmäßige Regenzeit und vorherrschenden, vom Atlantischen Meer herwehenden Südostpassat, der an den südöstlichen Gebirgsketten seine Feuchtigkeit entladet und im Innern des Landes ein trocknes Klima hervorruft. In den östlichen Küstenlandschaften entwickeln sich infolgedessen farbenbunte, durch Palmen, Dalbergien (Jakarandaholz), Cäsalpinien (Brasilienholz) u. a. gebildete Urwälder, während im Innern trockne Savannen gemischt mit Gesträuchgruppen auftreten. In den südlichern Breiten Brasiliens sind geschlossene Wälder mit Wachspalmen (Copernicia) und Araukarien eine häufigere Erscheinung.

20) Die Flora der tropischen Anden beschränkt sich auf die Kordillerenkette vom Isthmus von Panama bis zur Wüste von Atacama. Die Vegetation zeigt sich am Ost- und Westabhang durchaus verschieden. Der westliche Küstenstrich vom 4. bis zum 33.° südl. Br. ist regen- und waldlos; am Gebirge steigt diese regenlose Zone bis ca. 460 m hinauf, dann folgt eine Zone mit Winterregen bis ca. 1240 m, dann eine Region mit Winter- und Sommerregen bis 3560 m, endlich die alpine Region bis zur Schneegrenze, die hier bei ca. 5340 m liegt. Auf dem Ostabhang der Anden Perus entfaltet sich eine tropische Zone, in der Pisang, Zuckerrohr und Koka kultiviert werden; am Gebirge steigt diese Region bis 1550 m hinauf, dann folgt eine gemäßigte Region bis 3360 m, in welcher die Fieberrindenbäume (Cinchona) einheimisch sind, und endlich die bis zur Schneegrenze hinaufreichende alpine Region. In der westlichen Andenkette Perus und Chiles ist die Kartoffelpflanze einheimisch.

21) Das Pampasgebiet besteht aus den baumlosen Steppen, die sich von den Anden Chiles bis zum Atlantischen Meer, nördlich bis zum Wendekreis des Steinbocks, südlich bis zur Magelhaensstraße ausbreiten; nur ein schmaler Küstenstrich am Großen Ozean gehört nicht dazu und beherbergt eine besondere Flora. Die Pampas sind Grasebenen mit sehr unregelmäßiger Bewässerung; plötzliche Gewittergüsse unterbrechen längere Perioden der Dürre. An Vegetationsformen ist das Gebiet auffallend arm.

22) Das chilenische Florengebiet, den schmalen Küstenstrich vom Wendekreis des Steinbocks bis zu 34° südl. Br. einnehmend, ähnelt in seinem Klima dem des südlichen Spanien. Baumwuchs ist wie im Pampasgebiet eine Seltenheit, jedoch gedeihen angepflanzte Bäume vortrefflich. Auf dem dürren Boden wachsen Bromeliaceen, Kakteen, eine Anzahl von Zwiebelgewächsen und Steppengräser. Im Norden des Gebiets liegt die pflanzenarme Wüste Atacama.

23) Das südamerikanische oder antarktische Waldgebiet erstreckt sich an dem Westabhang der Anden von 34° südl. Br. bis zum Kap Horn. Durch feuchte westliche Winde werden das ganze Jahr hindurch Niederschläge hervorgerufen. Das Gebiet zerfällt in eine nördliche, bis zur Insel Chiloe reichende Zone, in der noch einige Bambusen, Lianen und Epiphyten vorhanden sind, und eine südliche, mit Buchenwäldern (Fagus antarctica) ausgestattete Partie. Geschlossene Hochwälder mit teils immergrünen, teils laubabwerfenden Bäumen sind häufig. Unter den Nadelhölzern ragen besonders die Araukarien und Alerzen (Fitzroya) hervor. Erst im äußersten Süden beginnt eine Torfmoorvegetation, deren Charakter an die der arktischen Gegenden erinnert.

24) Die meisten ozeanischen Inseln und Inselgruppen bilden gesonderte Florenbezirke mit eigenartigem, von der Vegetation der Kontinente abweichendem Charakter. Florengebiete dieser Art bilden die Azoren, der Archipel von Madeira, die Kanarischen Inseln, die Kapverden, die Inseln Ascension und St. Helena, Madagaskar, die Maskarenen, die Seschellen, die Sandwich- und die Fidschiinseln, Neukaledonien und Norfolk, Neuseeland, das besonders durch üppige Farnkräuter, Holzgewächse mit unansehnlichen grünen Blüten und durch die das Dammaraharz liefernde Kaurifichte ausgezeichnet ist, ferner die vulkanische Inselgruppe der Galapagos, welche eine überraschend große Zahl von endemischen Arten beherbergt, Juan Fernandez und die Falklandinseln, Tristan da Cunha und Kerguelensland. Südlich vom 64.° südl. Br. hört alles Pflanzenleben auf.


Erläuterungen zur Karte.

In neuerer Zeit hat sich die Erkenntnis Bahn gebrochen, daß auf den Verteilungszustand der Gewächse nicht bloß klimatische Ursachen, sondern auch die geologischen Veränderungen der Erdoberfläche sowie der Zustand der Vegetation während vorangehender Erdepochen einen fundamentalen Einfluß ausüben. Nach dem Vorgang mehrerer Botaniker hat besonders Engler diesen Gedanken mit Rücksicht auf die Vegetationsverhältnisse der Tertiärzeit durchgeführt und nachgewiesen, daß während derselben mindestens vier verschiedene Florenelemente vorhanden waren, auf welche der gegenwärtige Pflanzenbestand der einzelnen Weltteile zurückzuführen ist, nämlich das arktotertiäre, paläotropische, neotropische und altozeanische Florenelement. Die beiliegende Karte gibt in vereinfachter Form und in reduziertem Maßstab das von Engler („Entwickelungsgeschichte der Pflanzenwelt“) entworfene Originalbild wieder. Auf der Karte wurden die vier Hauptflorenreiche durch verschiedenen Grundton kenntlich gemacht, und zwar bezeichnet hellgelber Grundton das nördliche außertropische, dem arktotertiären entsprechende Florenreich, hellblauer das Tropenreich der Alten und der Neuen Welt (paläotropisches und neotropisches Reich), endlich weißer Grundton das altozeanische Florenreich. Gleichzeitig bringt die Karte auch die Verteilung der wichtigsten biologischen Gewächsgruppen auf der Erde zur Anschauung. Nach dem verschiedenen Grad, in welchem die Pflanzen Wärme und Feuchtigkeit, die beiden Hauptfaktoren vegetativen Lebens, beanspruchen, lassen sich folgende Gruppen unterscheiden:

1) Pflanzen, die hoher Wärme, d. h. einer jährlichen Mitteltemperatur über 20° C., und großer Feuchtigkeit bedürfen, von De Candolle Hydromegathermen genannt;

2) Pflanzen mit hohem Wärmeanspruch, aber geringerm Feuchtigkeitsbedürfnis (Megathermen); beide Pflanzengruppen bilden den Hauptbestandteil der tropischen Urwälder und wurden auf der Karte durch einen übereinstimmenden Farbenton als tropische Urwaldpflanzen kenntlich gemacht;

3) Trockenheit und Wärme liebende Pflanzen (xerophile Megathermen), welche aus laubabwerfenden Sträuchern, Gräsern etc. bestehen und unter anderm die Hauptvegetation in den Savannen bilden (die Savannenpflanzen der Karte);

4) Pflanzen von mittlerm Wärmebedürfnis (Mesothermen), welche eine jährliche Mitteltemperatur von 15 bis 20° C. beanspruchen und vorzugsweise als immergrüne Gewächse erscheinen (die immergrünen Buschpflanzen der Karte);

5) Pflanzen mit geringem Wärmebedürfnis (Mikrothermen), die sich mit einer Mitteltemperatur unter 14° C. begnügen und je nach dem Grad ihres Feuchtigkeitsbedürfnisses als laubabwerfende Bäume, als Nadelholzpflanzen, als Wiesen- und Heidepflanzen und endlich als Steppen- und Präriepflanzen auftreten;

6) Pflanzen mit minimalen Wärmeansprüchen (Hekistothermen), welche die Vegetation des Nordens (Tundrenpflanzen [IV] der Karte) sowie der alpinen Hochregion (Alpenpflanzen) bilden. Alle genannten Pflanzengruppen wurden auf der Karte durch eine besondere Farbennüance in ihrer wesentlichen Verbreitung dargestellt; vegetationsleere Strecken, wie Wüsten u. dgl., erscheinen in der Farbe des Grundtons.

Die auf die speziellen Vegetationsgebiete bezüglichen roten Linien und Buchstaben finden in folgendem ihre Erklärung. Im nördlichen extratropischen Florenreich (mit gelbem Grundton) sind floristisch zu unterscheiden: A. Das arktische Gebiet mit einer westlichen (a) und einer östlichen (b) Provinz. B. Das subarktische oder Koniferengebiet mit einer nordeuropäischen (a) und einer nordsibirischen (b) Provinz. C. Das mitteleuropäische Gebiet mit einer atlantischen (a), subatlantischen (b), sarmatischen (c) Provinz, einer Provinz der europäischen Mittelgebirge (d), der Donauländer (e), der russischen Steppe (f), der Pyrenäen (g), der Alpenländer (h), der Apenninen (i), der Karpathen (k), der bosnisch-herzegowinischen Gebirge (l), des Balkans (m), des Kaukasus und Elbrus (n). D. Das zentralasiatische Gebiet (Altai, Daurisches Gebirge, Thianschan, Turkistan, Kuenlün, Afghanistan, Himalaja, Ostchinesisches Gebirge). E. Das makaronesische Übergangsgebiet (Kapverden, Kanaren, Madeira, Azoren). F. Das Mittelmeergebiet mit einer iberischen (a), ligurisch-tyrrhenischen (b), marokkanisch-algerischen (c) und einer ostmediterranen (d) Provinz. G. Das mandschurisch-japanische Gebiet. H. Das Gebiet des pazifischen Nordamerika mit der kalifornischen Küstenprovinz (a), der Oregonprovinz (b), der Provinz der Rocky Mountains (c) und der Coloradoprovinz (d). I. Das Gebiet des atlantischen Nordamerika mit der appalachischen (a) und der Prärieprovinz (b).

Das paläotropische Florenreich (blauer Grundton) umfaßt folgende pflanzengeographisch verschiedene Gebiete: A. Das westafrikanische Waldgebiet. B. Das arabisch-afrikanische Steppengebiet mit afrikanisch-indischer Steppenprovinz (a), abessinischer (b) und südafrikanischer Provinz (c). C. Das madegassische Gebiet mit Madagaskar (a), Maskarenen (b) und Seschellen (c). D. Das vorderindische Gebiet mit Ceylon (a) und Hindostan (b). E. Das Gebiet des tropischen Himalaja. F. Das ostasiatische Florengebiet. G. Das malaiische Gebiet mit westlicher Provinz (a), Philippinen (b) und austro-malaiischer Provinz (c). H. Das Araukariengebiet mit dem tropischen Ostaustralien (a), Neukaledonien (b) und dem tropischen Neuseeland (c). I. Das polynesische Gebiet und K. das Gebiet der Sandwichinseln.

Im neotropischen (südamerikanischen) Florenreich (blauer Grundton) treten als floristisch verschieden hervor: A. Das Gebiet des mexikanischen Hochlandes mit einer aztekischen Provinz (a) und Guatemala (b). B. Das Gebiet des tropischen Amerika mit Westindien (a), subandiner (b), nordbrasilischer (c) und südbrasilischer Provinz (d). C. Das andine Gebiet mit hochandiner (a), nordchilenischer (b), argentinisch-patagonischer (c) und Pampasprovinz (d) sowie den Falklandinseln (e). D. Das Gebiet der Galapagos und E. Juan Fernandez.

Endlich im altozeanischen Florenreich, zu dem sowohl Teile Südamerikas als Australiens und Neuseelands sowie einzelne ozeanische Inseln gehören, zeigen folgende Gebiete eigenartigen Vegetationscharakter: A. Das antarktische Waldgebiet Südamerikas. B. Das neuseeländische Gebiet. C. Das australische Gebiet mit Ostaustralien (a), Tasmania (b) und Westaustralien (c). F. Gebiet des Kaplandes. H. Die Insel St. Helena. Die Kerguelen, die Amsterdaminsel und Tristan da Cunha gehören ebenfalls hierher, konnten jedoch auf der Karte keinen Raum finden.


Benutzung der Karte.

Die Karte ermöglicht mit Einem Blick eine schnelle Übersicht über die Verteilung von Urwald, Savanne, Steppe, Tundra, Wiese, Heide, Nadelholzwald u. dgl. auf der gesamten Erde. Um die speziellere floristische Zusammensetzung eines bestimmten Landes, beispielsweise Vorderindiens, der Karte zu entnehmen, geht man von den roten Linien und Buchstaben, im genannten Fall also von Ba, Db und Da des durch den blauen Grundton gekennzeichneten paläotropischen Gebiets, aus. Nach den obigen Erläuterungen ist das Gebiet Ba östlich vom Indus pflanzengeographisch zunächst mit dem arabisch-afrikanischen Steppenland verwandt und enthält nach Ausweis der Karte teils sehr pflanzenarme Strecken, teils Savannen, während die Indusmündung tropischen Charakter aufweist. Das übrige Vorderindien hat floristisch einen in Ceylon (a) und Hindostan (b) etwas verschiedenen Charakter, der unter 6 (indisches Monsungebiet) nach Grisebach geschildert ist. Die Karte gibt eine ungefähre Vorstellung über die Verteilung von Urwald und Savannen in dem genannten Gebiet und läßt auch erkennen, daß am Himalaja auf eine untere tropische Region E (blau) ein Gürtel vorwiegend immergrüner Gebüschpflanzen (grün) und darauf eine Zone von Alpenpflanzen (braun) folgt. In dieser Zone findet die Berührung der indischen Flora mit den Elementen der arktischen Tertiärflora statt, während im übrigen der Pflanzenbestand Vorderindiens durch den blauen Grundton seinen Zusammenhang mit der tropischen Tertiärflora erkennen läßt.




[961] eigentümliche Flora herrliche Wiesen bildender Kräuter und kleinerer Strauchgewächse, als Alpenrosen, Vaccinieen und Erikaceen. 5) Die Region der Alpenkräuter oder obere alpine Region, von 2300 m bis zum Kamm und den Gipfeln des Gebirges, ist die Heimat der eigentlichen Alpenpflanzen (s. d.). Ihnen schließen sich noch als letzte Vertreter der Holzpflanzen nur wenige Zoll hohe Weiden an. Da die Gletscher stellenweise weit herabreichen, so sind sie oft unmittelbar von der üppigsten Vegetation umgeben. Selbst die eigentliche Schneelinie, welche in den nördlichen Alpen bei 2700, in den südlichen Zentralalpen bei 3000 m anzunehmen ist, stellt noch nicht die oberste Grenze der Vegetation dar. In den Alpen kommen Silene acaulis, Ranunculus glacialis u. a. noch über 3000 m vor, und besonders sind es Moose und steinbewohnende Flechten, welche nebst der Alge des roten Schnees hier die letzten Spuren vegetabilischen Lebens darstellen. Die Übereinstimmung der obern Pflanzenregionen mit den entsprechenden Zonen der nordischen Flora geht noch über den allgemeinen landschaftlichen Vegetationscharakter hinaus und zeigt sich sogar in dem Auftreten einzelner identischer Arten. Von 294 Spezies hochalpiner Gewächse kommen 64 Arten auch in den Hauptgebieten der arktischen Zone rings um den Pol vor. Eine Anzahl von Arten haben die Alpen ferner mit den höhern Gebirgen Europas und Asiens gemeinsam. Nur in den Schweizer Alpen einheimische Pflanzen zählt man ca. 182. Außer der Differenz gewisser Spezies, die mit dem ursprünglichen Verbreitungsbezirk derselben zusammenhängt, bestehen aber noch anderweite Verschiedenheiten, die sich durch gewisse Abweichungen der klimatischen Verhältnisse, die auf die Vegetation großen Einfluß haben, erklären. Die höhern Gebirgsgegenden haben bei gleicher Mitteltemperatur weniger hervortretende Temperaturextreme; in den entsprechenden nordischen Ebenen sind die Winter kälter, die Sommer wärmer; ferner sind in den höhern Gebirgsregionen die Niederschläge häufiger und die Insolation weit stärker. Letztere beiden Umstände bedingen einen durchaus verschiedenen Charakter der alpinen und arktischen Flora (s. Alpenpflanzen).

Wenn man ohne Rücksicht auf die die Physiognomie der Erdoberfläche bedingenden Gesamtcharaktere der Vegetation alle diejenigen Länder und Gebirgsregionen zusammenfaßt, über welche eine bestimmte Pflanzenart verbreitet ist, so erhält man ihren Verbreitungsbezirk oder ihr Areal, das durch bestimmt gerichtete Linien, die Vegetationslinien, umschlossen wird. Verhältnismäßig wenige Pflanzen, welche man kosmopolitische nennt, sind über die ganze Erde zerstreut; zu diesen gehören hauptsächlich Kryptogamen, einige Wasser- und Schuttpflanzen. Die meisten Pflanzen haben verhältnismäßig beschränkte Verbreitungsbezirke; manche bewohnen nur ein eng begrenztes Gebiet, z. B. eine Insel oder ein einzelnes Gebirge; man bezeichnet ein solches Vorkommen als Endemismus. So wächst z. B. Wulfenia carinthiaca nur auf der Kuhwegeralp in Kärnten. Die Verbreitung der meisten Pflanzenarten ist wiederum durch die klimatischen Verhältnisse bedingt, indem sie im allgemeinen in der Richtung der Parallelkreise viel beträchtlicher als in derjenigen der Längengrade ausgedehnt ist und in manchen Fällen sogar einen den Isothermen folgenden Gürtel rings um die Erde bildet. Dies wird jedoch gegen den Äquator hin wegen der großen räumlichen Ausdehnung, die hier die Zonen annehmen, immer unvollständiger und seltener. Mit der Abhängigkeit der Vegetation von den Temperaturverhältnissen hängt auch die Unterbrechung der Verbreitungsbezirke mancher Pflanzen zusammen. So treten viele der Hochgebirgspflanzen erst wieder in einer oft weit entfernten horizontalen Zone auf. Der Fall, daß dieselben Arten in den entsprechenden Klimaten der nördlichen und südlichen Hemisphäre auftreten, ist verhältnismäßig selten. Doch kommen nach R. Brown im südlichen Australien ungefähr 40 unsrer europäischen Spezies wiederum vor. Um die Verbreitung der einzelnen Pflanzenarten auf der Erde zu erklären, hat die P. die Hypothese aufgestellt, daß, ähnlich wie dies für das Menschengeschlecht angenommen wird, auch jede Pflanzenart nur in einem oder wenigen Individuen an irgend einem Zentralpunkt ihres Verbreitungsbezirks entstanden sei und sich erst mit ihrer Vervielfältigung über ihr gegenwärtiges Areal allmählich ausgedehnt habe. Sie greift dabei auf die geologischen und klimatischen Verhältnisse der der Jetztzeit vorhergegangenen Erdperioden zurück und leitet so z. B. die Übereinstimmung der nordischen Flora mit der der höhern Gebirgsregionen Mitteleuropas aus der Eiszeit ab, wo die Gletscher weit nach Süden reichten und ganz Mitteleuropa eine arktische Flora besaß, welche sich später in die kältern Gegenden und Regionen zurückziehen mußte. Auch der geologisch nachweisbare oder wahrscheinliche frühere Zusammenhang jetzt durch Meere getrennter Kontinente, die in gewissen Pflanzenarten übereinstimmen, wird zur Erklärung herangezogen. Aber es müssen auch wirkliche Pflanzenwanderungen angenommen werden. Die wichtigsten Verbreitungsmittel der Pflanzen sind: 1) Der Wind, durch welchen besonders geflügelte Früchte von Ahornen, Ulmen etc. sowie Früchte und Samen mit Haarkrone oder Haarschopf, wie die der Weiden, Pappeln und besonders die der Kompositen, verbreitet werden, wie das Umsichgreifen vieler dahin gehöriger Unkräuter und die Wanderung des Frühlingskreuzkrauts (Senecio vernalis) aus dem östlichen Europa nach Westen beweisen. 2) Das Wasser, indem Früchte und Samen vieler Pflanzen durch die Flüsse stromabwärts aus den Gebirgen in die Ebenen herabgeführt werden, wofür besonders viele Alpenpflanzen Beispiele bieten. Auf den sich bildenden Inseln des Stillen Ozeans entstanden zuerst Kokospalmen und Pandanusbäume aus Früchten, welche das Meer ausgeworfen hatte; selbst aus Amerika werden verschiedene Pflanzensamen durch den Golfstrom im keimfähigen Zustand an die europäischen Küsten geworfen. 3) Tiere, besonders Vögel, welche vielen saftigen Früchten nachgehen, die Samen mit verschlucken und an entfernten Orten zugleich mit ihren Exkrementen absetzen. Aus der Umgegend von Montpellier hat Gordon 372 Spezies aufgezählt, welche durch die Schafwolle aus Spanien, Belgien, Marokko, Ägypten, Italien und Sizilien eingeführt worden sind. 4) Die Einwirkung des Menschen, durch welchen mit oder ohne Absicht bedeutende Veränderungen in den Verbreitungsbezirken der Pflanzen herbeigeführt worden sind. Vor allem gilt dies von den Kulturpflanzen, aber auch von Unkräutern und andern Pflanzen, welche unter den verschiedensten Verhältnissen Verbreitung fanden. – Auch die Gattungen und selbst viele Pflanzenfamilien zeigen bestimmte Verbreitungsbezirke, die natürlich meist weiter als die ihrer Arten sind. Dabei kommt vielfach das Verhältnis vor, daß eine Gattung in verschiedenen Ländern oder Erdteilen durch verschiedene Arten vertreten ist. Für manche Gattungen [962] lassen sich nach der größern Artenzahl gewisse Mittelpunkt der Verbreitung annehmen, z. B. für Erica, Mesembryanthemum, Protea auf dem Kap der Guten Hoffnung, für Aster und Solidago in Nordamerika; für Cistus, Silene, Statice in den Ländern um das Mittelländische Meer. Ähnliches gilt für die Familien, von denen freilich die größern, wie die Gramineen, Kompositen, Papilionaceen, über die ganze Erde und in allen Klimaten verbreitet sind; doch gibt es auch für viele von diesen bestimmte Verbreitungszentren, wie für die Laurineen und Myrtaceen die subtropische Zone, für die Erikaceen das Kap, für die Epakrideen Australien, für die Kakteen Amerika, für die fleischigen Euphorbiaceen Afrika. In Bezug auf die Verschiedenheit der Pflanzenwelt auf der Erde vgl. die Erläuterungen zu der diesem Artikel beigegebenen pflanzengeographischen Karte.

Ein besonderer Zweig der P., welcher Pflanzenstatistik heißt, hat es mit den numerischen Verhältnissen des Vorkommens der Arten, Gattungen und Familien der Pflanzen zu thun. Die Zahl der bis jetzt bekannten Pflanzenarten beträgt wenigstens 100,000, wovon auf die Phanerogamen ungefähr 80,000, auf die Kryptogamen über 20,000 kommen. Da aber noch viele Erdstriche botanisch wenig oder selbst gar nicht durchforscht sind und auch in den bekanntern Ländern besonders von Kryptogamen noch fortwährend neue Arten aufgefunden werden, so darf man die Zahl der wirklich auf der Erde existierenden Pflanzenarten auf 200–300,000 schätzen. Vgl. A. v. Humboldt und Bonpland, Ideen zu einer Geographie der Pflanzen (Stuttg. 1807); Schouw, Grundzüge einer allgemeinen P. (deutsch, Berl. 1824); De Candolle, Géographie botanique (Par. 1855); Grisebach, Die Vegetation der Erde nach ihrer klimatischen Anordnung (2. Aufl., Leipz. 1884, 2 Bde.); Derselbe, Abhandlungen zur P. (das. 1880); Engler, Versuch einer Entwickelungsgeschichte der Pflanzenwelt (das. 1879–82); Drude, Die Florenreiche der Erde (Ergänzungsheft 74 zu „Petermanns Mitteilungen“, Gotha 1884).


Jahres-Supplement 1890–1891
Band 18 (1891), Seite 703706
korrigiert
Indexseite

[703] Pflanzengeographie (Abgrenzung der Florenreiche und Vegetationsformen). Das Hauptergebnis der neuern P. gegenüber der ältern, vorzugsweise klimatologischen Richtung besteht in dem von Engler und seiner Schule geführten Nachweis, daß die Verteilung der Gewächse auf der Erdoberfläche in erster Linie von den Vegetationsverhältnissen der Tertiärzeit abhängig erscheint, in welcher eine Scheidung in bestimmte, pflanzengeographisch abgegrenzte Gebiete bereits vollzogen war, und die den in weiterer geologischer Umbildung begriffenen, sich trennenden oder vereinigenden Ländergebieten deutlich nachweisbare Kerne von Stammformen zu späterer Artausbildung und Umprägung überlieferte. Im ältern und mittlern Tertiär haben sich von den damaligen Polarländern her Gewächse nördlichern Charakters, das arktotertiäre Florenelement Englers, über Europa, das nördliche und mittlere Asien und Nordamerika verbreitet und die dort ansässige Tropenflora in die südlich anstoßenden Länder zurückgedrängt. Diese nördliche Tertiärflora zerfiel bereits in einen innern, etwa von 75–80° nördl. Br. reichenden borealen Gürtel und eine mehr südliche Zone, welche zahlreiche, mit tropischen Formen verwandte Sippen enthielt; letztere bilden einen wesentlichen Bestandteil in der miocänen Pflanzenwelt von Mitteleuropa und sind in der lebenden Flora vorzugsweise im mittlern Nordamerika (Virginien) und in Ostasien (China, Japan, südliche Amurlandschaften) erhalten. Während des jüngern Tertiär und der Eiszeit erfolgte dann ein zweiter Vorstoß der arktotertiären Pflanzen, indem deren nordische Vertreter weiter südwärts vordrangen und gleichzeitig die noch vorhandenen Reste der tropischen Vegetation dem eingetretenen kältern Klima nicht Widerstand zu leisten vermochten; die davon betroffenen Gebiete von Europa, Asien und Amerika wurden dadurch zu einem einheitlichen Florengebiet, dem nordischen (Drude), umgeprägt, in welchem keine tropischen Vertreter mehr enthalten sind, und dessen Kernbestandteile den tertiären Polargegenden entstammen. Dieser Umstand erklärt die so oft unrichtig gedeutete teilweise Übereinstimmung zwischen der Hochgebirgsflora Europas und Asiens mit der Skandinaviens und der arktischen Länder. Die Überbleibsel der subborealen Tertiärflora wurden in den Mittelmeerländern, in China und Japan und im mittlern Nordamerika durch besondere geologische Ursachen voneinander isoliert und entwickelten sich in Gestalt selbständiger Florenreiche mit besondern Arten weiter; Beweis dafür sind einzelne, in der jüngern Tertiärflora (Miocän und Pliocän) über Nordamerika, Europa und Asien verbreitete Stammarten, wie Platanus aceroides Göpp., aus denen in der darauf folgenden Zeit zwei nahe verwandte, aber nach dem östlichen und westlichen Wohngebiet scharf gesonderte Tochterarten (Platanus occidentalis und orientalis L.) sich herausbildeten (s. Platane). In den Tropen hat sich dagegen die ursprüngliche Tertiärflora am ungestörtesten weiter entwickeln können, so daß dort gewisse gemeinsame Bestandteile vorhanden sind; jedoch waren schon während der Tertiärzeit zwei verschiedene Tropenfloren, eine östliche und eine westliche, vorhanden, welche Engler als das paläotropische (Afrika nebst Inseln, Südasien) und das neotropische Florenelement (südliches Nord- und nördliches Südamerika) bezeichnet; die Unterschiede beider liegen vorzugsweise darin, daß einzelne Pflanzenfamilien ausschließlich dem einen oder dem andern Gebiet angehören; so wachsen die Bromeliaceen, Cyklanthaceen, Marcgraviaceen u. a. nur in Amerika, die Pandanaceen, Dipterokarpeen, Nepenthaceen u. a. nur in der alten Welt. Am meisten zweifelhaft erscheint der Ursprung der Flora im äußersten Süden der großen Kontinente (Kapland, Andesgebiet des südlichen Amerika) sowie in Australien, Neuseeland und den antarktischen Ländern, weil hier ein durchgreifender allgemeiner Charakter fehlt. Engler nimmt für diese Gebiete ein gemeinsames altozeanisches Florenelement an, dessen Formen die Fähigkeit besessen haben, über große Strecken des Ozeans hinweg zu wandern und sich an den Ansiedelungsorten zu neuen Arten zu entwickeln. Drude vermutet, daß gleichzeitig mit der [704] Ausscheidung der arktischen Elemente aus der ehemaligen arktotertiären Flora der nördlichen Halbkugel ähnliche Umbildungen sich auch auf den Südspitzen der großen Kontinente in der Weise vollzogen haben, daß die Entwickelung von Anfang an unter Isolierung erfolgte; zum Beweis führt er unter andern die auffallend enge Begrenzung des Wohngebiets bei gewissen, dem Kapland und Australien eigentümlichen Pflanzenordnungen (Proteaceen, Restiaceen, Epakrideen u. a.) und die große Zahl daselbst ausschließlich einheimischer (endemischer) Arten an. Drude faßt ferner in einem gewissen Gegensatz zu Engler als Florenreich alle die geographischen Gebiete zusammen, in welchen eine überwiegende Menge herrschender Pflanzensippen (d. h. Gattungen, Tribus, Unterordnungen) auf ein gemeinsames Ursprungsgebiet hinweisen, und scheidet sie nach ihrem allgemeinen Charakter in die drei Hauptgebiete der borealen, tropischen und australen Pflanzenwelt. Dieselben gliedern sich in 14 einzelne Florenreiche, die zu annähernder Vergleichung mit den Abgrenzungen Englers und Grisebachs in folgender Übersicht vereinigt sind, wobei bezüglich der geographischen Einzelheiten auf die Karte „Verbreitung der wichtigsten Pflanzengruppen der Erde“ zum Artikel P. im Hauptwerk (Bd. 12) verwiesen werden muß.

Vergleichung der Florenreiche und Florengebiete nach Drude, Engler und Grisebach.
  nach Drude. nach Engler. nach Grisebach.
A. Boreale Reiche (mit vor­wiegend arktisch-alpinen und arkto­tertiären, im Süden auch paläo- und neo­tropischen Elementen). 1. Nordisches Florenreich. Arktisches u. subarktisch-mittel­europäisches Gebiet. Arktisches und Waldgebiet beider Hemisphären.
2. Mediterran-orientalisches Florenreich. Makaronesisches Übergangs­gebiet, Mittelmeergb., Teile des uralo-kaspischen G. Mittelmeer­gebiet und Teile des Steppen­gebiets.
3. Innerasiatisches Florenr. Zentralasia­tisches Gebiet. Teile des Steppen­gebiets.
4. Ostasiatisches Florenreich. Mandschurisch-japanisches Gebiet. Chinesisch-japanisches Gebiet.
5. Florenreich des mittlern Nordamerika. Gebiet des pacifischen und atlantischen Nord­amerika. Kalifornisches und Präriengebiet.
B. Tropische Reiche (mit vorwiegend paläo- und neo­tropischen, teilweise mit alt­ozeanischen Elementen). 6. Tropisch-afrikanisches Florenreich. Westafrika­nisches Waldgebiet und afrikanisch-arabisches Steppen­gebiet. Sudan, Kalahari, Teile des Sahara­gebiets.
7. Ostafrika­nisches Insel-F. Malagassisches Gebiet. Madagaskar, Maskarenen, Seychellen.
8. Indisches Florenreich. Vorder­indisches, ostasiatisch-tropisches, malaiisches (inkl. Nord­australien) und poly­nesisches Gebiet. Indisches Monsungebiet (inkl. Nord­australien).
9. Tropisch-amerikanisches Floren­reich. Mexikanisches u. tropisch-amerikanisches Gebiet. Mexikanisches, westindisches, cis­äquatoriales Gebiet, Hyläa- und brasilisches Gebiet.
C. Australe Reiche (mit vorwiegend alt­ozeanischen Elementen). 10. Südafrikanisches Florenr. Gebiet des Kaplandes. Gebiet der Kapflora.
11. Andines Florenreich. Andines Gebiet nebst Galapagos-Inseln und Juan Fernandez. Tropisch-andines Gebiet, Pampas­gebiet, chilenisches Übergangs­gebiet.
12. Australisches Florenreich. Australisches Gebiet (exkl. Nord­australien). Australisches G. (exkl. Nord­australien).
13. Neusee­ländisches Florenr. Neusee­ländisches Gebiet. Neuseeland.
14. Antarktisches Florenreich. Antarktisches Wald­gebiet nebst dem Gebiet der Kerguelen, der Amsterdam­insel etc. Antarktisches Wald­gebiet nebst einer Reihe ozeaner Inseln.

Die verschiedenen Florenreiche zerfallen weiter in Unterabschnitte, wie z. B. Zonen, Provinzen und Bezirke. Alle diese Einteilungen stützen sich ausschließlich auf floristische Untersuchungen der betreffenden Gebiete, wie sie in den Pflanzenkatalogen und in systematischen Werken niedergelegt sind. Eine davon durchaus verschiedene Gruppierung wird erhalten, wenn von den Anpassungen der Gewächse an bestimmte Bedingungen des Klimas und Standortes, d. h. also von physiologischen Faktoren oder von hervorragenden Lebenseigentümlichkeiten, wie z. B. den periodischen Wachstumserscheinungen, der Ernährungsweise und andern biologischen Merkmalen, ausgegangen wird. Als derartige Vegetationsformen hat z. B. A. de Candolle nach den verschiedenen Graden des Wärmebedürfnisses die Gruppen der Mega-, Meso-, Mikro- und Hekistothermen (d. h. Pflanzen mit großem, mittlerm, kleinem und kleinstem Wärmebedürfnis) und nach den Feuchtigkeitsansprüchen die Gruppen der Hygro- und Xerophilen (d. h. Pflanzen feuchter und dürrer Standorte) unterschieden. Grisebach bezeichnete nach der physiognomischen Tracht sowie nach biologischen und systematischen Merkmalen 50–60 Gewächsformen, beispielsweise von Holzgewächsen die Palmen-, Farnbaum-, Pisang-, Pandanus-, Bambusen-, Nadelholz-, Lorbeer-, Oliven-, Eukalyptus-, Sykomoren-, Buchen-, Weiden-, Linden-, Eschen-, Mimosen-, Bananen- und Mangroveform, die Strauchformen der Eriken, Myrten, des Oleanders, der Proteaceen, die Sodada- und Rhamnusform, die Dornsträucher, endlich die Kasuarineen-, Cypressen-, Tamarisken-, Spartium- und Zwergpalmenform als typisch. Drude begnügt sich mit der Unterscheidung folgender Vegetationsklassen: 1) Belaubte Holzpflanzen, a) Bäume und Sträucher, b) Lianen, c) Mangroven, d) Holzparasiten; 2) Blattlose Holzpflanzen, a) Stammsukkulenten, b) blattlose Sträucher; 3) Halbsträucher; 4) Dauerkräuter (Blattsukkulenten, Epiphyten, Rosettenträger); 5) Moose, Stauden, zwei- und einjährige Kräuter, Süßwasser- und Meergewächse; 6) Flechten; 7) chlorophyllfreie Parasiten und Saprophyten. Wiesner unterscheidet unter Anwendung teils biologischer, teils systematischer Merkmale: 1) Bäume (Schopfbäume, immergrüne und sommergrüne Wipfelbäume, Baumgräser, regengrüne Bäume); 2) Sträucher (immergrüne, sommergrüne, Klimm- und Dornsträucher, Spartiumform, Kasuarineen, Proteaceen); 3) Halbsträucher (immer- und sommergrüne); 4) krautige Gewächse (Ephemere, Annuëlle, Biënne, Stauden, Baumkräuter, Moose); 5) Sukkulenten (Stamm- und Blattsukkulenten, Laubrosetten); 6) Aërophyten; 7) Hydrophyten (Süßwasser- und Meerespflanzen); 8) Flechten; 9) Saprophyten; 10) Parasiten (grüne und nichtgrüne). Kerner von Marilaun verwendete als Einteilungsgrund teils das allgemeine Substrat und die Art der Nahrungsaufnahme, teils aber auch die verschiedenartigsten morphologischen Merkmale, so daß die von ihm unterschiedenen Pflanzengruppen: Wasserpflanzen, Steinpflanzen, Erdpflanzen, Überpflanzen, Verwesungspflanzen, Tierfänger, Schmarotzer, Ernährungsgenossenschaften (Flechten), Flachblatt- und Rollblattpflanzen, Filzpflanzen, Dickblattpflanzen, [705] Nopalgewächse (Stammsukkulenten), Rutengewächse, Flachsproßgewächse, Lianen, Dornsträucher u. a., zwar eine vorzügliche, habituelle Charakteristik, aber keine durchgreifende biologische Übersicht gewähren. Wie Drude hervorhebt, ist es bis jetzt noch nicht gelungen, eine vollkommen einwurfsfreie Klassifikation und Nomenklatur der Vegetationsformen nach rein biologischen Merkmalen festzustellen. Über die Flora des asiatischen Monsungebiets s. den Bericht: Naturforscherversammlung, S. 639.

Vgl. Drude, Die Florenreiche der Erde (in „Petermanns Geographischen Mitteilungen“, Ergänzungsheft 1884); Derselbe, Die systematische und geographische Anordnung der Phanerogamen (in Schenks „Handbuch der Botanik“, Bd. 3, Bresl. 1887); Derselbe, Handbuch der P. (Stuttg. 1890), und dessen fortlaufende Berichte über P. in Wagners „Geographischem Jahrbuch“ (Gotha).

Vegetationsformationen.

In der Anwendung dieses von Grisebach (1838) eingeführten Begriffs sind die Pflanzengeographen bisher ziemlich willkürlich verfahren, indem sie unter demselben teils gewisse natürliche biologische Pflanzengemeinden (wie Wälder, Gebüsche, Wiesen, Savannen u. a.), teils die Vegetation bestimmter Abschnitte des Terrains (wie Sumpf, Ufer, Strand, Thal, Hügel, Berg u. a.), teils einzelne, nur aus wenigen Arten gebildete Pflanzenbestände, z. B. von Empetrum, Betula nana u. a., verstanden haben. Drude geht daher bei der Abgrenzung der Vegetationsformation von ganz bestimmt charakterisierten, aus Vegetationsformen gebildeten Hauptbeständen eines Florengebiets oder Florenbezirks aus, deren dauernder Zusammenhalt durch eine Reihe gemeinsamer, äußerer Lebensbedingungen (Insolationslage, Bewässerung, Bodenunterlage u. a.) bewirkt wird. Die Formationen erscheinen hierbei als Untergliederungen eines bestimmten Florengebiets und haben zunächst nur innerhalb des letztern Geltung und Bedeutung; sie setzen sich aus geselligen Hauptarten und einzeln auftretenden Nebenarten zusammen, welche im Bereich jener eine Wohnstätte finden. Um an einem Beispiel zu zeigen, wie sich Drude die Formationsgliederung eines kleinern Ländergebiets praktisch durchgeführt denkt, wendet er seine Grundsätze auf die Pflanzenwelt des Hercynischen Berglandes an, d. h. auf die Landschaften vom Harz über Thüringen und Sachsen bis an das Ostende des Sudetenzugs und an den Südrand des Böhmerwaldes, welche im nordischen Florenreich ihrem allgemeinen Charakter nach der Zone der immergrünen Zapfen- und sommergrünen Laubbäume mit Mooren, Wiesen und Heiden angehören. Von Formationsklassen treten in diesem Gebiet Wälder, Gebüsche, Gesträuche, Grasfluren (Wiesen), Felsen, Moore, Sümpfe und Teiche sowie von Regionen die Niederung (bis 150 m), die Hügelregion (bis 500 m), die Bergregion (bis 1300 m) mit einer untern (bis 800 m) und obern Waldregion (bis 1100 m) sowie einer Strauchregion (bis 1300 m), endlich die alpine Region (von 1300–1600 m) auf; in dem Alpenbezirk bildet die Nadelholzbergregion mit Bergwiesen, Voralpenwiesen und hochwüchsigen, geselligen Stauden (Karflur) den untern und die Hochgebirgsregion mit alpinen Heiden, Alpenmatten, Fels- und Geröllhalden, Krummholzbeständen und Hochmooren den obern Abschnitt. Schließlich ergibt sich folgende, hier nur auszugsweise wiederzugebende Gliederung des Hercynischen Berglandes nach Vegetationsformationen:

Ein * bei einem Pflanzennamen bedeutet eine Pflanze mit besonders charakteristischer Verbreitung.

Erste Gruppe: Wälder und denselben sich anschließende Gehölz- und Strauchformationen.
I. In der Niederung und der Hügelregion.

1) Geschlossene Laubwälder (mit trocknem Untergrund, ohne Grasnarbe und ohne Bergstauden), teils aus Buchen, teils aus gemischten Laubhölzern (Fagus, Quercus, Fraxinus, Ulmus), teils aus Laubholz mit untermischten Nadelhölzern bestehend. – Als Nebenarten sind Anemone, Hepatica, Pulmonaria, Orobus vernus, Neottia, Monotropa u. a. charakteristisch.

2) Auenwälder (mit periodisch nassem oder sumpfigem Untergrund und stellenweise mit Sumpfgräsern, wie Molinia, oft im Überschwemmungsgebiet der Flüsse liegend), teils aus Eichen, teils aus gemischten Beständen gebildet. – Nebenarten: Poa nemoralis, Listera, Smilacina bifolia, Ficaria, Milium effusum, Circaea, Angelica, Heracleum.

3) Bruchwälder und Waldmoore (mit dauernd sumpfigem Untergrund und Sumpfgräsern), aus Erlen oder gemischtem Bruchwald mit Betula pubescens, Alnus, Pinus silvestris, Salix-Arten bestehend. – Nebenarten: Athyrium Filix femina, A. Filix mas, *Calla palustris.

4) Lichte Haine (mit trocknem Untergrund, licht stehenden Bäumen, geschlossener Grasnarbe und gesellig eingestreuten Sträuchern), aus Birken, Eichen, gemischtem Laubholz und Laub- mit Nadelholz (Pinus silvestris, am Boden Aira und Erikaceen) bestehend. – Nebenarten: Calluna, Jasione, Sarothamnus, Pteris, Trifolium rubens und montanum, *Cytisus nigricans.

5) Buschwälder und Vorhölzer (mit trocknem Untergrund, entweder die lichten Ränder der Formation 1 oder selbständig auf trocknen Hügeln oder an Steilgehängen ohne Hochwald), mit Corylus und Cornus sanguinea. – Nebenarten: Crataegus, Prunus spinosa, Rosa canina, Tilia, Acer campestre, Melampyrum nemorosum, Betonica, Clinopodium, Cephalanthera, *Bupleurum falcatum, *Sorbus torminalis, Aria u. a.

6) Dürre, geschlossene Nadelwälder (auf trocknem oder wenig feuchtem Boden, ohne Bergsträucher und Bergstauden), aus Kiefern mit Heidegesträuch (Calluna), Vaccinium Myrtillus und Vitis idaea bestehend. – Nebenarten: Corynephorus, Jasione, Sarothamnus, Agrostis.

7) Sumpfige Nadelwälder (auf stets nassem Boden mit Anschluß an Moore und Sümpfe), aus geselligen Pinus silvestris, Picea, *Betula, Alnus, Salix-Arten, Frangula, Juncus-Arten, Polytrichum commune, Sphagnum.

8) Nadelmengwälder (an höhere Luftfeuchtigkeit gebunden, der Boden durch eine Moosschicht vor dem Austrocknen geschützt, den obersten Teil der Hügel- und den untern der Bergregion einnehmend), entweder aus gemischten Beständen von Picea, Abies, Fagus mit eingestreutem Acer, Ulmus, Fraxinus, Gesträuch von Sambucus racemosa, Lonicera Xylosteum, Daphne, oder aus geschlossenem Fichtenbestand (Picea) ohne Tannen, aber mit Pinus silvestris und einer aus Moosen und Lebermoosen gebildeten Bodenschicht. – Nebenarten in dem gemischten Bestand: Smilacina, Paris, Polygonatum, Farne, Lysimachia nemorum, Trientalis, Actaea, *Prenanthus purpurea, *Aruncus, *Digitalis purpurea, oder in dem Fichtenbestand: Hypnum-Arten, Blechnum, Pirola-Arten, Monotropa.

II. In der Bergregion.

9) Berg-Laubwälder (auf trocknen Berghängen bis zu 800 m), mit geselligen Beständen von Fagus, Acer Pseudoplatanus, Ulmus, Fraxinus und zerstreuten Abies, Picea, Sträuchern von Lonicera, Ribes alpinum, Daphne und Waldstauden (Paris, Orobus, Mercurialis u. a). – Nebenarten: Luzula albida, Melica nutans, Milium, Lilium Martagon, Asarum europaeum u. a.

10) Gemischte Voralpenwälder (auf sonnigen, breiten Bergrücken, die am höchsten aufsteigende Form der Laubwälder in Verbindung mit Nadelholz), aus geselligen Abies, Picea und den unter 9) genannten Laubhölzern. – Nebenarten: Knautia silvatica, Homogyne alpina.

11) Obere Fichtenwälder (oberste Waldregion bis zur Baumgrenze), aus Picea mit Gebüsch oder Gesträuch von Sorbus, Rubus idaeus, Vaccinium Myrtillus und Stauden (Luzula maxima, Calamagrostis Halleri etc.). – Nebenarten: Homogyne alpina, Prenanthes, *Digitalis purpurea, *Streptopus amplexifolius.

12) Waldbach- und Quellflurformation (im Anschluß an 7), mit Beständen von Chaerophyllum hirsutum, Chrysosplenium, Crepis palustris und Petasites albus; oberhalb 800 m Mulgedium, Aconitum, Ranunculus aconitifolius. – Nebenarten [706] der untern Region: *Astrantia major, der obern: Senecio nemorensis und Fuchsii, *Doronicum austriacum, *Adenostyles albifrons, Veratrum Lobelianum.

13) Alpengesträuch (baumlose Zone), mit Beständen sommergrüner Gebüsche (Salix-Arten, Betula carpatica) oder Krummholz (Pinus montana) und hochwüchsigen Stauden (Mulgedium). – Nebenarten: *Salix Lapponum und silesiaca, *Ribes petraeum, Vaccinium uliginosum, Myrtillus, Vitis idaea, Empetrum.

Zweite Gruppe: Wiesen und denselben sich anschließende Gras- und Staudenformationen.

14) Trockne Hügel- und Triftformation (der Boden zusammenhängend mit Stauden, eingestreuten Sträuchern und Gräsern bedeckt), mit Hagedornbeständen (Crataegus, Prunus spinosa, Rosa- und Rubus-Arten), Stauden (Centaurea, Scabiosa, Poterium, Potentilla verna und argentea), Halbsträuchern von Thymus Serpyllum, Genista tinctoria, Helianthemum, oder auf Sand mit Armeria. – Nebenarten: *Prunella grandiflora, *Anemone silvestris, *Peucedanum Oreoselinum, *Eryngium campestre, Ononis spinosa, Anthyllis, Agrimonia, Koeleria cristata, Cirsium acaule.

15) Thalwiesen (aus langhalmigen, süßen Gräsern auf Boden mit Grundwasser bestehend), mit gesellig wachsendem Alopecurus pratensis, Festuca elatior, Dactylis, Avena flavescens u. a. und Stauden (Heracleum, Campanula patula, Geranium pratense u. a.). – Nebenarten: *Salvia pratensis, *Iris sibirica, *Colchicum autumnale, Lychnis Flos Cuculi, Anthriscus silvestris, Carum Carvi, Ranunculus acer, Rhinanthus u. a.

16) Bergwiesen (aus kurzhalmigen, süßen Gräsern und reichlichen Stauden bestehend, nur auf geneigtem Boden), mit Beständen von Saxifraga granulata (daneben: *Thlaspi alpestre, *Ornithogalum umbellatum) oder von Meum athamanticum (Nebenarten: Phyteuma orbiculare, Polygonum Bistorta, *Crepis succisaefolia) oder von Bergorchideen (Gymnadenia, Coeloglossum, Listera, Platanthera) nebst Botrychium, Convallaria u. a. oder auf torfigem Untergrund mit Beständen von Nardus stricta (Nebenarten: Scorzonera humilis, Pedicularis silvestris).

17) Bergmatten mit alpinen Gräsern (Poa alpina) und überwiegenden Beständen von Alchemilla vulgaris (Nebenarten: *Homogyne alpina, *Anemone narcissiflora, *Hieracium alpinum, *Carex atrata) und quelligen Matten (*Bartsia alpina, *Swertia perennis).

Dritte Gruppe: Sumpfwiesen, Grün- und Hochmoore, Heiden.

18) Berg-Grasmoore (von süßen Gräsern, Riedgräsern und Binsen bewachsene Sumpfflächen, die in Berührung mit stehendem Wasser sind), mit Sumpfwiesen (Molinia, Carex- und Eriophorum-Arten, Parnassia palustris, Valeriana dioica, *Pinguicula vulgaris), Binsenmooren (Juncus-Arten, Drosera rotundifolia, *Hydrocotyle vulgaris), Wollgras- und Riedmooren (Eriophorum vaginatum, *E. alpinum) und Torfsümpfen (Carex ampullacea und andre Arten, *Scheuchzeria palustris).

19) Gesträuchführende Moosmoore (mit Erikaceensträuchern in Sumpfmoospolstern, daneben die Moorpflanzen der vorigen Gruppe), mit *Ledum palustre, Vaccinium uliginosum und Oxycoccus, Empetrum, in der Bergregion mit Salix repens, in der Alpenregion mit Betula nana.

20) Gebüschführende Hochmoore (Filze), teils als Sumpfkieferfilze (mit gesellig wachsenden Pinus montana, Sphagnum, Vaccinium uliginosum), teils als Sumpfbirkenfilze (mit Betula pubescens, Sphagnum) auftretend.

21) Niedre Heiden (gesellige Erikaceensträucher auf trocknem Niederungsboden), mit vorwiegender Calluna vulgaris, Heidelbeergesträuch, Sarothamnus-Gestrüpp, Wacholder und Büschen von Pinus silvestris und Betula verrucosa. – Nebenarten: Hieracium Pilosella, Antennaria dioica, Arnica montana u. a.

22) Bergheiden (gesellige Erikaceensträucher auf Gebirgsboden mit beigemengten Berg- und Alpenpflanzen), aus Calluna-Beständen (nebst Vaccinium Myrtillus, *Pulsatilla alpina, Hieracium alpinum und Bergorchideen) und aus Myrtillus-Beständen mit Bergmattenstauden (Calamagrostis Halleriana, Aira flexuosa, Luzula nigricans). – Nebenarten: Empetrum, Trientalis, Homogyne alpina.

Vierte Gruppe: Fels-, Wasser- und Salzbodenflora (mit gemischten Vegetationsformen).

23) Niedere Fels- und Geröllflora (aus zerstreut wachsenden, xerophilen Gebüschen, Gesträuchern und Stauden bestehend), mit Beständen von Hagedorn (Rosa, Prunus spinosa nebst Cotoneaster), Liliaceen (Anthericum, Allium-Arten), Sedum, Gesträuchen der Heideformation, Stauden (Artemisia campestris, Euphorbia Cyparissias, *Peucedanum Cervaria) und xerophilen Gräsern (Festuca ovina) und Farnrasen (Asplenium Ruta muraria u. a.).

24) Obere Fels- und Geröllflora (felsbewohnende montane und alpine Genossenschaften nebst Flechten und Moosen), mit Halbsträuchern (Erikaceen, Salix) und Rasen von Gräsern und Farnen in Felsspalten, immergrünen Kräutern (Lycopodium Selago), Moosüberzügen (Andreaea, Racomitrium) und Flechten. – Nebenarten: Pinus montana, Agrostis rupestris, *Woodsia, *Saxifraga decipiens, *Sedum alpestre, *Linnaea, *Cetraria nivalis.

25) Flußuferflora (Bestände von Sträuchern und Stauden ohne Waldschutz an Ufern fließender Gewässer), mit sommergrünen Gebüschen (Alnus, Salix. – Nebenart: Solanum Dulcamara), Gräsern (Baldingera arundinacea) und Stauden (Symphytum officinale, Nasturtium-Arten).

26) Sumpf- und Teichflora (Bestände von unter Wasser wurzelnden, aufrecht im Wasser emporwachsenden oder schwimmenden Pflanzen, ohne Sphagnum), mit Schilf- und Binsenbeständen (Phragmites, Scirpus lacustris, Sparganium, Typha, Butomus, Sagittaria, Alisma, *Acorus Calamus) und Schwimmpflanzen (Nymphaea, Nuphar, Polygonum amphibium, *Hydrocharis, *Trapa, Arten von Potamogeton).

27) Salzbodenflora (auf reichlichern Kochsalzgehalt des Bodens angewiesene Halophyten), auf Salzsümpfen (Triglochin maritimum, T. palustre, Zannichellia pedicellata), Salztriften (Glyceria distans, Glaux maritima) und trocknen Salzfluren (Salicornia herbacea, Chenopodina maritima). – Nebenarten: Aster Tripolium, Spergularia salina, *Artemisia maritima, *Plantago maritima, Juncus Gerardi.

Diesen Formationen ist noch die Mischlingsflora der Ruderal- und Kulturflächengewächse anzuschließen, welche Drude nicht berücksichtigt hat. In der norddeutschen Tiefebene, welche pflanzengeographisch einen Teil des baltisch-mitteleuropäischen Gebiets bildet, sind von oben genannten Formationen die Auenwälder, Bruchwaldungen, Waldmoore, Birkenhaine, Kiefern- und Fichtenwälder ohne Bergstauden, die Thalwiesen, die Gras- und Moosmoore, die niedern Heiden sowie die Flora der Ufersümpfe, Teiche und des Salzbodens ebenso entwickelt wie in dem mitteldeutschen (Hercynischen) Bergland; letzteres hat anderseits wieder gewisse gemeinsame Züge mit dem Alpenbezirk. Auf diese Weise ist wenigstens den Hauptzügen nach eine vollkommen durchsichtige pflanzengeographische Gliederung Deutschlands erreicht, deren Abschnitte sich dem orographischen Aufbau desselben anschließen und zugleich den Verlauf zahlreicher Vegetationsgrenzen regeln. Durch die von Drude vorgenommene genauere Abgrenzung der mitteldeutschen Vegetationsformationen wird ferner eine Vergleichung derselben mit denen andrer Florengebiete ermöglicht und eine sichere Unterlage sowohl für die Ermittelung gewisser biologischer Organisationsfragen im Kreise der einzelnen Formation als auch zur Entscheidung zahlreicher, bisher sehr unsicherer Besiedelungs- und Wanderungsfragen gewonnen. Vgl. Drude, Über die Prinzipien in der Unterscheidung von Vegetationsformationen (in Englers „Botanischen Jahrbüchern“, Bd. 11, 1889).