Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Gries“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 7 (1887), Seite 736737
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Gries. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 7, Seite 736–737. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Gries (Version vom 26.04.2023)

[736] Gries, Mühlenprodukt, s. Grieß.

Gries, ein schweizer. Hochgebirgspaß (2448 m), der, einen Ausläufer der St. Gotthardgruppe überschreitend, das Oberwalliser Eginenthal mit dem italienischen Formazzathal, also das Gebiet des Genfer Sees mit demjenigen des Lago Maggiore, verbindet. Die Route von Obergestelen (1339 m) bis An der Matten (1242 m) nimmt elf Stunden in Anspruch. Oberhalb des Wasserfalls bei der Hundschürpfe, hinten im Eginenthal, teilen sich die Wege über die Nufenen und den G. Der letztere führt über den bei gutem Wetter ungefährlichen Griesgletscher, dann von der Paßhöhe steil abwärts nach Bettelmatten und weiter zum Tosafall, wo der 25 m breite Fluß in drei Sprüngen über eine schiefe, 120 m hohe Felswand donnernd hinunterstürzt. Bis zur Schlucht von Foppiano ist die Bevölkerung deutsch; dann beginnen die italienische Sprache und das italienische Klima und damit die zweite Thalstufe, Valle d’Antigorio.

Gries, klimatischer Kurort in Tirol, Bezirkshauptmannschaft Bozen, von dieser Stadt durch den Talferbach getrennt, 260 m ü. M., hat ein Benediktinerstift mit schöner Kirche, mehrere Villen, Kurhotels und mit der Landgemeinde (1880) 2795 Einw. Die Lage des Ortes ist gegen N. durch eine Bergkette geschützt; die mittlere Temperatur beträgt 13,5° C., weshalb er besonders von Brustleidenden zum Winteraufenthalt gewählt wird (jährlich ca. 370 Kurgäste). Vgl. Amthor, Bozen, G. und Umgebung (3. Aufl., Gera 1884); Noë, Bozener Führer (Bozen 1880).

Gries, Johann Dietrich, verdienstvoller Übersetzer, geb. 7. Febr. 1775 zu Hamburg, bildete sich auf dem Johanneum daselbst, wurde aber gegen seine Neigung im 17. Jahr für den Kaufmannsstand bestimmt und durfte erst 1795 die Universität Jena beziehen, um die Rechte zu studieren. Hier lieferte er zu Schillers „Musenalmanach“ und zu Wielands „Neuem deutschen Merkur“ mehrere mit Beifall aufgenommene Beiträge. Nachdem er den Sommer 1798 in Dresden verlebt, kehrte er in Schillings Begleitung nach Jena zurück, setzte dann in Göttingen ein Jahr [737] lang seine Rechtsstudien fort und begab sich 1800 wieder nach Jena, wo er von nun an ganz seinen Neigungen lebte. Später siedelte er nach Weimar, dann nach Hamburg über, wo er 9. Febr. 1842 starb. Seine poetischen Übertragungen zeichnen sich durch Reinheit und Gewandtheit der Sprache und glückliches Treffen des originalen Tons aus; so namentlich Tassos „Befreites Jerusalem“ (Jena 1800–1803, 2 Bde.; 14. Aufl., Berl. 1880); Ariosts „Rasender Roland“ (Jena 1804–1808, 4 Bde.; 4. Aufl., das. 1851; im Auszug, Leipz. 1882); Calderons Schauspiele (Berl. 1815–26, 7 Bde.; 3. Aufl., das. 1862, 9 Bde.); Bojardos „Verliebter Roland“ (Stuttg. 1835–37, 3 Bde.) u. a. Seine eignen Gedichte und kleinern Übersetzungen erschienen in 2 Bändchen (Stuttg. 1829, 2. Aufl. 1859).