Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Möbius“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 699
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Möbius. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 699. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:M%C3%B6bius (Version vom 31.08.2024)

[699] Möbius, 1) August Ferdinand, Mathematiker, geb. 17. Nov. 1790 zu Schulpforta, studierte in Leipzig anfangs Rechtswissenschaft, darauf dort, in Göttingen und Halle Mathematik, wurde 1815 Privatdozent, 1816 außerordentlicher Professor der Astronomie zu Leipzig und entwarf hier den Plan zum Umbau der alten Sternwarte (1818–21). Im J. 1844 erfolgte seine Ernennung zum ordentlichen Professor der höhern Mechanik u. Astronomie. Er starb 26. Sept. 1868. M. schrieb: „Der baryzentrische Kalkül“ (Leipz. 1827); „Lehrbuch der Statik“ (das. 1837, 2 Bde.); „Die Elemente der Mechanik des Himmels“ (das. 1843) und „Die Hauptsätze der Astronomie“ (6. Aufl., das. 1874). Seine „Gesammelten Werke“ erschienen in 4 Bänden (Leipz. 1885–87). Vgl. Bruhns, Die Astronomen auf der Pleißenburg (Leipz. 1878).

2) Theodor, namhafte Autorität auf dem Gebiet der altnordischen Sprache und Litteratur, Sohn des vorigen, geb. 22. Juni 1821 zu Leipzig, machte hier und in Berlin seine Universitätsstudien, habilitierte sich 1852 in Leipzig für das Skandinavische, wurde 1859 zum Professor ernannt und folgte 1865 einem Ruf als Professor der nordischen Philologie an die Universität zu Kiel. Er schrieb: „Über die ältere isländische Saga“ (Leipz. 1852); „Catalogus librorum islandicorum et norvegicorum aetatis mediae“ (das. 1856), der nebst der in deutscher Sprache abgefaßten Fortsetzung: „Verzeichnis der auf dem Gebiet der altnordischen Sprache und Litteratur von 1855 bis 1879 erschienenen Schriften“ (das. 1880) ein unentbehrliches bibliographisches Hilfsmittel bildet; „Analecta Norroena“ (das. 1859, 2. Aufl. 1877); „Über die altnordische Philologie im skandinavischen Norden“ (das. 1864); „Altnordisches Glossar“ (das. 1866); „Dänische Formenlehre“ (Kiel 1871); „Über die altnordische Sprache“ (Halle 1872). Von seinen Ausgaben altnordischer Denkmäler sind besonders hervorzuheben: „Edda Sæmundar“ (Leipz. 1860); „Fornsögur“ (mit Gudbr. Vigfusson, das. 1860); „Háttatal Snorra Sturlusonar“ (Halle 1879–81) und „Kormaksaga“ (das. 1886).

3) Karl, Zoolog, geb. 7. Febr. 1825 zu Eilenburg, wurde 1853 Lehrer der Naturwissenschaften am Johanneum in Hamburg, 1868 Professor der Zoologie in Kiel und 1887 als Direktor des zoologischen Museums nach Berlin berufen. In Kiel widmete er sich dem Studium der Seetiere. Er bereiste die deutschen, französischen und englischen Küsten zum Studium der künstlichen Austernzucht und machte über diese und über die Miesmuschelzucht sehr beachtenswerte Vorschläge („Über Austern- und Miesmuschelzucht“, Berl. 1870). 1871 und 1872 war er Mitglied der Kommission zur wissenschaftlichen Untersuchung der deutschen Meere und befuhr auf der Pommerania die Ost- und Nordsee. 1874–75 begleitete er die zur Beobachtung des Venusdurchgangs ausgeschickte Expedition nach Mauritius und den Seschellen. Er schrieb: „Die Nester der geselligen Wespen“ (Hamb. 1856); „Die echten Perlen“ (das. 1857); „Neue Seesterne des Hamburger und Kieler Museums“ (das. 1859); „Bau, Mechanismus und Entwickelung der Nesselkapseln“ (das. 1866); „Die Fauna der Kieler Bucht“ (mit H. A. Meyer, Leipz. 1865–72, 2 Bde.); „Die wirbellosen Tiere der Ostsee“ (Berl. 1873); „Die Auster und die Austernwirtschaft“ (das. 1877); „Der Bau des Eozoon canadense“ (Kassel 1878); „Beiträge zur Meeresfauna der Insel Mauritius und der Seychellen“ (mit Richters und v. Martens, Berl. 1880); „Die Fische der Ostsee“ (mit Heincke, das. 1883); „Die Bildung, Geltung und Bezeichnung der Artbegriffe“ (Jena 1886); auch bearbeitete er für die „Berichte über die Expeditionen zur physikalisch-chemischen und biologischen Untersuchung der Ost- und Nordsee“ (Berl. 1873 u. 1875) mehrere Klassen der wirbellosen Tiere.

4) Paul Heinrich August, Schulmann und Schriftsteller, Bruder von M. 2), geb. 31. Mai 1825 zu Leipzig, erhielt nach beendeten philologischen Studien 1848 eine Lehrerstelle an der Thomasschule daselbst, wurde 1852 auch Direktor der Buchhändlerlehranstalt, übernahm Ostern 1865 die Direktion der Ersten Bürgerschule in Leipzig, wurde 1869 als Schulrat des Herzogtums Gotha nach Gotha berufen und 1880 zum Oberschulrat ernannt. Von seinen Schriften verdienen Hervorhebung: „Erhard der Waffenschmied. Eine Volkserzählung“ (Leipz. 1852); „Der Spieler“, Erzählung (das. 1853); „Alpenerzählungen“ (das. 1854); „Bar Kochba“, Trauerspiel (das. 1863); der „Katechismus der deutschen Litteraturgeschichte“ (6. Aufl., das. 1882); „Hundert Scharaden und Rätsel“ (unter dem Namen M. Paul, das. 1875) und „Erinnerungen eines Schulmanns“ (das. 1878). Auch veröffentlichte er: „Ele Eskera, ein jüdischer Midrasch“ (übersetzt mit Anmerkungen, Leipz. 1854).


Ergänzungen und Nachträge
Band 17 (1890), Seite 576
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[576] Möbius, 4) Paul, Schulmann, starb 8. Juni 1889 in Friedrichroda. – Sein Sohn Paul Julius M., Mediziner, Dozent an der Universität Leipzig, schrieb: „Grundriß des deutschen Militärsanitätswesens“ (Leipz. 1878); „Die Nervosität“ (2. Aufl., das. 1885); „Zur Pathologie des Halssympathikus“ (Berl. 1884); „Allgemeine Diagnostik der Nervenkrankheiten“ (das. 1886); „J. J. Rousseaus Krankheitsgeschichte“ (das. 1889).