MKL1888:Deutscher Befreiungskrieg

Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Deutscher Befreiungskrieg“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 4 (1886), Seite 767772
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Deutscher Befreiungskrieg. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 4, Seite 767–772. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Deutscher_Befreiungskrieg (Version vom 13.03.2023)

[767] Deutscher Befreiungskrieg (Freiheitskrieg), der Krieg der deutschen Staaten im Bund mit auswärtigen Mächten gegen Frankreich und seine Verbündeten 1813–15, der die Befreiung Deutschlands vom französischen Joch zur Folge hatte. Er schloß die fast ein Vierteljahrhundert lange Periode unaufhörlicher Kriege ab, welche seit der französischen Revolution ganz Europa erschüttert und eine völlige Umwälzung seiner politischen Verhältnisse hervorgebracht hatten. In diesen Stürmen war das alte römische Reich deutscher Nation zu Grunde gegangen, und auch die politische Selbständigkeit des deutschen Volkstums schien dem Untergang geweiht zu sein. In den mit Frankreich vereinigten Territorien war von einem lebhaften Nationalgefühl bei der Masse des Volkes ebensowenig die Rede wie in den Staaten des Rheinbundes. Vor der Napoleonischen Zeit war dasselbe nicht vorhanden gewesen und wurde hier auch nicht durch die Fremdherrschaft geweckt, da der unleugbare und auch empfundene Druck derselben aufgewogen wurde durch die Vorteile und Erleichterungen, welche die Beseitigung der zahlreichen Überreste des mittelalterlichen Feudalsystems besonders den niedern Ständen gebracht hatte. Die Bevölkerung des rheinbündnerischen Deutschland war dem politischen Leben zu lange entfremdet, als daß die öffentlichen Zustände und die Zukunft der Nation sie hätten beunruhigen können. In der Armee und einem Teil der Gebildeten entwickelte sich sogar ein kräftiger Partikularismus; selbst aufrichtige Patrioten glaubten im Rheinbund unter des großen Napoleon Schutz die wahren Interessen des deutschen Volkes am besten gewahrt. Nur in einigen Gebieten Norddeutschlands regte sich der Haß gegen die Fremdherrschaft, zumal in dem Königreich Westfalen, wo sich dieselbe allerdings auch am widerwärtigsten und schamlosesten gebärdete.

Von dem französisch gewordenen und dem rheinbündnerischen Deutschland konnte also die Befreiung vom französischen Joch nicht ausgehen. Sie war nur möglich, wenn beide oder eine der deutschen Großmächte, Österreich und Preußen, sich an die Spitze stellte. Hier waren das Staatsbewußtsein und das Nationalgefühl so stark gewurzelt, daß man die Demütigungen durch den übermütigen Sieger bitter und nachhaltig empfand, und die Erinnerungen einer glorreichen Geschichte erhielten die Hoffnung auf Wiedererhebung und Herstellung der frühern Größe wach. Zuerst machte Österreich 1809 einen Versuch, das [768] französische Joch zu brechen. Mit glänzendem Heldenmut erhoben sich die Völker des habsburgischen Kaiserstaats, und die Waffenthaten der Armee waren des höchsten Lobes würdig. Aber der Krieg wurde zu voreilig begonnen und zu langsam geführt. Auch blieb Österreich ohne Bundesgenossen; die Empörungsversuche in Deutschland gegen die Fremdherrschaft blieben vereinzelt und wurden rasch unterdrückt. Und nach dem Mißlingen des Unternehmens fiel Österreich in eine selbstsüchtige und engherzige dynastische Politik zurück.

Preußen hatte es nicht gewagt, an Österreichs Seite am Kampf teilzunehmen, da Rußland sich weigerte, ihm Neutralität, geschweige denn Beistand zu versprechen. Der Staat Friedrichs d. Gr. schien sich nicht wieder erheben zu können, und die Rheinbundsfürsten hörten nicht auf, Pläne zu seiner völligen Teilung zu schmieden. Dennoch sollte es dieser Staat sein, von dem die Befreiung und die Wiedergeburt Deutschlands ausgingen. Die furchtbare Katastrophe von 1806 hatte die Notwendigkeit von Reformen allen, auch dem König, gezeigt. Dieselben mußten sich erstens auf eine gründliche Reorganisation der Armee, dann auf die Aufhebung des Unterschieds der Stände, besonders auf die Befreiung des Bauernstandes, endlich auf die Beteiligung aller Staatsbürger an der Verwaltung des Staats und der Gemeinde richten. Die Reorganisation der Armee führte Scharnhorst durch. Die politischen Reformen leitete der Freiherr Karl vom Stein, der nach dem Tilsiter Frieden von dem König an die Spitze der Regierung gestellt worden war. Das schon 9. Okt. 1807 bekannt gemachte Edikt „über den erleichterten Besitz und freien Gebrauch des Grundeigentums“ hob den Unterschied der Stände in Bezug auf den Grundbesitz auf und befreite namentlich den Bauernstand von einer Menge Lasten und Schranken; die Städteordnung vom 19. Nov. 1808 gab den städtischen Gemeinwesen die freie Verwaltung ihrer Angelegenheiten durch selbstgewählte Behörden zurück. Kreis- und Gemeindeverfassung sollten nach Steins Ideen die Grundlage der Provinzialstände bilden, und diese Selbstverwaltung sollte nicht bloß die Last der büreaukratischen Verwaltung erleichtern, sondern auch die Gefühle für Vaterland, Selbständigkeit und Nationalehre wieder beleben. Und wie der Ministerrat an der Spitze der Regierung stand, so sollte das gesamte Volk durch die Reichsstände vertreten werden, welche ausgedehnte Befugnisse der Gesetzgebung, Steuerbewilligung etc. erhalten sollten. Die vollständige Durchführung dieser Pläne wurde freilich durch Steins Entlassung vereitelt (November 1808), und das nun folgende Ministerium Altenstein war seiner Aufgabe, Steins Werk zu vollenden, durchaus nicht gewachsen. Die Adelspartei strengte allen ihren Einfluß an, die verhaßten Reformen, von denen sie den Untergang des Staats erwartete, rückgängig zu machen oder wenigstens zu sistieren. In der auswärtigen Politik verfiel man wieder in den alten Fehler unentschlossenen Schwankens. Endlich sah der König selbst ein, daß der Weg, den Stein vorgezeichnet, mit Energie eingeschlagen werden müsse, und berief 1810 Hardenberg als Staatskanzler an die Spitze der Regierung. Hardenberg ordnete vor allem das wieder in Unordnung geratene Finanzwesen, indem er alle Steuerbefreiungen aufhob, eine neue Verbrauchs- und Luxussteuer einführte und die Klostergüter einzog, um die Verpflichtungen gegen Frankreich erfüllen zu können. Die neue Gewerbeordnung vom 2. Nov. 1810 beseitigte mit Einem Schlag das alte Zunft- und Innungswesen, und auch die Lage der Bauern wurde durch mehrere Edikte verbessert, die ihre Pflichten verringerten und ihnen die Ablösung aller Dienste und Abgaben erlaubten. Das Edikt vom 14. Dez. 1811 endlich ermöglichte die Bildung zahlreicher freier Bauerngüter. Die Reichsverfassung rief Hardenberg indes nicht ins Leben, weil er in derselben das Übergewicht der Adelspartei und heftigen Widerstand gegen seine Reformen fürchtete.

Neben dieser Reorganisation des Staatswesens ging nun auch eine Umwandlung der Geister her. Die edelsten Patrioten bemühten sich, sittlichen Ernst, Vaterlandsliebe, uneigennütziges geistiges Streben im Volk, namentlich in der Jugend, zu wecken; so Fichte 1807 bis 1808 durch seine „Reden an die deutsche Nation“, Schleiermacher durch seine Predigten, Arndt durch seine leidenschaftlich patriotischen Schriften. In Königsberg bildete sich der „Tugendbund“, dem die angesehensten Staatsbeamten angehörten. Die Stiftung der Universitäten Berlin und Breslau hatte den Zweck und auch bald den Erfolg, die Jugend auf die idealen Güter des Lebens hinzuweisen und den geistigen Aufschwung der Nation zu befördern. Der Tod der Königin Luise (1810) nahm dem König freilich den letzten Rest von Selbstvertrauen. Er verhielt sich so ablehnend gegen die Pläne zu einer Erhebung Preußens, daß leidenschaftliche Patrioten, wie Gneisenau, in ihrer Ungeduld damals ernstlich den Gedanken erwogen, ob man nicht die Hohenzollern beiseite lassen und die englischen Welfen an die Spitze Norddeutschlands stellen solle. Die Verzögerung der Befreiung machte anderseits den niedern Schichten des Volkes die Notwendigkeit selbst der äußersten Opfer für Erreichung dieses Ziels klar; der neue Vertrag mit Frankreich im September 1808 verminderte nur die Kriegslasten, beseitigte sie nicht ganz; um wenigstens den Staatsbankrott abzuwenden, mußte die preußische Regierung die Steuern erhöhen, und dabei lähmten die stets drohende Kriegsgefahr und namentlich die Kontinentalsperre jeden Aufschwung der Gewerbe und des Handels. Das Übermaß von Demütigungen ward Preußen durch den Vertrag vom 24. Febr. 1812 auferlegt, der es zur Stellung eines Hilfskorps von 20,000 Mann im Kriege gegen Rußland sowie zu großen Naturallieferungen für die durchziehende „große Armee“ verpflichtete.

Aber die Katastrophe dieser Armee brachte auch endlich die Rettung, allerdings wieder ohne, ja gegen den Willen Friedrich Wilhelms, der inmitten der Franzosen zu Potsdam keinen Entschluß zu fassen wagte. General York war es, der den entscheidenden Schritt that. Als Befehlshaber des trotz tapferer Kämpfe noch ziemlich intakten preußischen Hilfskorps wäre er im stande gewesen, Ost- und Westpreußen vor den Russen zu schützen und den Franzosen den Rückzug zu decken sowie Zeit zu neuen Rüstungen und Verstärkungen zu geben. Indem er nun aber auf eigne Verantwortung durch die Konvention von Tauroggen (30. Dez. 1812) von den Franzosen abfiel und sein Korps einstweilen eine neutrale Stellung einnehmen ließ, zwang er diese, bis an die Elbe zurückzuweichen. Er rückte nun in Preußen ein und organisierte im Verein mit den Präsidenten Auerswald und Schön die Volkserhebung in dieser Provinz. Der Landtag, der 5. Febr. 1813 in Königsberg zusammentrat, unterstützte York mit der großartigsten Opferbereitschaft. Die arme, ausgesogene Provinz verpflegte und ergänzte nicht nur bis zum Frühjahr das Yorksche Korps, sondern brachte auch nach wenigen Wochen ein Heer von 33,000 Mann auf. Inzwischen trat [769] endlich auch beim Hof der Umschwung ein. Am 22. Jan. reiste der König nach Breslau, und von hier erließ er 3. Febr. den Aufruf zur Bildung freiwilliger Jägerkorps. Der ungeahnte Erfolg desselben (nicht bloß Jünglinge, auch ältere Männer in angesehener Stellung traten in die Reihen, alle Stände, Korporationen, Gemeinden wetteiferten in Gaben für die Ausrüstung der Freiwilligen) ermutigte den König, den entscheidenden Schritt zu thun. Allerdings setzte er im Kampf mit Frankreich seine Dynastie, ja den preußischen Staat selbst aufs Spiel, denn Napoleon hatte schon früher ausgesprochen, daß er einen Fehler begangen, indem er Preußen, wenn auch zerstückelt, bestehen ließ, und er würde denselben nicht zum zweitenmal begangen haben. Am 28. Febr. schloß Hardenberg mit Rußland den Vertrag von Kalisch ab, der freilich Preußen zur zweiten Rolle verurteilte und für den Frieden nur Unbestimmtes festsetzte. Es folgten nun nacheinander die Stiftung des Eisernen Kreuzes, der Aufruf: „An Mein Volk“ vom 17. März, die Verordnung über die Bildung der Landwehr und des Landsturms, endlich 27. März die förmliche Kriegserklärung an Frankreich.

Der Zweck des Kriegs war nicht bloß die Wiederherstellung des preußischen Staats, sondern ein Aufruf an die Deutschen, welchen Alexander und Friedrich Wilhelm 26. März von Kalisch aus erließen, wie ein 29. März zu Breslau zwischen beiden abgeschlossener Vertrag erklärten zugleich die Befreiung Deutschlands vom französischen Joch für den Zweck des Kampfes, verkündeten die Wiedergeburt des Deutschen Reichs, forderten alle Deutschen auf, sich der Erhebung anzuschließen, und bedrohten jeden Fürsten, der dieser Aufforderung nicht Folge leiste, mit Verlust seiner Staaten. Die freiwilligen Jägerkorps, namentlich die von Major v. Lützow errichtete „schwarze Schar der Rache“, sollten den Kern für die erwartete deutsche Volkserhebung bilden. Diese Hoffnungen erfüllten sich indes nicht. Die Fürsten hielten sich mit wenigen Ausnahmen aus Furcht und Eigennutz neutral oder blieben Napoleon treu; die Stimmung im außerpreußischen Deutschland war noch weniger schwungvoll und patriotisch als 1809. Nur einzelne begeisterte Jünglinge aus diesem Teil Deutschlands traten in die Lützowsche Schar ein, wie vor allen der Sänger der Freiheitskriege, Theodor Körner.

So standen Rußland und Preußen vorläufig allein. Ersteres hatte nur einen Teil seines Heers zur Verfügung; Preußen stellte aus den seit 1807 rastlos ausgebildeten Reserven ein reguläres Heer von 128,000 Mann auf, wozu noch 150,000 Mann Landwehr kamen, die allerdings wegen mangelnder Waffen und Montur nur zum Teil verwendbar war. Überhaupt wurden die preußischen Rüstungen und die Bewegungen der Truppen vielfach gehemmt durch die von den Franzosen noch behaupteten Festungen an der Weichsel, Oder und Elbe, wenn auch die Feldarmee unter dem Vizekönig Eugen bis an die Elbe zurückgegangen war. Für den Offensivkrieg waren zunächst nur 36,000 Mann in Schlesien verfügbar, welche unter den Befehl Blüchers gestellt wurden, und 54,000 unter York, Bülow und Borstell in der Mark. Den Oberbefehl führte der russische Feldmarschall Kutusow, der aus übertriebener Vorsicht und Eigensinn sofort Scharnhorsts Plan vereitelte, ohne Zögern in Deutschland einzudringen und den Rheinbund zu sprengen, ehe Napoleon herankam. Langsam setzte man sich durch Sachsen, dessen König nach Prag floh, nach Thüringen in Marsch. Währenddessen hatte Napoleon, schon Ende 1812 nach Paris zurückgekehrt, mit Aufbietung aller Kräfte gerüstet. 350,000 Mann wurden im Kaiserreich ausgehoben, und wenn auch nur ein Teil sofort für Deutschland verfügbar war, so stellten die Rheinbundstaaten doch bereitwilligst ihre Kontingente. Das Wiedererstarken der französischen Macht machte sich schon Anfang April an der untern und mittlern Elbe bemerkbar, wo die Franzosen dem weitern Vordringen der leichten Truppen der Alliierten ein Ziel setzten. Am 2. April kam es in Lüneburg und am 5. bei Möckern zu den ersten blutigen Zusammenstößen, bei denen sich die Tapferkeit und der Opfermut der Preußen und Russen herrlich bewährten. Ende April stießen die Vortruppen der Verbündeten, welche 90,000 Mann stark waren, schon auf die französische Hauptarmee (120,000 Mann), welche Napoleon durch Franken und Thüringen bis an die Saale herangeführt hatte, und Wittgenstein, der nach Kutusows Tode den Oberbefehl erhalten, beschloß, dieselbe, während sie im Marsch war, 2. Mai bei Großgörschen in der Ebene von Lützen anzugreifen. Der Angriff mißlang infolge von Wittgensteins ungeschickter Leitung. 8000 Preußen und 2000 Russen bedeckten das Schlachtfeld, Scharnhorst und Blücher waren verwundet; aber keine Kanone, kein Gefangener ging verloren, und den Franzosen, die noch größere Verluste erlitten, wurden auch Trophäen abgenommen. Trotzdem wurde auf Verlangen der russischen Generale der Rückzug angetreten, um hinter der Spree bei Bautzen eine neue Stellung zu nehmen. Sachsen wurde preisgegeben, und der König Friedrich August schloß sich sofort Napoleon an. Am 20. und 21. Mai griff dieser die Alliierten, die ihm den Übergang über die Spree verwehren wollten, bei Bautzen an und zwang sie 21. Mai zum Rückzug, der in aller Ordnung vor sich ging. Napoleon hatte erheblichere Verluste erlitten als die Alliierten und sowohl Kanonen als Gefangene eingebüßt. Das glückliche Treffen bei Hainau (25. Mai) bewies allerdings, daß der Mut der Truppen ungebeugt war; indessen die Lage war sehr bedenklich. Die Russen wollten bis Polen zurückgehen, um sich neu zu rüsten. Preußen war noch nicht im stande, allein den Krieg auf sich zu nehmen, denn die Rüstung der Landwehr war noch nicht vollendet; überdies war das Hauptheer schon von der Mark abgeschnitten, indem dies nach Schweidnitz abschwenkte, während die Franzosen Breslau besetzten. Da gewährte Napoleon 4. Juni den Waffenstillstand von Poischwitz, da sein Heer zu arg mitgenommen war und er sowohl Verstärkungen heranziehen, als seine Verbindungen nach Westen herstellen wollte.

Das preußische Volk empfand die Kunde vom Waffenstillstand wie einen Donnerschlag, und das Unglück von Hamburg, das den Franzosen wieder in die Hände fiel und von Davoût aufs grausamste behandelt wurde, wie der Überfall der Lützowschen Freischar (17. Juni) bei Kitzen vermehrten noch den schmerzlichen Eindruck der bisherigen Unglücksfälle. Trotzdem verlor man den Mut nicht. Die Rüstungen wurden mit allem Eifer und bewundernswertem Opfermut vollendet, Ende Juni waren 140,000 Mann Landwehr kriegstüchtig, und Rückerts, Schenkendorfs und Körners Lieder fachten die Begeisterung bis zur höchsten Glut an. Der Waffenstillstand aber brachte auch einen gewichtigen Vorteil durch den Beitritt Österreichs zur Koalition gegen Napoleon, ohne den ein Sieg nicht sicher war. Kaiser Franz I. und sein Minister Metternich wollten zwar keinen deutschen Freiheitskrieg, sondern bloß die 1805 und 1809 verlornen Provinzen wiedergewinnen und hatten bisher dies [770] dadurch zu erreichen gesucht, daß sie eine drohende bewaffnete Stellung in der Flanke der kriegführenden Mächte einnahmen. Napoleon hatte indes alle Zugeständnisse schroff abgelehnt. Jetzt machte Metternich neue Versuche, und die Verbündeten im Vertrauen auf Napoleons Übermut gingen im Vertrag von Reichenbach (27. Juni) auf Österreichs Vorschlag ein, sich mit der Abtretung des Großherzogtums Warschau, Illyriens und Hannovers begnügen zu wollen, wogegen Österreich im Fall der Ablehnung sich ihnen anzuschließen versprach. Napoleon lehnte wirklich auch diese geringfügigen Zugeständnisse ab; der in Prag versammelte Friedenskongreß löste sich 11. Aug. auf, und am 12. erfolgte die österreichische Kriegserklärung.

Österreichs Beitritt lähmte allerdings vollständig die in Kalisch verkündete deutsche Politik Rußlands und Preußens. Metternich war sich der günstigen Machtstellung Österreichs zu wohl bewußt und riß die Leitung der Politik bald ganz an sich. Sein Bemühen war, die bedrohten Rheinbundstaaten in ihrer vollen Souveränität und Macht zu erhalten und Preußen nur zu dem größten unter diesen Mittelstaaten werden zu lassen; auch Napoleon sollte bloß gedemütigt, Frankreichs Rheingrenze nicht angefochten werden. Er durchkreuzte daher die kriegerische Aktion immer wieder durch Friedensverhandlungen und verhinderte wiederholt die volle Ausbeutung eines errungenen Siegs. Trotz alledem gewährte Österreichs Anschluß eine bedeutende Machtverstärkung, und als auch Schweden und England der Koalition beitraten, konnte man, von englischen Subsidien unterstützt, 480,000 Mann ins Feld stellen, denen Napoleon nur 440,000 entgegenzusetzen hatte. Der am 12. Juli in Trachenberg verabredete Kriegsplan der Verbündeten teilte die Heeresmasse in drei Armeen: die böhmische oder Hauptarmee, 230,000 Mann (120,000 Österreicher, 60,000 Russen, 50,000 Preußen), unter Schwarzenberg; die schlesische, 100,000 Mann (60,000 Russen, 40,000 Preußen), unter Blücher; die Nordarmee, 128,000 Mann (80,000 Preußen, 30,000 Russen, 18,000 Schweden), unter dem Kronprinzen von Schweden, Bernadotte. Die oberste Leitung erhielt Schwarzenberg, in dessen Hauptquartier sich auch die drei verbündeten Monarchen Alexander, Friedrich Wilhelm und Franz begaben.

Die drei Armeen sollten so gegen Napoleon, der in Dresden stand, operieren, daß beim gleichzeitigen Vorgehen gegen Sachsen von Böhmen, Schlesien und der Mark aus diejenige, gegen welche Napoleon mit seiner Hauptmacht sich wenden würde, zurückweichen, diesen nach sich ziehen und so den andern Zeit und Raum verschaffen sollte, in Sachsen einzubrechen und womöglich im Rücken Napoleons sich zu vereinigen. Diesem Plan gemäß ging Blücher 15. Aug. bis an den Bober vor. Napoleon zog ihm entgegen, während er Marschall Oudinot mit 70,000 Mann nach Norden schickte, um die Landwehr zu zerstreuen und Berlin, diesen Herd des Aufstandes, wenn es sich nicht ergebe, zu zerstören. Aber die Landwehr unter Bülow, 50,000 Mann stark, griff Oudinot südlich von Berlin bei Großbeeren an und schlug ihn gegen Bernadottes Willen, der Berlin hatte preisgeben wollen, mit geringem eignen Verlust zurück (23. Aug.); ein Korps von 12,000 Mann unter Girard, welches Oudinots Unternehmen von Magdeburg aus unterstützen sollte, wurde 27. Aug. bei Hagelsberg vernichtet. Die böhmische Armee brach nun über das Erzgebirge in Sachsen ein; 25. Aug. war sie vor Dresden, zögerte aber mit dessen Besetzung, so daß Napoleon, der auf die Kunde vom Marsch der Hauptarmee aus der Lausitz herbeieilte, vorher die Stadt erreichte. Ein am Nachmittag des 26. unternommener Angriff der Alliierten mißlang, und 27. Aug. schlug Napoleon durch einen energischen Angriff den linken, österreichischen Flügel des Feindes und zwang ihn zum Rückzug nach Böhmen. Hier sollte Vandamme, durch Eilmärsche zuvorkommend, den Verbündeten den Weg verlegen und ihren Rückzug in eine vernichtende Niederlage verwandeln. Indes die übrigen Korps verfolgten nicht energisch genug, und Vandamme wurde selbst 30. Aug. bei Kulm nach tapferm Kampf gefangen genommen. Ein noch härterer Schlag für die Franzosen war, daß Macdonald, der mit 100,000 Mann Blücher in Schlesien weiter hatte verfolgen sollen, von diesem 26. Aug. an der Katzbach bei Liegnitz angegriffen und mit einem Verlust von 30,000 Mann und 100 Kanonen in die Flucht geschlagen wurde. Napoleon zog nun selbst wieder nach der Lausitz, während Marschall Ney mit dem verstärkten Oudinotschen Korps einen neuen Angriff auf Berlin versuchen sollte. Die preußischen Truppen der Nordarmee standen südlich von Jüterbog; Bernadotte hatte den Sieg bei Großbeeren nicht ausgebeutet, kaum das Vordringen nach Süden gestattet, und wiederum wider Willen des Kronprinzen griffen Bülow und Tauenzien 6. Sept. bei Dennewitz mit 50,000 Mann das 70,000 Mann starke Heer Neys an. Die Niederlage desselben war eine vollständige, 15,000 Gefangene und 80 Kanonen ließ er in den Händen der Sieger, und es war kaum möglich, das Heer wieder zu reorganisieren; zahlreiche Rekruten desertierten, und auch die Rheinbundstruppen zeigten sich mißmutig.

Die Lage Napoleons wurde von Tag zu Tag schwieriger. Blücher wich in der Lausitz einer Schlacht aus, der Kaiser konnte ihm nicht weit folgen, sondern mußte der böhmischen Armee wegen sich nach Dresden zurückziehen, und als Blücher mit der schlesischen Armee rechts ab nach der Mittelelbe marschierte, York 3. Okt. bei Wartenburg den Elbübergang erzwang und auch die Nordarmee nun die Elbe überschreiten mußte, stellte sich Napoleon bei Leipzig (s. d.) auf. Der größte Teil seines Heers stand im Südosten der Stadt bei Wachau und Liebertwolkwitz, im Norden stand bloß Marmont mit 20,000 Mann. Im ganzen hatte er 180,000 Mann gegen 200,000 Verbündete, die Nordarmee war noch nicht herangezogen. Die böhmische Armee griff 16. Okt. von Süden her an; aber infolge ungeschickter Anordnungen Schwarzenbergs waren ihre Kräfte verzettelt, und von dem vielen, was man unternahm, gelang nichts: weder glückte es den Österreichern, Lindenau im Rücken der Franzosen zu nehmen, noch den Preußen und Russen, Wachau, den Schlüssel von Napoleons Stellung, zu erstürmen. Nach ungeheuern Verlusten mußten die Verbündeten zurückweichen. Hier konnte Napoleon sich den Sieg zuschreiben. Eine völlige Niederlage der böhmischen Armee wurde nur verhindert durch das Yorksche Korps, welches, allerdings mit dem Verlust eines Drittels seiner Mannschaft, Möckern erstürmte, Marmonts Korps zertrümmerte und diesen sowie Ney hinderte, dem Kaiser nach Wachau zu Hilfe zu kommen. Napoleon konnte sich nicht entschließen, den Rückzug anzutreten, solange derselbe noch ungestört geschehen konnte; er wollte die 170,000 Mann Besatzungen in den Weichsel-, Oder- und Elbfestungen nicht preisgeben, auch sich nicht für besiegt erklären. Er bot 17. Okt. den Verbündeten, freilich unter ganz ungenügenden Bedingungen, Frieden an. Die Alliierten ließen das Anerbieten unberücksichtigt und griffen, durch die Nordarmee und das [771] Korps von Bennigsen verstärkt, 18. Okt. die Franzosen zum zweitenmal an. Diese hatten sich, jetzt um 100,000 Mann schwächer als der Feind, rings um Leipzig aufgestellt; das Zentrum bildete das Dorf Probstheida. Hier befehligte Napoleon selbst, und wiederum gelang es, die Angriffe der böhmischen Armee zurückzuschlagen. Dagegen errangen im Norden von Leipzig die schlesische und die Nordarmee einen entschiedenen Sieg und drangen bis zu den Thoren von Leipzig vor. In der Nacht vom 18. auf den 19. Okt. trat Napoleon den Rückzug an. Als Bülow am Mittag des 19. Okt. die Stadt erstürmte, waren nur noch 20,000 Franzosen in derselben außer den Verwundeten und Kranken.

Die Preußen drängten nun zu einer energischen Verfolgung, indes die Österreicher wußten dies zu verhindern: Napoleon gelangte noch mit 80,000 Mann an den Main, zersprengte 30. und 31. Okt. bei Hanau das österreichisch-bayrische Heer unter Wrede, welches ihm den Weg verlegen wollte, und überschritt 1. Nov. den Rhein. Der Typhus raffte zwar den größten Teil dieser Armee dahin, und Napoleon schien wehrlos. Wiederum aber ließen ihm die Alliierten Zeit zu neuen Rüstungen, indem auf Metternichs Betrieb im November zu Frankfurt ein Friedenskongreß eröffnet wurde. Man wollte Frankreich die Rheingrenze lassen, aber damit war Napoleon nicht zufrieden. Auch diesmal rettete allein seine Halsstarrigkeit Deutschland und Europa vor einem faulen Frieden. Der Einmarsch in Frankreich wurde beschlossen, in drei Heersäulen fand er Anfang Januar 1814 statt. Die Hauptarmee, durch die Truppen der Rheinbundstaaten verstärkt, überschritt den Rhein bei Basel und nahm als Basis ihrer Operationen das Plateau von Langres. Die schlesische Armee ging in der Silvesternacht über den Mittelrhein bei Kaub und drang in die Champagne ein. Die Nordarmee unter Bülow (Bernadotte führte den Krieg gegen Dänemark) sollte nach Befreiung der Niederlande durch Belgien in den Norden Frankreichs eindringen.

Blücher war schon Ende Januar an der Aube. Hier griff ihn Napoleon 29. Jan. bei Brienne an, wurde aber 1. Febr. 1814, nachdem sich Blücher durch einen Teil der Hauptarmee verstärkt hatte, bei La Rothière entscheidend geschlagen. Schwarzenberg weigerte sich, diesen Sieg durch den Vormarsch auf Paris auszunutzen. Blücher wollte nun diesen allein unternehmen, weil er den Gegner vernichtet glaubte, wurde aber beim Marsch von Napoleon, der jetzt sein Feldherrngenie aufs glänzendste bewährte, überfallen, und seine Korps erlitten in den Einzeltreffen von Champeaubert, Montmirail und Château-Thierry[WS 1] Mitte Februar empfindliche Verluste und mußten sich auf das rechte Marneufer zurückziehen. Die Vorhut der Hauptarmee trieb Napoleon bei Montereau zurück. Aber Blücher vereinigte sich mit Bülow, auch die Hauptarmee rückte vor, und ein Angriff Napoleons auf jene bei Laon wurde 9. März zurückgeschlagen, der auf die Hauptarmee bei Arcis sur Aube 20. März. Der Kaiser beschloß jetzt, nach Osten zu marschieren und den Krieg wieder nach dem Rhein zu spielen, wo er noch viele Festungen innehatte; aber die Verbündeten folgten ihm nicht, sondern marschierten direkt nach Paris. Marmont und Mortier versuchten die Stadt zu verteidigen; indes die Preußen und Russen erstürmten die Höhen im Norden und Osten 30. März, und am Abend kapitulierten die Franzosen. Am 31. März fand der feierliche Einzug des Kaisers Alexander und des Königs Friedrich Wilhelm in Paris statt.

Auf die Kunde von dem Marsch der Alliierten war Napoleon umgekehrt, in Fontainebleau erfuhr er die Einnahme von Paris. Er wollte noch den Kampf an der Loire fortsetzen, indes die Marschälle verweigerten den Gehorsam. Der Senat setzte die Bonapartesche Dynastie ab, und der gestürzte Eroberer mußte sich nach der Insel Elba zurückziehen. In Frankreich ward Ludwig XVIII. als König eingesetzt, mit dem die Mächte 30. Mai 1814 den ersten Pariser Frieden schlossen; dieser ließ Frankreich die Grenzen von 1792, es brauchte keine Kriegskosten zu zahlen und behielt sogar die geraubten Kunstschätze.

Doch nur die französischen Verhältnisse berührte dieser Vertrag. Die Verhältnisse Europas sollten auf einem Kongreß geordnet werden, der sich 1. Nov. 1814 in Wien versammelte. Die meisten Schwierigkeiten machten hier die Neugestaltung Deutschlands und die Entschädigung Preußens. Letzterm war im Vertrag zu Teplitz 9. Sept. 1813 auch von Österreich die Wiederaufrichtung im Umfang von 1805 zugesichert worden. Es verlangte nun vor allem Sachsen, dessen König kriegsgefangen war. Indes Metternich gönnte Preußen diese Machterweiterung nicht und wußte England und Frankreich für sich zu gewinnen. Rußland stand auf Preußens Seite, und im Januar 1815 waren die Verhältnisse so gespannt, daß ein neuer Krieg drohte. Indes im Februar einigte man sich: Preußen erhielt die Hälfte von Sachsen, und seine westlichen Lande wurden zu den Provinzen Westfalen und Rheinland abgerundet; von Polen erhielt es bloß Posen, das übrige erhielt Rußland. Die Regelung der deutschen Verhältnisse hatte Metternich erschwert durch die Verträge mit den Rheinbundstaaten, welche denselben ihren Besitzstand und ihre volle Souveränität garantierten. Von der Erfüllung der Kalischer Proklamation war keine Rede mehr. Nur der Rheinbund sollte aufgelöst werden und ebenso das Königreich Westfalen. Von der Errichtung eines einigen Deutschen Reichs wollte Metternich nichts wissen. Natürlich widersetzten sich auch Bayern, Württemberg u. a. jeder Beschränkung ihrer Souveränität, Preußen widerstrebte der Wiederherstellung der Kaiserwürde im Haus Österreich, und man war noch über nichts übereingekommen, als Deutschland zu einem neuen Krieg aufgeboten wurde.

Die rücksichtslose Reaktion, welche die Bourbonen und die Emigranten nach ihrer Rückkehr in Frankreich versuchten, und welche dem Volk auch seine teuersten Errungenschaften zu entreißen und die Vermögensverhältnisse zu zerrütten drohte, machte das wiederhergestellte Königtum bald so unpopulär, daß Napoleon es wagen konnte, Elba zu verlassen und 1. März bei Cannes in Südfrankreich zu landen. Die gegen ihn geschickten Truppen unter Ney gingen zu ihm über, und 20. März hielt er seinen Einzug in Paris, von wo Ludwig XVIII. mit seinem Hof eiligst geflohen war. Er gab nun Frankreich eine freisinnige Verfassung und erklärte vor Europa seine Friedensliebe. Aber der Haß und die Furcht waren bei den Völkern und Fürsten Europas noch zu stark. Der Wiener Kongreß erklärte Napoleon als Feind und Störer der Ruhe der Welt in die Acht. Die Mächte erneuerten ihr Bündnis und beschlossen sofort den Angriffskrieg gegen Frankreich. Preußen und England waren die ersten, die mit ihren Kriegsrüstungen bereit waren. 115,000 Preußen unter Blücher und 100,000 Engländer, Niederländer und Deutsche unter Wellington rückten in Belgien ein. Gegen sie zog Mitte Juni Napoleon mit 130,000 Mann. Er fiel zuerst über Blücher her und griff ihn 16. Juni bei Ligny an, während [772] er 40,000 Mann unter Ney nach Quatrebras schickte, um Wellington abzuwehren. Nach einem erbitterten, blutigen Kampf wurde Blüchers Zentrum durchbrochen und sein Heer geworfen, Wellington mit Erfolg abgehalten, den Preußen zu Hilfe zu kommen. Dieser zog sich nun auf die Höhen von Waterloo zurück und nachdem ihm Blücher versprochen, ihm zu Hilfe zu kommen, nahm er hier 18. Juni eine Schlacht an. Am Mittag begann der Angriff der französischen Armee, mit größter Standhaftigkeit hielten ihn Wellingtons Truppen aus. Immer heftiger wurde der Andrang der Franzosen; Napoleon verwendete seine letzten Reserven, um den Feind zu zerschmettern, ehe die Preußen, deren Annäherung ihm gemeldet worden, herankämen. Es war vergeblich, das Bülowsche Korps drückte seinen rechten Flügel ein und bedrohte seinen Rückzug. Die Franzosen wurden vollständig zersprengt und auf der Flucht durch Gneisenaus nachdrückliche Verfolgung gänzlich vernichtet. Am 29. Juni standen die Verbündeten zum zweitenmal vor Paris, und 7. Juli zogen sie als Sieger ein.

Im zweiten Pariser Frieden (20. Nov. 1815) wurde Frankreich nicht so glimpflich behandelt: es mußte die Kunstschätze herausgeben, 700 Mill. Kriegskosten bezahlen, ebenso erhebliche Summen für Kriegsschäden; indes der Wunsch der deutschen Patrioten, daß Elsaß und ein Teil von Lothringen ihm genommen werde, wurde durch England und Rußland vereitelt; bloß Landau und Saarlouis trat Frankreich ab. Die deutschen Grenzen wurden also nicht gesichert. Inzwischen hatte der neue Krieg auch die Organisation Deutschlands beschleunigt. Am 8. Juni 1815 war von 33 Fürsten und 4 Städten die Bundesakte unterzeichnet worden, welche statt eines einheitlichen Reichs einen „beständigen, unauflöslichen völkerrechtlichen Verein“ begründete zur Bewahrung der Unabhängigkeit und Unverletzbarkeit der im Bund befindlichen Staaten. Den Vorsitz erhielt in diesem „Deutschen Bund“ Österreich. Das deutsche Volk erhielt keine äußere Organisation seiner Einheit, das preußische nicht die versprochenen Reichsstände. Die Stiftung der Heiligen Allianz deutete an, daß Europa vorläufig in dynastischem Interesse regiert werden würde. Das Ergebnis der blutigen Kämpfe war also nicht die Wiederherstellung eines Deutschen Reichs, der Einheit der deutschen Nation, sondern nur ihre Befreiung vom französischen Joch.

Vgl. außer den Biographien des Freiherrn vom Stein und Gneisenaus von Pertz, Yorks von Droysen, Scharnhorsts von Klippel, den Denkwürdigkeiten von Müffling, Marwitz, Raumer, Ligne, Gagern, Metternich u. a.: Häusser, Deutsche Geschichte vom Tod Friedrichs d. Gr. bis zur Gründung des Deutschen Bundes, Bd. 3 und 4 (4. Aufl., Berl. 1869); v. Treitschke, Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert, Bd. 1 (3. Aufl., Leipz. 1882); F. Förster, Geschichte der Befreiungskriege (7. Aufl., Berl. 1863–65, 3 Bde.); Beitzke, Geschichte der deutschen Freiheitskriege (4. Aufl., Brem. 1882, 2 Bde.); Derselbe, Geschichte des Jahrs 1815 (Berl. 1865, 2 Bde.); E. M. Arndt, Geist der Zeit (6. Aufl., Altona 1877); Derselbe, Wanderungen und Wandelungen mit dem Reichsfreiherrn vom Stein (3. Aufl., Berl. 1870); Lehmann, Der Tugendbund (das. 1867); Th. v. Bernhardi, Denkwürdigkeiten des russischen Generals K. F. Grafen von Toll (2. Aufl., Leipz. 1865–66, 4 Bde.); Bogdanowitsch, Geschichte des Kriegs von 1813 (deutsch, Petersb. 1863–69, 2 Bde.); Derselbe, Geschichte des Kriegs von 1814 (deutsch von Baumgarten, Leipz. 1866, 2 Bde.); Königer, Der Krieg von 1815 und die Verträge von Wien und Paris (das. 1865); Klüber, Übersicht der diplomatischen Verhandlungen des Wiener Kongresses (Frankf. a. M. 1816, 3 Bde.); Oncken, Österreich und Preußen im Befreiungskrieg (Berl. 1876–78, 2 Bde.).

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Chamy und eine Zeile darunter Thierr-