Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Heinicke“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 8 (1887), Seite 307
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Heinicke. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 8, Seite 307. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Heinicke (Version vom 08.10.2024)

[307] Heinicke, Samuel, Begründer der sogen. deutschen oder Artikulationsmethode im Taubstummenunterricht und der ersten Taubstummenanstalt in Deutschland, geb. 10. April 1727 zu Nautschütz bei Weißenfels, war erst Landmann, trat 1750 in die kurfürstliche Leibgarde zu Dresden, wo er sich durch Privatfleiß einige wissenschaftliche Kenntnisse erwarb, ward im Siebenjährigen Krieg bei Pirna gefangen und nach Dresden gebracht, entkam aber und ließ sich 1757 in Jena als Student inskribieren. Im folgenden Jahr ging er nach Hamburg, wo er durch Privatunterricht seinen Unterhalt erwarb, und ward auf Klopstocks Empfehlung 1760 Sekretär und Hauslehrer beim Grafen Schimmelmann, 1768 Kantor in Eppendorf. Schon als Soldat hatte er einen Taubstummen nach Ammans (s. d.) „Surdus loquens“ mit Glück unterrichtet. Der gleiche Erfolg bei einem jungen Mann in Eppendorf erwarb ihm solchen Ruf, daß ihm seit 1772 Taubstumme aus allen Gegenden anvertraut wurden und der Kurfürst von Sachsen ihn 1778 in sein Vaterland zurückrief. H. gründete in Leipzig eine Taubstummenanstalt, der er bis zu seinem Tod, 30. April 1790, vorstand. 1881 wurde ihm daselbst ein Denkmal errichtet. Seine Hauptschriften sind: „Beobachtung über Stumme und die menschliche Sprache“ (Hamb. 1778); „Über die Denkart der Taubstummen“ (Leipz. 1783); „Wichtige Entdeckungen und Beiträge zur Seelenlehre und zur menschlichen Sprache“ (das. 1786). Vgl. Stötzner, S. H. (Leipz. 1874); Walther, Geschichte des Taubstummenbildungswesens (Bielef. 1882); Eck, S. H. als Kämpfer für die Entwickelung der Volksschule (Wien 1884).