Literarisches (Die Gartenlaube 1854/20)
[238] Literarisches. Der durch seine ehemalige parlamentarische Wirksamkeit bekannte und aus seiner Stellung als höherer Gerichtsbeamter in gezwungene Ruhe versetzte Herr Schultze-Delitzsch hat seine Muße benutzt, um einen höchst edlen, menschenfreundlichen Plan auszuführen. Weit entfernt von allen socialistischen Ansichten, vielmehr bestrebt, das eigentliche Mittel zu ihrer wirksamsten Bekämpfung zu suchen, glaubt er dasselbe in dem Associationswesen finden zu müssen, um dadurch zunächst dem kleinen Gewerke wieder zur Selbstständigkeit zu verhelfen, damit dasselbe nicht der Capital-Konkurrenz unterliege und der Handwerker zum bloßen Lohnarbeiter herabsinke. Es giebt Länder, wo die Capital-Association schon so ausgebildet ist, daß auch der kleinste Besitzer mit seiner Vermögens-Partikel sich betheiligen kann, und der Arbeiter bei demselben Unternehmen, für welches er arbeitet, auch als Gesellschafter betheiligt ist. Herr Schultze-Delitzsch hat in dem Kreise, auf welchen er durch seinen Charakter, seine Thätigkeit, und seine Einsicht Einfluß hat, sich bemüht, diese Idee durchzuführen und mit einem großen Verständniß klein begonnen, sowohl um Erfahrungen zu sammeln, als auch in der Ueberzeugung, daß es vor Allem erst darauf ankommt, Keime zu stecken, sicher davon, daß das Beispiel später das Beste thun werde. In einem Werke. „Associationsbuch für Deutsche Handwerker und Arbeiter“ hat er sowohl über die Stellung der größern Industrie wie der Gewerke in den verschiedenen Ländern vieles Beherzigenswerthe bemerkt, als auch hauptsächlich dargelegt, was nach seinem Plane bereits in verschiedenen seinem Wohnsitze nahe gelegenen Ortschaften geleistet worden ist. Es fehlt uns hier an Raum, näher auf die erzielten Resultate, sowie auf eine Besprechung seiner Statuten einzugehen. Wir bemerken nur, daß schon jetzt manches Segensreiche erzielt worden und daß es von höchstem Interesse für alle Kreise der Gesellschaft sein wird, sich mit dem Inhalte jenes Buches genauer bekannt zu machen, das besonders auf den Handwerkerstand und alle wahren Freunde desselben berechnet ist. Es ist darin der Weg eines gesunden Socialismus angebahnt, durch dessen besonnene und eifrige Betretung man die Irrgänge des falschen vermeidet. Die in dem Buche gegebenen Mittheilungen über Krankenunterstützungsvereine – Associationen für nöthige Lebensbedürfnisse – Vorschußvereine und über die Buchführung einzelner Associationen – sind für Alle, welche sich für Gemeinwesen interessiren, von höchster Wichtigkeit.