Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Interpunktion“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Interpunktion“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 8 (1887), Seite 1002
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wikipedia-Logo
Wikipedia: Interpunktion
Wiktionary-Logo
Wiktionary: Interpunktion
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Interpunktion. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 8, Seite 1002. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Interpunktion (Version vom 20.05.2021)

[1002] Interpunktion (lat.), die geregelte Anwendung gewisser Schriftzeichen, wodurch die Verbindung und Trennung der Wörter und Sätze sowie die Hebung und Senkung der Stimme, beides unerläßliche Bedingungen eines logisch richtigen und schönen (euphonischen) mündlichen Ausdrucks, bezeichnet wird. Der Name I. stammt zwar von den Römern, doch verbanden diese einen andern Begriff damit, insofern sie nämlich, wie auch die Griechen, nur nach Maßgabe oratorischer, also den Vortrag und die Deklamation betreffender, Prinzipien und zwar lediglich mittels bloßer Punkte am Ende der Sätze oder durch Absätze (versus, griech. stichoi) interpungierten. Die neuere, mehr an die Regeln der Grammatik sich anschließende I. ist von dem alexandrinischen Grammatiker Aristophanes erfunden und von spätern Grammatikern weiter ausgebildet worden. Zu Karls d. Gr. Zeiten war sie aber wieder so sehr in Vergessenheit geraten, daß Warnefried und Alkuin sie so gut wie ganz von neuem einführen mußten. Anfangs bediente man sich dabei nur eines auf dreifache Art angebrachten Punktes oder Stigmas und bisweilen noch eines Striches; da man aber dabei keine bestimmten Regeln befolgte, so blieb die I. lange Zeit sehr schwankend, bis zu Ende des 15. Jahrh. die gelehrten venezianischen Buchdrucker Manutius die Interpunktionszeichen vermehrten und über deren Gebrauch festere Regeln aufstellten. Sie sind daher als die eigentlichen Urheber der gegenwärtigen Interpunktionsmethode zu betrachten, und es ist außer einzelnen genauern Bestimmungen nichts Wesentliches mehr hinzugekommen. Doch weichen im einzelnen die verschiedenen europäischen Völker betreffs ihrer Methode der I. vielfach voneinander ab, wie z. B. im Englischen vor and (und) sehr häufig ein Komma oder Strichpunkt gesetzt, dagegen bei Relativsätzen meist kein Interpunktionszeichen angewendet wird, u. dgl. m. Vgl. Bieling, Das Prinzip der deutschen I. (Berl. 1886). Die jetzt allgemein gebräuchlichen Interpunktionszeichen sind: Komma, Semikolon, Kolon, Punkt und Fragezeichen, ferner das Ausrufungszeichen, das Teilungszeichen, die Parenthese, der Gedankenstrich, das Anführungszeichen (s. diese Artikel).