Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Kondensātor“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 9 (1887), Seite 10041005
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Kondensātor. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 9, Seite 1004–1005. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Kondens%C4%81tor (Version vom 03.12.2022)

[1004] Kondensātor (lat.), Vorrichtung zum Ansammeln von Elektrizität, insbesondere zur Nachweisung und Messung derselben. Der gewöhnliche K. besteht aus

Goldblattelektroskop mit Kondensator.

zwei kreisrunden Metallplatten (s. Figur), deren eine, die Kollektorplatte, mit einem Elektroskop oder Elektrometer in leitender Verbindung steht, z. B. wie in der Figur unmittelbar auf ein Goldblattelektroskop aufgeschraubt ist, während die andre mittels eines isolierenden Glasstiels auf sie aufgesetzt werden kann. Auf den einander zugekehrten Flächen sind die Platten gefirnißt und sonach durch eine dünne isolierende Harzschicht voneinander getrennt. Bringt man die untere (Kollektor-) Platte mit einem schwach elektrischen Körper, der für sich auf das Elektroskop nicht merklich einwirkt, in Verbindung und berührt die obere (Kondensator-) Platte ableitend mit dem Finger, so wird die in die untere Platte übergehende Elektrizität von der durch Verteilung in der obern Platte wachgerufenen entgegengesetzten Elektrizität größtenteils gebunden, bis die in jener Platte noch frei gebliebene Elektrizität, welche nur einen [1005] kleinen Bruchteil der gebundenen ausmacht, die auf dem elektrischen Körper herrschende Spannung erreicht hat. Die auf der Kollektorplatte angesammelte Elektrizität besitzt sonach eine viel größere Dichte als die Elektrizität auf dem zu prüfenden Körper (der Vorgang der Verdichtung ist derselbe wie bei der Franklinschen Tafel, s. Leidener Flasche). Ist der K. auf diese Weise geladen, so unterbricht man die Verbindung mit dem elektrischen Körper, zieht den Finger weg und hebt die obere Platte ab. Dadurch wird die bis dahin gebundene Elektrizität der untern Platte frei und verrät sich durch das Auseinanderfahren der Goldblättchen, welches der zu prüfende Körper unmittelbar nicht zu bewirken im stande war. Größere Genauigkeit für quantitative Untersuchungen gewährt der K. von Kohlrausch, bei welchem die nicht gefirnißten Metallplatten in vertikaler Stellung an kleinen Holzsäulen befestigt sind, durch besondere Vorrichtungen genau parallel gestellt und auf einem horizontalen Stahlprisma gegeneinander verschoben werden können. Bei Stöhrers K. für Elektrizität von äußerst geringer Spannung ist ein großes Stück gefirnißter Wachstaft auf beiden Seiten in entsprechender Weise mit Stanniol belegt und vielfach in der Art zusammengefaltet, daß sich zwischen je zwei Lagen ein dünnes Brettchen von trocknem Tannenholz befindet. Das Ganze ruht in einem Kasten, und mit den beiden Belegungen sind federnde Kupferstreifen verbunden. Für etwas stärkere Spannungen belegt man dünne Glimmerplatten beiderseitig mit Stanniol und verbindet, um eine große Oberfläche zu erhalten, mehrere solcher Platten zu einer Batterie. Die Blätterkondensatoren, welche in der Kabeltelegraphie Verwendung finden, bestehen aus Stanniolblättern mit Zwischenlagen von paraffiniertem Papier. Der Strom der Batterie wird nämlich nicht unmittelbar durch das Kabel geschickt, weil der von dem leitenden Meerwasser durch seine isolierende Hülle getrennte Leitungsdraht wie eine Leidener Flasche (s. d.) wirkt und dadurch, da er zu seiner Ladung Zeit braucht, die Signale verzögern würde. Das Ende des Kabels wird vielmehr mit der einen Belegung eines solchen Kondensators verbunden, während die andre Belegung durch das als Zeichenempfänger dienende Galvanometer zur Erde abgeleitet ist; indem Kabel und K. sich laden, strömt die von der zweiten Belegung entweichende Elektrizität, welche mit der des wirksamen Batteriepols gleichnamig ist, durch das Galvanometer und bewirkt dessen Ablenkung. Über den K. bei Dampfmaschinen s. d. – Über den K. der Gasanstalten s. Leuchtgas.