Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Istrĭen“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 9 (1887), Seite 5152
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Istrĭen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 9, Seite 51–52. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Istr%C4%ADen (Version vom 01.12.2024)

[51] Istrĭen (früher Histerreich), Markgrafschaft in Österreich, umfaßt die einer Traube ähnliche Halbinsel I. im Adriatischen Meer, die mit ihrer Basis nordwestlich an das Stadtgebiet von Triest, nördlich an Krain grenzt und mit ihrer Spitze das Adriatische Meer in zwei Teile, den Busen von Triest und den Golf von Fiume oder Quarnero, teilt. Administrativ gehören zu I. außerdem die südöstlich davon gelegenen Inseln Veglia, Cherso und Lussin. I. bildet mit der gefürsteten Grafschaft Görz und Gradisca und dem Gebiet von Triest das sogen. Österreichisch-illyrische Küstenland (s. d.). – Im Altertum gehörte I. zu Illyrien. Die Römer lernten die Einwohner als verwegene Seeräuber kennen und unterjochten sie im 3. Jahrh. v. Chr. Augustus und Tiberius schlugen das Land zu Italien. Im 6. Jahrh. n. Chr. eroberten es die Goten, denen es sodann die byzantinischen Kaiser wieder abnahmen; die Langobarden verwüsteten I., vermochten es aber nicht zu erobern. 789 unterwarf es Pippin, Karls d. Gr. Sohn, dem fränkischen Reich. Seit Mitte des 10. Jahrh. bildete I. eine von Friaul abgesonderte eigne Markgrafschaft, die aber dann wieder eine Zeitlang zum Herzogtum Kärnten gehörte, indem Heinrich I., Herzog von Kärnten, I. vom Kaiser Otto II. erhielt. Seitdem waren oft kärtnerische Prinzen Markgrafen von I. Anderseits erwarben aber auch um 1077 die Patriarchen von Aquileja das Marchesat von I., dem auch ein bedeutender Teil des heutigen Krain zugehörte. Um 1170 kam I. an die Grafen von Andechs, indem der mit dem Haus Kärnten verwandte Graf Berthold (V.), der auch Titularherzog von Dalmatien (Merania, Meran) war, Markgraf wurde. Ihm folgte 1188 sein Sohn Berthold (VI.) und diesem 1204 sein vierter Sohn, Herzog Heinrich von Dalmatien. König Philipp nahm diesem, da er es mit dem Gegenkönig Otto IV. hielt, die Markgrafschaft, und weil Heinrich an der Ermordung Philipps teilgenommen hatte, mußte er fliehen, worauf Kaiser Otto I. 1208 dem Herzog Ludwig von Bayern gab. Dieser trat es dem Patriarchen Wolcher von Aquileja ab, der darauf Anspruch erhob. In der Folge kam die Grafschaft Mitterburg an die Grafen von Görz als Vögte Aquilejas und Conti d’Istria und mit Görz an Österreich; sie bildete mit der Herrschaft Castua das österreichische I. (zu welchem man indes auch das Litorale mit der Hauptstadt Triest rechnete, welches zu dem Herzogtum Krain geschlagen worden war). Das vom österreichischen I. durchschnittene venezianische I. umfaßte Monfalcone, Grado, Capo d’Istria, Pola, Parenzo, Rovigno, Umago, Albona, Fianona und andre Städte, überhaupt den größten Teil der Halbinsel. Nach dem Frieden von Campo Formio (1797) besetzte Österreich auch den venezianischen Teil des Landes, zu welchem noch mehrere venezianische Besitzungen geschlagen wurden. Als aber Österreich in dem Frieden zu Preßburg auf sämtliche venezianische Besitzungen Verzicht geleistet hatte, mußte es auch I. an Frankreich abtreten, und dasselbe wurde zum Königreich Italien geschlagen. Man bildete daraus und aus einigen andern Parzellen das Departement I. (2900 qkm oder 52 QM. mit 82,300 Einw., Hauptstadt Capo d’Istria). 1808 ernannte Napoleon I. den Marschall Bessières zum „Herzog von I.“ Später wurde I. von Napoleon mit den illyrischen Provinzen vereinigt. 1813 wurden die beiden Gebiete von den Österreichern zurückerobert, und seit [52] 1815 bildet I. wieder einen Teil der österreichischen Monarchie. S. Karte „Krain, I., Kroatien“. Vgl. „I. Historisch-geographische und statistische Darstellung der Istrischen Halbinsel“ (Triest 1863); Amati und Luciani, L’Istria sotto l’aspetto fisico, etnografico, amministrativo, storico e geografico (Mail. 1867); „I. Ein Wegweiser längs der Küste“ (Triest 1878); Franchetti, L’Istria, note storiche (Parenzo 1879); Combi, Istria. Studi storici e politici (Mail. 1886).