Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Aufzug“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 2 (1885), Seite 70
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Aufzug. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 2, Seite 70. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Aufzug (Version vom 25.04.2023)

[70] Aufzug, s. Prozession; im Drama ist A. gleichbedeutend mit Akt (s. d.).


Jahres-Supplement 1890–1891
Band 18 (1891), Seite 6264
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[62] Aufzug.[WS 1] Von Pinette ist eine mit Wasserdruck betriebene Fördermaschine für einen zweitrumigen A. angegeben, deren Kraftmaschine aus zwei hydraulischen Cylinderpaaren besteht. Die Cylinder jedes Paares (in Fig. 1 ist ein Paar A und A1 im Längsschnitt gezeichnet) stoßen mit den Böden zusammen und umschließen an der Verbindungsstelle einen Zapfen (Sternzapfen T), der nach Art eines Hahnkükens mit vielen Wegen ausgebildet ist, während die dem Zapfen entsprechend geformten Böden der Cylinder als Hahngehäuse funktionieren. Die Kolbenstangen greifen unmittelbar an den Kurbelzapfen O [63] zweier Wellen an, deren Achse mit derjenigen des Sternzapfens T parallel und in derselben horizontalen Ebene liegen. Bei der durch den Wasserdruck erzeugten Bewegung der Kolben werden die Kurbeln gedreht, und der Cylinder erhält eine schwingende Bewegung, so daß vermöge der in den Cylinderböden wie am Zapfen vorgesehenen Öffnungen, welche sich

Längsschnitt durch ein Cylinderpaar.
Fig. 1. Pinettes hydraulische Fördermaschine.

bei der Schwingung aufeinander verschieben, eine entsprechende Wasserverteilung (Steuerung) stattfindet. Die auf den beiderseitigen Kurbelwellen aufgekeilten Räder greifen in ein gemeinschaftliches, auf der Welle der Windetrommel W befestigtes Rad R ein, müssen sich daher in demselben Sinne umdrehen.

Fig. 2. Pinettes hydraulische Fördermaschine. Querschnitt.

Die Kolben bewegen sich stets in entgegengesetzter Richtung, entweder beide vom Zapfen T weg oder beide auf ihn zu, und die Kurbeln sind so angebracht, daß, wenn die eine in der äußersten Stellung rechts ist, die andre in der äußersten Stellung links ist, und daß, wenn die eine aus der horizontalen Stellung nach unten abweicht, die andre um denselben Winkel nach oben ausschlägt. Hiernach ist leicht einzusehen, daß die Kraftwirkungen auf den zentralen Sternzapfen T sich derart ausgleichen, daß derselbe vollständig entlastet ist. Hierdurch ist allerdings die Gleichzeitigkeit der Totpunktstellungen beider Kurbeln bedingt. Zur Überwindung dieser Totpunkte dient das andre Cylinderpaar, welches, ganz ebenso wie das erste eingerichtet, an Kurbeln angreift, die an den andern Enden der Wellen der beiden Kurbeln O, gegen diese um 90° versetzt, angebracht sind. Die Maschine muß nun so eingerichtet sein, daß die Trommel, wie bei zweitrumigen Dampfaufzügen (s. Bd. 2, S. 71) nach beiden Richtungen hin gedreht werden kann. Dazu ist folgende Einrichtung getroffen. Der als Steuerungsorgan ausgebildete Zentralzapfen T ist derart an der äußern Wand des Lagers B befestigt, daß seine Mittelöffnung mit einem Wasserleitungsrohr, seine 12 am äußern Umfang verteilten Fächerkanäle 7 durch einen Ringkanal 8 mit einem zweiten Wasserleitungsrohr in Verbindung stehen. Diese Rohre dienen je nach dem Drehungssinn der Maschine abwechselnd der Zu- und Ableitung des Wassers. Bei der durch Pfeile angedeuteten Drehrichtung geht das durch das Rohr 4 (Fig. 2) einströmende Druckwasser durch das Mittelrohr 5 des Drehzapfens und durch diejenigen strahlenförmigen Kanäle 5, welche ungedeckt sind, sowie den Verbindungskanal 6 in den zwischen Kolben und Cylinderdeckel befindlichen Cylinderraum, den Kolben nach innen treibend. Dieser drückt dabei das zwischen ihm und dem Cylinderboden befindliche Wasser durch die Bodenöffnungen, und die unbedeckten Fächerkanäle 7 und den Ringkanal 8 in das Rohr C, welches ins Freie führt. Dieser Vorgang spielt sich in jedem der beiden zu einem Ganzen verbundenen Cylinder A, A1 gleichzeitig ab, indem infolge der Schwingung abwechselnd bei jedem Hube die Kanäle 5 und 7 für die Zuleitung geschlossen und eröffnet werden. Soll aber die Drehbewegung umgekehrt werden, so wird das Druckwasser in umgekehrter Richtung durch die Maschine geführt und zwar so, daß es ins Rohr C

Fig. 3. Pinettes hydrau­lische Förder­maschine. Umsteuerungs­apparat.

eintritt, durch die Kanäle 7 in den Cylinder und durch die Kanäle 5 aus demselben ins frühere Eintrittsrohr 4 geht, welches jetzt ins Freie führt. Zu dieser Umkehrung der Wasserführung und zugleich zur Regelung des Wasserzulaufs dient ein Verteilungs- od. Umsteuerungsapparat (Fig. 3), welcher aus einem stehenden Cylinder V besteht, in welchem der Doppelkolben PP1 auf und nieder bewegt werden kann. In diesen Cylinder münden in der Höhe der Deckel zwei Gabelungen des Zuleitungsrohrs H, während das Ableitungsrohr H1 in der mittlern Höhe des Cylinders zwischen den beiden Kolben P und P1 angebracht ist. Mittels zweier Öffnungen F und F1 steht der Verteilungscylinder mit den beiden Rohren 4 und C in Verbindung. Diese beiden Öffnungen F und F1 werden bei der mittlern [64] Stellung der Kolben P und P1 verdeckt, so daß zur Maschine weder Wasser gelangen noch von ihr abfließen kann: die Maschine steht. Wurden dagegen die Kolben in die gezeichnete tiefste Lage gebracht, so steht das bei F angeschlossene Rohr 4 mit dem Zuleitungsrohr, das bei F1 angeschlossene Rohr C mit dem Ableitungsrohr in Verbindung, die Maschine rotiert in der Richtung der Pfeile. Werden endlich die Kolben in die höchste Stellung gebracht, so fließt das Druckwasser aus H durch F1 nach C, das verbrauchte Wasser von 4 durch F nach H1. Eine solche Maschine von 100 mm Hub, 120 mm Kolbendurchmesser, 0,2 m Kolbengeschwindigkeit (60 Umdrehungen in der Minute) verbraucht bei 100 m Gefälle in der Sekunde 10 Lit. Wasser und ergibt dabei eine Nutzleistung von 7 Pferdekräften, was im Vergleich zu der aufgewendeten Arbeit 13,33 Pferdekräften einem Wirkungsgrad von etwas über 50 Proz. entspricht.

Unter dem Namen Treppenbahn (monte-escalier) ist von Amiot ein A. angegeben, welcher, längs des Geländers einer Treppe angebracht, zur Beförderung einzelner Personen dient. Eine Führung aus flachen Eisenschienen steigt, unterstützt durch geeignete Ständer oder Säulen, in einer Entfernung von einigen Zentimetern parallel mit dem Treppengeländer empor. Auf dieser Führung läuft ein kleiner Wagen mit einer horizontalen, über die Treppenstufen hinstreichenden Plattform, welche eine Person aufnehmen und im Nichtgebrauchsfalle in die senkrechte Lage aufgeklappt werden kann, so daß sie bei der Personenbeförderung auf der Treppe nur so viel Raum einnimmt wie eine die Treppe besteigende Person, im ungebrauchten Zustand aber die Treppe so gut wie gar nicht beengt. Die Bewegung des Wagens geschieht mittels einer Kette oder eines Seils von einem beliebigen kleinen Motor aus (z. B. einem Wassermotor oder einer elektrodynamischen Kraftmaschine). Der Vor- und Rückwärtsgang, bez. der Stillstand des Motors kann von der fahrenden Person nach Belieben durch die Handhabung eines kleinen Umstellhebels bewirkt werden. Für jedes Stockwerk ist ein isoliert funktionierender Wagen zur Verfügung, der immer nur von diesem Stockwerk zum nächst höhern und zurück führt, so daß eine Beförderung der Personen von Stock zu Stock stattfindet. Es kann also zu gleicher Zeit eine Person aufwärts und in einem andern Stock eine Person abwärts fahren.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vgl. Aufzüge (Band 2).