Textdaten
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Titel: Ludwig Bamberger †
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 8, S. 228 d
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1899
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[228 d] Ludwig Bamberger †. Immer mehr lichten sich die Reihen der Männer, die vor einem halben Jahrhundert für das Ideal der deutschen Einheit stritten und litten und denen es dann vergönnt war, an dem Ausbau des neuen Reiches freudig und kraftvoll mitzuwirken. Nun ist auch Ludwig Bamberger am 14. März d. J. in Berlin vom Tode dahingerafft worden. Jahrzehntelang stand er im Vordergrunde unserer politischen Kämpfe, und so teilte er das naturgemäße Los aller Politiker, daß seinen Anschauungen und Handlungen die allgemeine Anerkennung nicht zu teil wurde. Wohl aber erkannten von jeher auch die Gegner sein lauteres Streben, dem Vaterlande zu dienen, und seine glänzende Begabung für die Laufbahn eines Parlamentariers und politischen Schriftstellers.

Ludwig Bamberger wurde am 22. Juli 1823 in Mainz geboren. Er studierte die Rechte, arbeitete bei den Gerichten in Mainz und wurde Redakteur der „Mainzer Zeitung“. An der Bewegung von 1848 nahm er thätigen Anteil und schloß sich 1849 den Freischärlern in der Bayrischen Pfalz und in Baden an. Er wurde von der siegreichen Reaktion zum Tode verurteilt und floh ins Ausland. Nach vorübergehendem Aufenthalt in der Schweiz, in England, Belgien und Holland wandte er sich nach Paris, wo er bis zum Jahre 1866 ein großes Bankhaus leitete. Als im Jahre 1866 die Amnestie ihm die Rückkehr in die Heimat ermöglichte, siedelte er nach seiner Vaterstadt Mainz über und wurde im Jahre 1868 in das Zollparlament gewählt. Während des deutsch-französischen Krieges berief ihn Fürst Bismarck nach dem Hauptquartier, und von hier aus wirkte Bamberger in erfolgreichster Weise als Publizist für die nationale Idee. Im Jahre 1871 wurde er in den Deutschen Reichstag gewählt und schloß sich der nationalliberalen Partei an. Bedeutend war sein Einfluß namentlich in volkswirtschaftlichen Fragen. Im Laufe der Zeit geriet er jedoch mehr und mehr in Widerspruch zu der inneren Politik des Fürsten Bismarck. 1881 schied er aus der nationalliberalen Partei und bildete die sogenannte „sezessionistische Gruppe“, später wurde er Mitglied der deutsch-freisinnigen Partei und zuletzt der freisinnigen Vereinigung. Seit 1893 hat er kein Mandat mehr angenommen, wirkte aber weiterhin schriftstellerisch im politischen Leben Deutschlands. Seine letzte Arbeit war eine beachtenswerte Schrift über Bismarcks „Gedanken und Erinnerungen“.