Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Allylalkohol“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 385386
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Allylalkohol. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 385–386. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Allylalkohol (Version vom 08.02.2023)

[385] Allylalkohol (Acrylalkohol) C3H6O entsteht bei der Destillation von Glycerin mit Oxalsäure. Man erhitzt bis 190°, wechselt dann die Vorlage und destilliert bis 260°, rektifiziert das Destillat, erwärmt es mit Kalihydrat und destilliert abermals. A. bildet eine farblose Flüssigkeit, riecht stechend, schmeckt brennend, mischt sich mit Wasser, Alkohol und Äther, siedet bei 96° und gibt mit Oxydationsmitteln Acrolein. Allylsulfuret Schwefelallyl) (C3H5)2S, Hauptbestandteil des Knoblauchöls und des ätherischen Öls der Zwiebeln, findet sich sehr allgemein in den ätherischen Ölen der Laucharten und vieler Kruciferen und kann auch leicht aus A. dargestellt werden. Es bildet eine farblose Flüssigkeit, riecht stark knoblauchartig, löst sich schwer in Wasser, leicht in Alkohol und siedet bei 140°. Es findet sich nicht fertig gebildet in den Samen, sondern entsteht erst beim Befeuchten des Samenpulvers. Destilliert man allylschwefelsaures Kali mit Rhodankalium, so entsteht Allylsulfocyanür (Allylrhodanür, Schwefelcyanallyl) C4H5NS. Dies ist der Hauptbestandteil des ätherischen Senföls, findet sich auch im ätherischen Öl einiger andrer Kreuzblütler, ist aber nicht fertig gebildet im Samen dieser Pflanzen, welcher vielmehr ganz geruchlos ist, vorhanden, sondern entsteht erst, wenn derselbe gestoßen und mit Wasser angerührt wird. Dann zersetzt sich unter der Einwirkung eines fermentartigen Stoffs, des Myrosins, ein andrer Bestandteil des Senfsamens, das myronsaure Kali, und neben Zucker und saurem schwefelsaurem Kali entsteht das Schwefelcyanallyl. Dies ist eine farblose Flüssigkeit von scharfem, zu Thränen reizendem Geruch, zieht auf der Haut Blasen, ist in [386] Wasser wenig, in Alkohol und Äther leicht löslich und siedet bei 148°. Vgl. Senföl, ätherisches.