Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „L“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 10 (1888), Seite 370371
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L. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 370–371. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:L (Version vom 20.05.2021)

[370] L (el), l, lat. L, l, ein tönender Gleite- oder Zitterlaut (Liquida), ist als solcher so nahe mit den Vokalen verwandt, daß es sogar wie ein Vokal silbenbildend auftreten kann, z. B. in dem deutschen Wort Handel (spr. handl); doch gibt es auch ein tonloses l, z. B. im Deutschen nach s und t. Außerdem kann man, je nach der Stellung der Zunge, unterscheiden ein cerebrales l, das wie das cerebrale r (s. „R“) durch Zurückbiegen der Zungenspitze nach oben gebildet und im altem Sanskrit durch einen besondern Buchstaben, im Welsch, der Sprache von Wales, durch ll bezeichnet wird; ein dentales oder alveolares l, im Deutschen und den meisten Sprachen die gewöhnlichste Art des l, wie das entsprechende r einfach durch Anlegung der Zungenspitze an das hintere Zahnfleisch der Oberzähne (Alveolen) gebildet, und ein dorsales oder mouilliertes l, französisch (z. B. in Versailles) und spanisch ll, italienisch gl, portugiesisch lh, im Slawischen lj, ein durch Annäherung des Zungenrückens an den harten Gaumen mit gleichzeitiger Herabbiegung der Zungenspitze gebildetes l, bei dem ein j leise nachtönt. Allen Arten von l ist gemeinsam, daß, wie bei der Bildung von d und t, die Zungenspitze den Mund nach vorn zu in der Mitte absperrt, dagegen die Luft seitwärts an den beiden Backen entlang vorbeistreicht. Geschichtlich betrachtet, ist das l sehr häufig aus r entstanden, das in den indogermanischen Sprachen ursprünglich allein vorhanden war. Im Sanskrit gibt es ein besonderes Zeichen für das vokalische l, wie auch im Böhmischen l als Vokal vorkommt. Unser Buchstabe l geht durch Vermittelung des lateinischen l auf das griechische Lambda (Λ, λ) zurück, das seinerseits von dem semitischen (phönikischen) Lamed („Ochsenknittel“) abstammt.

Abkürzungen.

Als römisches Zahlzeichen ist L = 50 (daher zwei übereinander gesetzte L [später abgerundet C] = 100); als Abkürzung bedeutet L in römischen Inschriften, Handschriften etc. Lucius, Lälius, Lector, Liber, Libertus etc., im neuern Latein Linea (Zeile), Licentiatus etc.; auf französischen Kurszetteln steht L für Lettre, Brief (s. d., S. 420); auf französischen Münzen bedeutet es die Münzstadt Bayonne.

l, amtliche Abkürzung für Liter.
L, l oder £, in England = Livre Sterling, Pfund Sterling.
L., bei naturwissenschaftl. Namen für Karl v. Linné (Vater), wie L. fil. für K. v. Linné, Sohn.
l. a., auf Rezepten = lege artis (lat.), nach Vorschrift der (pharmazeutischen) Kunst.
L. A. M. = liberalium artium magister (lat.), „Lehrer der freien Künste“; vgl. Freie Künste.
l. b. s. = lectori benevolo salutem! (lat.), dem geneigten Leser Heil (oder Gruß)!
l. c. = loco citato (lat.), am angeführten Ort (vgl. unten: „l. l.“).
L. D. (E. G.) = laus Deo (et gloria), Lob (und Preis) sei Gott!
L. H. A., in England = Lord High Admiral; desgl. L. H. C. = Lord High Chancellor, L. H. T. = Lord High Treasurer (vgl. die Art. „Admiral“, „Kanzler“, Treasurer).

[371]

l. l. = loco laudato (lat.), am angeführten Ort.
L. L., in England = limited liability (s. Limited).
LL. B., in England = legum baccalaureus, engl. bachelor of law, Bakkalaureus der Rechte; desgl. LL. D. = legum doctor, doctor of law, Doktor der Rechte.
L. S. = loco sigilli (s. d.).
L. v. H., bei naturwissenschaftl. Namen für L. van Houtte (s. d.).
LXX. = Septuaginta (s. d.).