Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Isturīz“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 9 (1887), Seite 52
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Isturīz. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 9, Seite 52. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Istur%C4%ABz (Version vom 01.12.2024)

[52] Isturīz, Don Francesco Xavier de, span. Staatsmann, geb. 1790 zu Cadiz, bereitete nach der Rückkunft Ferdinands VII. in Verbindung mit seinem Bruder, Don Tomas de I., welcher 1812–14 Cortesdeputierter war, den Aufstand vor, welcher 1. Jan. 1820 ausbrach. Nachdem die Konstitution wiederhergestellt war, wurde er 1822 Cortesdeputierter, 1823 Präsident der Cortes und begab sich mit nach Sevilla, wo er für die Suspendierung des Königs stimmte. Die später eintretende Restauration fällte über ihn das Todesurteil, jedoch entkam er nach London. Infolge der Amnestie durfte er 1834 nach Spanien zurückgehen, wo er, von der Provinz Cadiz zum Mitglied der Prokuratorenkammer erwählt, sich in Madrid wieder der äußersten Partei anschloß und den Aufstand der Milicia urbana zum Sturz des Ministeriums Toreno (August 1835) anzetteln half. Derselbe schlug aber fehl, und I. mußte sich eine Zeitlang verborgen halten. Als bald darauf sein Freund Mendizabal an die Spitze des Ministeriums trat, wurde er der vertraute Berater desselben und erhielt die Präsidentschaft der Prokuratorenkammer, zerfiel indes bald mit Mendizabal, der ihn beim Wiederzusammentritt der Kammer im März 1836 vom Präsidium ausschloß. Seine heftige Opposition führte nun den Sturz Mendizabals herbei, an dessen Stelle er 15. Mai 1836 den Vorsitz und das Auswärtige im neuen Ministerium erhielt. Dieses begegnete aber allgemeiner Abneigung und wurde bereits im August 1836 durch die Emeute in La Granja, welche die Königin zur Proklamation der Verfassung von 1812 zwang, gestürzt. I. mußte flüchten und ging über Lissabon nach London, später nach Paris. Nach Spanien zurückgekehrt, beschwor er 1837 die Konstitution und kam 1838 wieder als Deputierter der Provinz Cadiz in die Cortes, deren Präsident er ward. Obgleich feindlich gegen Espartero gesinnt, wußte er sich doch unter der Regierung desselben zu behaupten und insgeheim für die Rückkehr der Königin Christine zu wirken. 1846 war er wieder Präsident des Ministeriums, während dessen die sogen. spanischen Heiraten zu stande kamen. Im Dezember aber stürzte ihn ein Mißtrauensvotum der Cortes. 1847–48 und 1850 war er Gesandter in London; 1856 führte ihn eine außerordentliche Sendung nach Petersburg, und zwei Jahre später ward er aufs neue Gesandter in London, woselbst er bis Februar 1862 verblieb. Darauf ward er Präsident des spanischen Staatsrats und vertrat vom März 1863 bis Oktober 1864 Spanien am französischen Hof, worauf er sich in das Privatleben zurückzog. Er starb 16. April 1871.