Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Delorme“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 4 (1886), Seite 649
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Delorme. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 4, Seite 649. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Delorme (Version vom 27.05.2023)

[649] Delorme (spr. dö̆lórm), 1) (De L’Orme) Philibert, franz. Architekt, geboren um 1515 zu Lyon, kam mit 14 Jahren nach Rom, wo er die antiken Baudenkmäler studierte. 1536 nach Frankreich zurückgekehrt, wurde er vom Kardinal du Bellay nach Paris berufen und später zum königlichen Architekten u. Rat ernannt. Er erbaute das Rundell zu Fontainebleau, die Schlösser zu Anet und Meudon, den korinthischen Portikus an der Kapelle von Villers-Cotterets, das Grabmal der Valois an der Kirche von St.-Denis, das Mausoleum in derselben (mit Primaticcio); ferner entwarf er 1564 im Auftrag der Königin Katharina von Medicis die Pläne zu den Tuilerien, die indessen nur zum Teil von ihm ausgebaut wurden. Er starb 8. Jan. 1570 in Paris. L. war einer der ersten französischen Architekten, welche die Gotik in ihrem Vaterland durch die Frührenaissance ersetzten. Er gab heraus: „Nouvelles inventions pour bien bastir, etc.“ (Par. 1561); „Le premier tome de l’Architecture de Philibert D.“ (das. 1567). Vgl. Lübke, Geschichte der französischen Renaissance (2. Aufl., Stuttg. 1885).

2) Marion, berühmte franz. Kurtisane, geb. 3. Okt. 1613 zu Blois aus einer bürgerlichen Familie, kam in früher Jugend nach Paris, wo sie eine bedeutende Erbschaft antrat, war zuerst die Geliebte des Dichters Desbarreaux und fesselte durch ihre Anmut den unglücklichen Cinq-Mars, Günstling des Königs, der sogar mit ihr heimlich verheiratet gewesen sein soll; doch huldigten ihr auch andre vornehme Personen am Hof, ja selbst Ludwig XIII. sowie die Prinzen Condé und Conti. Zur Zeit der Fronde hielten die Anhänger der unzufriedenen Prinzen ihre Zusammenkünfte bei ihr. Nach der Verhaftung der Prinzen Condé und Conti sollte auch sie in den Kerker geworfen werden, starb aber plötzlich 2. Juli 1650. Dieser geschichtlichen Thatsache gegenüber meldet die Sage, D. habe das Gerücht ihres Todes selbst verbreitet, um glücklich nach England zu entkommen, sei später zurückgekehrt und habe, nachdem sie drei Männer, darunter einen Räuberhauptmann, geheiratet, bis 1706 (nach andern gar bis 1741) gelebt. Alfred de Vigny hat ihre Schicksale in seinem Roman „Cinq-Mars“, Victor Hugo in einem Drama bearbeitet. Vgl. Méry, Les confessions de Marion D. (Par. 1850–51, 4 Bde.).

3) Pierre Claude François, franz. Maler, geb. 28. Juli 1783 zu Paris, war Schüler Girodets, bildete sich in Rom nach Raffael und Michelangelo und starb 8. Nov. 1859 in Paris. Seine bedeutendsten Schöpfungen sind: der Tod Abels, der Tod Leanders, beide gestochen von Laugier; Hero und Leander; die Erweckung der Tochter Jairi; ferner Wandmalereien in den Kirchen St.-Gervais, St.-Eustache, Notre Dame de Lorette und in der Kapelle von Epernon. D. bewies sich darin als Vertreter der frostigen, theatralisch-akademischen Richtung der Davidschen Schule.


Ergänzungen und Nachträge
Band 17 (1890), Seite 213
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[213] Delorme, 1) Philibert, franz. Architekt. Seine Biographie schrieb M. Vachon (Par. 1887).