Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Senföl“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 14 (1889), Seite 865
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Senföl. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 14, Seite 865. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Senf%C3%B6l (Version vom 08.03.2023)

[865] Senföl, ätherisches Öl, welches sich nicht fertig gebildet im schwarzen Senf findet, sondern erst beim Anrühren der zerstoßenen Samen mit Wasser durch Einwirkung eines in den Samen enthaltenen fermentartig wirkenden Proteinkörpers, des Myrosins, auf die Myronsäure, welche in den Samen an Kali gebunden vorkommt, entsteht. Die Zersetzungsprodukte sind S., Zucker und saures schwefelsaures Kali. Durch Destillation kann man das gebildete S. abscheiden (Ausbeute 0,5–1,1 Proz.). Es ist farblos oder gelblich, vom spez. Gew. 1,009–1,03, riecht und schmeckt durchdringend scharf, reizt die Augen aus größerer Entfernung zu Thränen, löst sich schwer in Wasser, leicht in Alkohol und Äther, siedet bei 150°, besteht im wesentlichen aus Allylsulfocyanür (Schwefelcyanallyl), hebt die Gerinnbarkeit des Eiweißes beim Kochen, auch die der Milch und die alkoholische Gärung auf, erzeugt auf der Haut selbst noch bei sehr starker Verdünnung mit Spiritus heftiges Brennen und Blasen und wirkt von allen ätherischen Ölen am giftigsten. Man stellt es jetzt auch aus Glycerin künstlich dar und erhält ein Produkt, welches dem natürlichen S. vollkommen gleichsteht. Eine Lösung von 1 Teil S. in 50 Teilen Spiritus bildet den Senfspiritus (Spiritus Sinapis); s. Senfpflaster.