Textdaten
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Autor: Richard Zoozmann
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Titel: Lumpenhochzeit
Untertitel:
aus: Die zehnte Muse. Dichtungen vom Brettl und fürs Brettl. S. 225–226
Herausgeber: Maximilian Bern
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1904
Verlag: Otto Eisner
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Erscheinungsort: Berlin
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Originaltitel:
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Quelle: Commons = Google-USA*
Kurzbeschreibung:
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[225]

Lumpenhochzeit.

In der alten Heideschenke
Zittern heute Diel und Decke,
Reichlich fliessen die Getränke,
Dass der Braten besser schmecke.

5
Hochzeit hat die rote Jule

Mit Hansjörg, dem Pferdediebe, –
Sitzen auf bekränztem Stuhle,
Schon beseelt von Grog und Liebe.

Jules Bräut’gam ist ein hag’rer,

10
Rings gefürchteter Geselle,

Seine Gäste: Wegelag’rer,
Fürchten sämtlich sehr das Helle.

[226]

Diese Hochzeit kam der Bande
Just zu frechem Spiel gelegen;

15
Im gestohl’nen Messgewande

Sprach der Erzschelm Schnipps den Segen.

Holla! braune Betteljungen,
Flöten lasst und Fiedeln tönen!
Hei! da drehten sich und schwungen

20
Schwarze Bursche, wilde Schönen.

Auch der Bräut’gam wirbelt seine
Dralle Braut durch Flur und Stube –
Fussgetrampel und nicht feine
Scherze füll’n die Mördergrube.

25
Draussen plötzlich tönt ein Pfeifen …

Schrecken malt die Angesichter;
Kreischend nach den Bündeln greifen
Sieht man rasch das Diebsgelichter.
»Die Gensdarmen kommen! – munter!« –

30
Und ein Fluchen war’s und Toben –

Stolpernd ging es drauf und drunter,
Eh’ sie auseinander stoben.

Schnapphans griff nach seiner Tasche,
Puff zum Rock und Krack zum Hute,

35
Lene nach der Branntweinflasche –

Hansjörg schwang sich auf die Stute
Und liess seine Braut im Stiche,
Um bequemer zu verschwinden! –
Doch die kennt die Strich’ und Schliche

40
Und wird ihn schon wiederfinden!


Richard Zoozmann.