Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Lieder von Martin Greif
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 15, S. 255
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1887
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

[255] Lieder von Martin Greif. Martin Greif, der so viele stimmungsvolle Lieder geschaffen, erfreut uns durch immer neue Kundgebungen seiner sinnigen Muse, von denen wir einige unsern Lesern hier mittheilen.

  Im Gebirge.

Daheim zu süßem Schlaf geneigt,
Gebiet’ ich hier der Ruh’
Und eile, eh’ die Sonne steigt,
Den frischen Wäldern zu.
Ich schwinge mich den Hang hinauf,
Der noch vom Tann mich trennt,
Und suche jeden Zauber auf
Bis an das Firmament.

Die Berge, die so still und groß
Im Morgenroth erglühn,
Der Ache Sausen und Getos
Läßt mich nicht weiter ziehn.
Und gar des Sees erhab’ne Pracht,
Der wallend vor mir blaut,
Da mich Natur zum Zeugen macht,
Wie sie sich selbst beschaut!

Nun hin, wo sie die Schauer drängt
In starrer Einsamkeit,
Wo schroff der Felsen überhängt
Seit ungedachter Zeit!
Wohl stellt auch dort sich wirkend dar,
Der Alles liebend schuf;
In jedem Habichtschrei sogar
Erkenn’ ich seinen Ruf.

Drum bet’ ich, wenn im tiefen Thal
Geläute fromm erhallt,
Und Nebel dort mit Einemmal,
Wo ich genächtigt, wallt.
Und dringt mir ans gerührte Herz
Erst Herdenglockenton,
So fliegt mein Gruß auch mattenwärts
Zur trauten Alme schon.


  Ergebung.

Wohl, das Tagwerk ist vollbracht,
Ruhe naht mit hehrem Frieden.
Alles webt in hoher Macht;
Selbst das Aug’, vom Schlaf gemieden,
Fühlt, daß Einer droben wacht:
Lenk’ es, Herr, wie Du’s beschieden!


     Bei meiner Mutter Begräbniß.

Als verstummt der Grabgesang,
Meint’ ich vor des Friedhofs Schwelle
Zu vernehmen leis, doch helle,
Noch ein Lied im Feierklang.

Näher zog es mehr und mehr;
Zu dem dröhnend dumpfen Rollen
Der hinabgestürzten Schollen
Drang es voller Trost daher.

Und dies war der Kündung Sinn
Durch den Chor aus Engels Mitten:
„Ausgelitten, ausgestritten
Hat die sanfte Dulderin.“