Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Griepenkerl“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 7 (1887), Seite 736
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Griepenkerl. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 7, Seite 736. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Griepenkerl (Version vom 25.04.2023)

[736] Griepenkerl, 1) Wolfgang Robert, Dichter und Schriftsteller, geb. 4. Mai 1810 zu Hofwyl im Kanton Bern, wo sein Vater, der Ästhetiker Friedrich Karl G. (gest. 1849 als Professor zu Braunschweig), damals Lehrer war. Nach Beendigung seiner Studienzeit lebte G. in Braunschweig, mit litterarischen Arbeiten beschäftigt, ward 1839 Lehrer der Litteratur am Carolinum daselbst und 1840 Professor an der dortigen Kadettenanstalt. Als Schriftsteller debütierte er mit den „Bildern griechischer Vorzeit“ (Berl. 1833), denen das epische Gedicht „Die sixtinische Madonna“ (Braunschw. 1836), die Novelle „Das Musikfest oder die Beethovener“ (Leipz. 1838; 2. Aufl., Braunschw. 1841), die Abhandlungen: „Ritter Berlioz in Braunschweig“ (das. 1843), „Die Oper der Gegenwart“ (Leipz. 1847), worin er auf eine Neugestaltung der Tonkunst hinzuwirken suchte, folgten. In weitern Kreisen machte er sich bekannt durch seine Schrift „Der Kunstgenius der deutschen Litteratur im letzten Jahrhundert“ (Leipz. 1846, 1. Teil) und besonders durch seine Trauerspiele: „Maximilian Robespierre“ (Brem. 1851) und „Die Girondisten“ (das. 1852), welche indes weniger eigentlich poetischen Geist atmen, als sich durch großartige Auffassung des Stoffes und treffliche Sprache auszeichnen. Später ließ er noch die vielfach ausgeführten Schauspiele: „Ideal und Welt“ (Weim. 1855) und „Auf der hohen Rast“ (Freiberg 1860), das Drama „Auf St. Helena“ (Hamb. 1862) und einen Band „Novellen“ (Braunschw. 1868) folgen. G. starb in tiefster Armut und Verbitterung 16. Okt. 1868 in Braunschweig. Vgl. Sievers, R. G., biographisch-kritische Skizzen (Wolfenb. 1879).

2) Christian, Maler, geb. 1839 zu Oldenburg, ging auf den Rat seines Landsmannes, des Landschaftsmalers Willers, Ende der 50er Jahre nach Wien in die Schule Rahls, wo er sein erstes Bild: Ödipus, von Antigone geführt, malte, das der Meister so beifällig aufnahm, daß er ihn bei den Freskoarbeiten in der Treppenhalle des Waffenmuseums sowie in den Palästen Todesco und Sina beschäftigte. Ein größeres Werk sind die von ihm und Bitterlich im neuen Opernhaus ausgeführten Kompositionen Rahls, die volle vier Jahre in Anspruch nahmen, namentlich die Decke des Zuschauerraums und der Vorhang der tragischen Oper. Erst nach Rahls Tod (1865) begann er selbständige monumentale Arbeiten, zu denen er von dem Architekten Hansen für die Paläste Ephrussi, Epstein und Franz Klein, für das Schloß Hörnstein und für den Palast Sina in Venedig herangezogen wurde. In letzterm führte er die Deckengemälde: Poseidons Hochzeitszug, Sturmdämonen und Schutzgeister des Meers aus, die von edler Form und hoher Anmut sind, aber in der Gewandung und in der Beleuchtung Mängel haben. Ebenso bedeutend sind seine Wandgemälde in der Villa der Großherzogin von Toscana in Gmunden und sein Bild: die Hochzeit der Aphrodite und des Adonis, im Speisesaal der Villa Simon bei Hietzing. Für das Treppenhaus des Augusteums zu Oldenburg führte er Dekorationsgemälde (1878 vollendet) in Öl auf Leinwand aus, welche an der Decke die Venus Urania als das Ideal aller Schönheit, umgeben von vier Bildern aus der Prometheussage, und an drei Wänden (ähnlich dem Hémicycle von Delaroche) in historischer Reihenfolge eine ideale Versammlung der Kunstheroen aller Zeiten darstellen. Es folgte ein durch großartige Formenauffassung und schwungvolle Komposition ausgezeichneter Cyklus von Gemälden aus der Prometheussage für den Sitzungssaal der neuen Akademie der Wissenschaften in Athen. 1875 wurde er Professor an der Malerschule der Akademie in Wien.