Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „E“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 5 (1886), Seite 269
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E. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 5, Seite 269. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:E (Version vom 20.05.2021)

[269] E, e, lat. E, e, der zwischen dem hellen i und dem vollen a in der Mitte liegende Vokal, entsteht dadurch, daß die Zunge, das Zungenbein und der Kehlkopf mäßig gehoben werden und der Stimmton durch den so gebildeten Kanal hindurchstreicht. Je nachdem sich die Aussprache mehr dem a oder dem i nähert, sind verschiedene Arten des e zu unterscheiden, nach dem Physiologen Brücke folgende drei Hauptarten: das e in ewig, entsprechend dem E fermé (é) der Franzosen, das e in echt, entsprechend dem französischen E ouvert (e), und das lange ä in nähme, entsprechend dem französischen ê in prêtre. Früher gab es im Deutschen noch ein viertes e, einen kurzen, dem i ähnlichen Laut, der durch die sogen. Brechung (s. d.) entstanden war und von Jakob Grimm und andern Germanisten durch ë bezeichnet wird. Seit dem Ende des 13. Jahrh. hat sich aber dieses e mit den andern e-Lauten vermischt, und selbst das ä fällt, wo es kurz ist, in der Aussprache ganz mit dem kurzen e zusammen, z. B. in fällen, bellen. Dieses kurze e ist jetzt im Deutschen der häufigste der Vokale, was daher kommt, daß schon im Mittelhochdeutschen die früher sehr mannigfaltigen Vokale der Endsilben in ein einförmiges e übergingen, z. B. nemen, salben, althochdeutsch niman, salbôn. Unser Buchstabe E e stammt durch Vermittelung des lateinischen E e von dem griechischen Ε ε (Epsilon, „kahles e“) ab, das seinerseits im Phönikischen einen schwachen Hauchlaut bezeichnete, wie das griechische Η („langes e“, Eta genannt), das im altgriechischen, im lateinischen und in den neuern Alphabeten seinen Lautwert als h behauptete. Der englische Buchstabenname e ist wie î zu sprechen, am Schluß der Wörter ist das e im Englischen und Französischen stumm (e muet).

Abkürzungen.

Als Abkürzung in römischen Inschriften, Handschriften etc. ist E oder e = Ennius, emeritus, evocatus, egregius, erexit etc. Auf den deutschen Reichsmünzen bedeutet E die Münzstätte Dresden, auf österreichischen Karlsburg, auf ältern französischen Tours. In den Formeln der alten Logiker bezeichnet es einen allgemein verneinenden Satz (s. Schluß). Als Zahlzeichen ist im Griechischen εʹ = 5, ε = 5000, ηʹ = 8, η = 8000; im Lateinischen (später) E = 250; in der Rubrizierung = 5. Auf dem Kompaß und in der internationalen Meteorologie ist E = East (engl.) oder Est (franz.), Osten; in der Chemie = Erbium; in der Physik = Elektrizität (+E und −E, positive und negative Elektrizität); in der Technologie = Sekundenmeterkilogramm (s. Arbeit, S. 746 f.). Auf französischen Rechnungen bei Angabe des Preises steht E für Entrepôt, d. h. noch nicht verzollt (Gegensatz A = Acquitté, d. h. Eingangszoll bezahlt).

e. c. = exempli causa (lat.), zum Beispiel; auch = ex commissione (lat.), im Auftrag.
E. E. oder E. & O. E., auf englischen Rechnungen = errors (and omissions) excepted, Irrtümer (und Auslassungen) vorbehalten.
e. g. = exempli gratia (lat.), zum Beispiel.
E. G. = eingetragene Genossenschaft.
e. o. = ex officio (lat.), von Amts wegen.
e. p., auf Visitenkarten = en personne (franz.), „persönlich“.
E. P. M., in den Kanzleien früher = ergebenstes Promemoria.

E, in der Musik der Buchstabenname eines der sieben Stammtöne des Tonsystems, nach moderner Oktaventeilung (von C ab) der des dritten, nach älterer (von A aus) der des fünften (vgl. Buchstabentonschrift). Über die Solmisationsnamen E, la, mi etc. s. Solmisation. In Italien, Frankreich etc. heißt der Ton E jetzt einfach Mi.