MKL1888:Lagerung der Gesteine

Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Lagerung der Gesteine“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 10 (1888), Seite 407
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Lagerung der Gesteine. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 407. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Lagerung_der_Gesteine (Version vom 07.10.2022)

[407] Lagerung der Gesteine, die räumliche Anordnung und die relative Stellung der Gesteinsmassen gegeneinander. Zuerst zu unterscheiden ist die geschichtete, massige und gangförmige L. Bei der geschichteten L. ist die ganze Gesteinsmasse durch parallel oder doch annähernd parallel verlaufende Trennungsebenen (Schichtungsklüfte) in eine Mehrzahl parallelepipedischer Körper (Schichten, Bänke, vgl. Schichtung) zerfällt, sei es, daß die einzelnen Schichten petrographisch identisch sind, oder daß ein gewöhnlich häufiger wiederholter Wechsel des Materials (Wechsellagerung) eintritt. Ganze Schichtsysteme können untereinander wiederum gleichförmig (Konkordanz der L.) oder ungleichförmig (Diskordanz der L.) gelagert sein. Eng zusammenhängend mit der Bildungsart, ist die geschichtete L. besonders für die Gesteine sedimentären Ursprungs (Sedimente) charakteristisch. – Bei der massigen L., welche besonders bei solchen Gesteinen vorkommt, die aus feurigem Fluß durch Abkühlung sich gebildet haben, fehlt im allgemeinen jede Andeutung einer Parallelstruktur oder ist (wie bei Lavenströmen, die bei jüngern Eruptionen über ältere fließen) doch nur unvollkommen angedeutet (falsche, abnorme, anomale Schichtung), während die bei massigen Gesteinen mitunter vorkommende plattenförmige Absonderung (s. d.) scharf von der Schichtung zu unterscheiden ist. Ist die Ausdehnung eines massigen Gesteinskörpers nach allen drei Raumdimensionen etwa gleich groß, so bildet er einen Stock; bei der Decke sind zwei Dimensionen auf Kosten der dritten (Mächtigkeit), bei dem Strom eine Dimension im Gegensatz zu den beiden andern (Mächtigkeit und Breite) stark entwickelt. Erhebt sich das massige Gestein über seine Nachbargesteine, so bildet es Kuppen. Eine besondere Art der letztern hat man neuerdings als Lakkolithen bezeichnet; es sind Eruptivmassen, die ursprünglich zwischen geschichtetes Material, dieses sprengend und hebend, eingedrungen sind und erst später durch die Erosion bloßgelegt wurden. – Bei der gangförmigen L. ist ein oder eine Mehrzahl sich untereinander nicht berührender parallelepipedischer Gesteinskörper widersinnig zur Lagerung des umgebenden (durchsetzten) Gesteins gelagert, wobei die Widersinnigkeit am stärksten zum Ausdruck kommt, wenn das durchsetzte Gestein ein geschichtetes ist (s. Gang). Des nähern sind noch folgende Begriffe zu unterscheiden: Auflagerung, ein Gestein jüngerer Bildung hat sich auf einem ältern abgelagert (bei Sedimenten, bei Lavenströmen und Decken); Anlagerung, ein jüngeres Gestein lehnt sich an ein älteres an (Deltabildungen an die das Ufer bildenden Gesteine, vulkanische Lapilli und Aschen an den Vulkan); umschlossene L., das ältere Gestein umgibt das jüngere (das Gestein der Kraterwandung in seinem Verhältnis zu dem Ausfüllungsmaterial des innern Kanals, das durch spätere Ausbrüche geliefert wurde); mantelförmige oder umschließende L., ein älteres Gestein, von jüngerm eingehüllt; durchgreifende L., besonders bei Gängen, ein jüngeres Gestein durchsetzt verschiedene ältere. Vgl. Schichtung, Gang, Fallen und Streichen der Schichten.