Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Dampfpfeife“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 4 (1886), Seite 474475
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Dampfpfeife. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 4, Seite 474–475. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Dampfpfeife (Version vom 19.11.2022)

[474] Dampfpfeife, eine Pfeife, welche durch Dampf zum Ansprechen gebracht wird. Das Dampfrohr ist an seiner Mündung mit einer kreisrunden Scheibe versehen, so daß der Dampf nur am Rande des Rohrs durch eine feine ringförmige Spalte entweichen kann. Der Spalte gegenüber befindet sich in geringem Abstand [475] der Rand einer Glocke, und indem der Dampf sich an dem scharfen Glockenrand stößt und sich nach innen und außen zerteilt, gerät er in der Glocke in Vibrationen und erzeugt den bekannten durchdringenden Ton. Dampfpfeifen sind an Dampfmaschinen und als Warnungsapparate an Dampfkesseln im Gebrauch.


Jahres-Supplement 1891–1892
Band 19 (1892), Seite 171
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[171] Dampfpfeife. Dampfsignale auf Schiffen, Lokomotiven, in Fabriken etc. sollen auf weite Entfernung hörbar, voneinander und von andern Zeichen leicht zu unterscheiden sein und doch in der Nähe das Ohr nicht zu sehr durch schrillen oder grellen Klang belästigen. Diesen Anforderungen sollen die sogen. Crosby-Dreiklang-Dampfpfeifen genügen, welche durch das Crosby-Warenhaus von H. Maihak in Hamburg eingeführt sind. Ihre besondere Eigentümlichkeit besteht darin, daß sie sorgfältig auf drei verschiedene Töne, und zwar den ersten, dritten und fünften der Durtonleiter (Durdreiklang) abgestimmt sind. Um die drei Töne hervorzubringen, ist der cylindrische Oberteil der Pfeife über dem Dampfschlitz durch drei sich in der Mitte unter 120° treffende Scheidewände in drei Teile zerlegt, so daß drei Luftsäulen entstehen, denen durch passend angebrachte Querwände eine verschiedene Länge derart gegeben ist, daß sie beim Anblasen je einen Ton des erwähnten Dreiklanges hervorbringen. Die drei Töne klingen im rein abgestimmten Dreiklang zusammen, frei von grellen, schreienden Nebengeräuschen und von nicht unangenehmer Wirkung für das Ohr. Dabei soll der Schall ausgiebiger als der einer gewöhnlichen Pfeife und durch seine Zusammensetzung aus mehreren Tönen auch dem ungeübtesten Ohr von andern Signalen unterscheidbar sein. Diese Eigenschaft soll die Crosby-D. besonders für die Schiffahrt und den Eisenbahnbetrieb geeignet machen. Bei starkem Nebel auf See sowie in belebten Häfen, Kanälen, Binnenseen etc. ist die Möglichkeit der Abgabe eines eigenartigen Signals sehr wertvoll. Im Eisenbahnbetrieb sind die Dreiklangpfeifen besonders beim Rangierdienst vorteilhaft zu verwenden. Diese Dampfpfeifen werden in fein poliertem Rotguß in acht Größen, von 50–305 mm Durchmesser steigend, hergestellt. (Die kleinern Pfeifen geben höher liegende, die größern tiefer liegende Dreiklänge.) Außerdem werden sie bezüglich der Anordnung der Ventile in zwei Arten ausgeführt (mit senkrechtem oder mit wagerechtem Ventil). Bei sehr hohem Dampfdruck (über 4–5 Atmosphären) im Kessel empfiehlt es sich, vor dem Ventil einen Drosselhahn einzuschalten, damit die Pfeife sich nicht überschreit.