Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Atrĭum“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 2 (1885), Seite 24
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Atrĭum. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 2, Seite 24. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Atr%C4%ADum (Version vom 28.12.2022)

[24] Atrĭum (lat.), im altröm. Haus die bedeckte Vorhalle, in welche man aus dem Vorhof (vestibulum) durch die Hauptthür eintrat (s. Tafel „Baukunst VI“, Fig. 4), ursprünglich das Gemach des Herdes, woher der Name (von ater, „schwarz“, nämlich vom Rauch). Es erhielt sein Licht von oben. Zu beiden Seiten führten Thüren in die Zimmer der Seitenflügel des Hauses. Hinter dem A. befand sich das nicht bedeckte Cavaedium (d. h. hohles Haus). Als Mittelpunkt des häuslichen Lebens enthielt das A. das Ehebett, den Herd, die Webstühle der Sklavinnen, die Familiengötter, die Geldkiste. Als später der Luxus zunahm, diente das A. vorzugsweise als Empfangsaal der Klienten und erhielt als solcher eine andre Ausstattung, verlor seine Bedeutung und wurde mit Brunnen, Rasenplätzen etc. geschmückt, so besonders in den Häusern von Pompeji. Die Räume, welche die Atrien der Tempel bildeten, dienten zu amtlichen Zusammenkünften und Funktionen; auch wurden Archive, Bibliotheken darin untergebracht. Berühmt war das A. Libertatis, durch Asinius Pollio zur ersten öffentlichen Bibliothek bestimmt. In der christlichen Architektur ist A. ein vierseitiger Hof vor den ältesten Gotteshäusern, besonders den Basiliken (s. d., mit Plan), nach Westen gelegen, von Mauern mit Kolonnaden im Innern umgeben, in der Mitte mit einem Brunnen versehen. Hier verweilten die Büßenden; auch diente der Platz als Asyl. – In der Anatomie s. Herz.