Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Kuhn“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 10 (1888), Seite 284285
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Kuhn. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 284–285. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Kuhn (Version vom 29.01.2023)

[284] Kuhn, bei botan. Namen für Max Kuhn, geb. 1842 zu Berlin; Farne.

Kuhn, 1) Johannes von, namhafter kathol. Theolog, geb. 20. Febr. 1806 zu Wäschenbeuren, ward Professor der Theologie erst in Gießen, seit 1837 bis zu seinem am 8. Mai 1887 erfolgten Tod in Tübingen. Von 1848 bis 1851 war er Mitglied der württembergischen Kammer, und 1857 wurde er in den Staatsgerichtshof gewählt. 1862 beteiligte er sich an der Versammlung der Großdeutschen in Frankfurt und der Gründung des Deutschen Reformvereins. Er schrieb: „Katholische Dogmatik“ (Tübing. 1846–59, 2 Bde.; 2. Aufl. des 1. Bandes 1857 bis 1862) und „Die christliche Lehre von der göttlichen Gnade“ (das. 1868). Seit 1838 war er Mitherausgeber der „Theologischen Quartalschrift“.

2) Franz Felix Adalbert, Sprach- und Mythenforscher, geb. 19. Nov. 1812 zu Königsberg in der Neumark, studierte auf der Universität zu Berlin, ward 1841 Lehrer, dann Professor und 1870 Direktor am Köllnischen Gymnasium daselbst; starb bald nach seiner Pensionierung 5. Mai 1881. K. hat sich durch seine Forschungen auf dem Gebiet der vergleichenden Sprachwissenschaft, namentlich aber durch die von ihm erst ins Leben gerufene Wissenschaft der vergleichenden Mythologie der indogermanischen Völker namhafte Verdienste erworben. Er redigierte seit 1851 (anfangs in Gemeinschaft mit Aufrecht) die „Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung“, woran sich 1862 „Beiträge zur vergleichenden Sprachforschung auf dem Gebiet der arischen, keltischen und slawischen Sprachen“ (zuerst mit Schleicher, dann von K. allein herausgegeben) anschlossen; beide sind seit 1875 zu der „Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung auf dem Gebiet der indogermanischen Sprachen“ verschmolzen. Seine größern Arbeiten sind: „Zur ältesten Geschichte der indogermanischen Völker“ (Berl. 1845; in erweiterter und berichtigter Form wieder abgedruckt in Webers „Indischen Studien“, 1. Bd., das. 1850), worin er mit Hilfe etymologischer Untersuchungen die Umrisse zu einem Bilde der Kulturzustände des indogermanischen Urvolkes entwarf; die für die vergleichende Mythologie bahnbrechende Schrift „Die Herabkunft des Feuers und des Göttertranks“ (das. 1859, 2. Ausg. 1886) und „Entwickelungsstufen der Mythenbildung“ (das. 1874). Zur deutschen Mythen- und Sagenforschung veröffentlichte er: „Märkische Sagen und Märchen“ (Berl. 1842); „Norddeutsche Sagen“ (mit Schwartz, Leipz. 1848) und „Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen“ (das. 1859, 2 Bde.). Eine Sammlung seiner „Mythologischen Studien“ gab neuerdings sein Sohn heraus (Gütersl. 1886, Bd. 1). – Sein Sohn Ernst W. Adalbert, geb. 7. Febr. 1846 zu Berlin, seit 1875 Professor des Sanskrits und der vergleichenden Sprachwissenschaft in Heidelberg, seit 1877 in München, hat „Beiträge zur Pâligrammatik“ (Berl. 1875), einige andre auf die Grammatik des Pâli und Singhalesischen sowie der hinterindischen Sprachen bezügliche Arbeiten und im Verein mit A. Socin und andern Fachgenossen „Wissenschaftliche Jahresberichte über die morgenländischen Studien“ (Leipz. 1879 ff.) veröffentlicht und ist der Herausgeber des „Litteraturblattes für orientalische Philologie“ (das. 1883 ff., bis jetzt 3 Bde.).

[285] 3) Franz K., Freiherr von Kuhnenfeld, österreich. Feldzeugmeister, geb. 15. Juli 1817 zu Proßnitz in Mähren, trat 1837 als Unterleutnant in die österreichische Armee, wohnte den Kämpfen von 1848 und 1849 in Italien und Ungarn als Generalstabsoffizier bei, zeichnete sich namentlich bei Santa Lucia, vor Custozza und in Mailand aus, fungierte dann als Generalstabschef beim 11. Armeekorps in Ungarn, wurde 1852 in den Freiherrenstand erhoben, 1856 Lehrer der Strategik an der Kriegsschule zu Wien, war im italienischen Krieg 1859 Generalstabschef Gyulays und 1866 Kommandant in Tirol, wo er Garibaldis Streitkräfte mit Erfolg bekämpfte. Nach dem Friedensschluß zum Feldmarschallleutnant befördert, ward er 18. Jan. 1868 zum Reichskriegsminister berufen und später zum Feldzeugmeister ernannt. K. erwarb sich um die Reorganisation der Armee, namentlich die Ausbildung des Landwehrinstituts, große Verdienste. Im Juni 1874 als Minister durch Koller ersetzt, erhielt er das Landeskommando in Graz. Auch als Gelehrter und Schriftsteller hat sich K. durch astronomische, geographische und militärwissenschaftliche Schriften („Der Gebirgskrieg“, 2. Aufl., Wien 1878) bekannt gemacht.


Ergänzungen und Nachträge
Band 17 (1890), Seite 514
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[514] Kuhn, 3) Franz, Freiherr von Kuhnenfeld, österreich. Feldzeugmeister, wurde im Juli 1888 plötzlich seines Postens als Landeskommandierender und Befehlshaber des 3. Armeekorps in Graz enthoben, weil er es an Straffheit im Dienst fehlen ließ und sich allzu freimütige Äußerungen über den Erzherzog Albrecht gestattet hatte. Die Offiziere des Korps veranstalteten 24. Juli eine Abschiedsfeier, bei welcher K. in längerer Rede seine Verdienste rühmte und dann in demonstrativer Weise gefeiert wurde, weswegen er einen Urlaub ins Ausland erhielt.