Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Hobel“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 8 (1887), Seite 584585
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Hobel. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 8, Seite 584–585. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Hobel (Version vom 25.05.2024)

[584] Hobel (franz. Rabot, engl. Plane), Werkzeug zum Glätten und Zurichten ebener sowie einfach und regelmäßig gekrümmter Flächen namentlich an Holzgegenständen, das aus dem Hobelkasten und dem Hobeleisen besteht. Ersterer ist ein massives Stück hartes Holz, dessen Sohle auf dem Arbeitsstück hingleitet und verschieden gestaltet, auch wohl mit einer Metallplatte belegt ist. Das Hobeleisen steckt in der Mitte des Kastens, in dem Keilloch, und ragt mit dem scharf geschliffenen untern Ende ein wenig über die Sohle hervor, so daß es bei der Bewegung des Hobels von der Holzfläche einen mehr oder weniger dünnen und langen Span, den Hobelspan, abschneidet. Das Hobeleisen besteht gewöhnlich aus zwei flach aufeinander geschweißten Platten von Eisen und Stahl, wird einseitig unter einem Winkel von 30–35° in der Art zugeschärft, daß sich die Schneide an der Stahlseite befindet, und liegt so in dem Kasten, daß die Zuschärfungsfläche nach hinten gekehrt ist, und daß es gegen die Sohle unter einem Winkel von 45° geneigt erscheint; es wird in seiner Lage durch einen hölzernen Keil befestigt. Arten des Hobels: Der Schrobhobel (Schropp-, Schrupp-, Schrot-, Schärf-, Schurfhobel) hat die Bestimmung, durch Abnahme dicker Späne die Arbeit schneller zu fördern, hat demgemäß nur ein 24–36 mm breites Eisen mit stark gebogener Schneide. Zur Beseitigung der vom Schrobhobel zurückgelassenen Rauhigkeiten dient dann der Schlichthobel mit etwa 50 mm breiter, geradliniger Schneide; damit aber das Holz nicht einreißt, legt man auf die gewöhnliche, von der Rückseite zugeschärfte Klinge noch eine Stahlplatte (Deckel, Deckplatte, Klappe), gegen welche der Hobelspan im Augenblick des Entstehens stößt, so daß er genötigt wird, fast unter rechtem Winkel von der Arbeitsfläche aufzusteigen, und folglich zerknickt wird (Doppeleisen). Je länger der H. ist, um so sicherer erhält man eine ganz ebene Fläche. Zur Darstellung sehr genau ebener Flächen benutzt man daher die 60–75 cm lange und 75 mm breite Rauhbank mit einfachem oder doppeltem Schlichteisen (einfache und doppelte Rauhbank). Mit der Fügebank oder Fugbank werden lange Bretter an den Kanten gerade gehobelt (gefügt), zu deren sicherer Führung an den beiden Rändern ihrer Sohle niedrige, schmale, in der ganzen Länge hinlaufende Leisten aufgeschraubt sind. In den Fällen, wo eine Holzfläche, an welche unter rechtem oder stumpfem Winkel eine andre Fläche stößt, bis in den Winkel hinein bearbeitet werden muß, wendet man den Simshobel (Gesimshobel) an, dessen Eisen unten so breit ist, daß es noch ein wenig über die Fläche hinausragt. Der Simshobel ist 25–30 cm lang und 12–40 mm breit. Mit dem Falzhobel hobelt man die Kante eines Arbeitsstücks in Gestalt eines rechten Winkels vertieft aus. Der Falzhobel hat eine nach unten vorstehende Leiste, welche längs der einen Kante der Sohle hinläuft, und diese Leiste, der Anschlag, ist beim stellbaren Falzhobel beweglich, so daß nach Belieben breitere und schmälere Falze ausgehobelt werden können. Um einen schon vorhandenen Falz zu verbreitern, benutzt man den seitwärts schneidenden Sims- oder Falzhobel, auch den Wangen- oder Wandhobel, bei welchem der Querschnitt des Kastens und die Fläche des Eisens die Gestalt eines umgekehrten T (⊥) haben. Mit dem Zahnhobel, dessen beinahe rechtwinkelig zur Sohle stehendes Eisen statt der Schneide eine Reihe feiner, spitziger Zähne besitzt, bearbeitet man Gegenstände aus sehr harten und unregelmäßig gewachsenen Holzarten (Maserholz), um sie später mit dem doppelten Schlichthobel völlig zu glätten. Auch macht man mit diesem H. Flächen rauh, die zusammengeleimt werden sollen, damit der Leim besser fasse. Vorstehende H. dienen sämtlich zur Bearbeitung ebener Flächen, aber auch, um Walzen u. dgl. herzustellen, wenn dieselben nicht gerade der genauesten Rundung bedürfen. Rundhobel, bei welchen die Schneide des Eisens konkav bogenförmig ausgehöhlt ist, kommen selten vor. Für konkave Flächen bedarf man durchaus besonderer H., und zwar muß je nach der Krümmung die Sohle des Hobels selbst mehr oder weniger stark gekrümmt sein. H. für diese Zwecke sind die Schiffshobel, deren Sohle der Länge nach konvex gerundet, der Breite nach gerade ist, und die man mit einem einfachen Schlichteisen, einem Doppeleisen oder Zahneisen versieht, und der runde H. mit gerader, aber der Breite nach cylindrisch gewölbter Sohle, dessen Eisen, der Krümmung der Sohle entsprechend, bogenförmig ist, zur Ausarbeitung langer, rinnenartiger Höhlungen, die wegen des Laufs der Holzfasern nicht nach der Quere mit dem Schiffshobel ausgehobelt werden können.

Zur Ausarbeitung von Gesims- und Leistenwerk besitzt der Tischler eine größere Sammlung von Hobeln, welche zusammen das Kehlzeug genannt werden. Die Kehlhobel liefern teils nur einzelne Glieder, teils zwei oder mehrere vereinigte Glieder eines größern Gesimses gleichzeitig. Ihre Eisen sind auf der Schneide nach der Form der zu hobelnden Glieder ausgeschweift, und die Sohle ist der ganzen Länge nach mit dieser Schneide übereinstimmend geformt und für konkave Flächen wie ein Schiffshobel gebogen (krummer Kehlhobel). Man unterscheidet Stabhobel, Hohlhobel, Kehlhobel und Karnieshobel von verschiedenen Formen (der Stabhobel z. B. als Rundstab, gedrückter oder französischer Stab und Viertelstab oder Wulst); ferner Fenstersprossenhobel und die H., womit gerippte und kannelierte Säulen ausgearbeitet werden. Mit der Plattbank (auch Plattenhobel genannt) werden die breiten, rings um die Füllung von Thüren angebrachten Platten hervorgebracht; sie ist dem Falzhobel ähnlich, aber [585] breiter und besitzt einen längs der einen Kante der Sohle hinlaufenden Falz, welcher die fernere Wirkung des Hobeleisens verhindert, sobald dasselbe die Holzfläche innerhalb der Breite der Platte auf eine gewisse Tiefe weggenommen hat.

Bei Holzverbindungen werden vielfach besondere H. benutzt, so bei der Verbindung auf Nute und Feder die Spundhobel, welche paarweise zusammengehören, nämlich ein Nuthobel und ein Federhobel. Bei ersterm ist das Eisen nur so breit, wie die Nute ausfallen soll, und die Sohle noch etwas schmäler; an dem Federhobel hat das Eisen in der Mitte der Schneide einen tiefen Ausschnitt, wodurch es gabelartig in zwei gerade Schneiden geteilt erscheint, welche zu beiden Seiten das Holz wegarbeiten, zwischen sich aber eine den Spund bildende Hervorragung unversehrt stehen lassen. Bei Verbindungen auf den Grat wird mit dem Grundhobel das Innere der mit der Gratsäge gebildeten Vertiefung geebnet; das Eisen ist L-förmig, mit der Schneide an der wagerechten Seite. Den angestoßenen Grat, der in die Vertiefung eingeschoben wird, bringt man mittels des Grathobels hervor, welcher eine dreiseitige, spitzwinkelige Furche ausarbeitet. Die Sohle dieses Hobels ist der Breite nach abgedacht und mit einem Vorschneidzahn versehen, der die Fasern quer durchschneidet sowie eine Führung für den H. darstellt, deshalb auch bei andern Hobeln, z. B. dem Kehlzeug, vorkommt.

Der H. kann bei Metallen nur eine höchst beschränkte Anwendung finden und ist deshalb für die Metallbearbeitung fast ohne Bedeutung, im übrigen von der Einrichtung der Holzhobel, nur statt des hölzernen mit einem schweren gußeisernen Kasten versehen. Von ganz vorzüglicher Wirkung sind die amerikanischen H., welche ganz aus Metall bestehen, eine sehr genaue Einstellung der Eisen zulassen und geringer Abnutzung unterworfen sind.