Textdaten
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Autor:
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Titel: Chamisso-Büste
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 15, S. 254–255
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1887
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[237]

Büste für das Chamisso-Denkmal in Berlin.
Nach dem Entwurf von Julius Moser.

[254] Chamisso-Büste. (Mit Illustration S. 237.) Berlin hat sein Schiller- und Goethe-Denkmal; es soll auch seine Chamisso-Büste erhalten. Einen Aufruf zur Errichtung eines Denkmals für den gefeierten Sänger des „Salas y Gomez“ hatte schon im Namen des Komité’s der im vorigen Jahre verstorbene Professor Scherer 1882 erlassen; ein erneuter Aufruf von der Feder Friedrich Spielhagen’s ist im März dieses Jahres veröffentlicht worden. Spielhagen widerlegt die Behauptung, der Name Chamisso’s klinge nicht stark genug an das Ohr der Zeitgenossen, sein litterarisches Bild sei nebelhaft, das Interesse an seinen Poesien dahingeschwunden. „Fragt den Knaben, der begeistert seinen ‚Abdallah‘ recitirt, mit dem Dulder von ‚Salas y Gomez‘ verzweifelt auf die Oede des Weltmeeres starrt! Fragt die Jungfrau, die Frau, die in ,Frauenliebe und Leben‘ ihr eigen Lieben und Leben wie in einem knistallenen Spiegel ahnend vorausschaut, wehmuthsvoll noch einmal an sich vorübergehen läßt! Fragt den Jüngling, der mit ,Peter Schlemihl‘ den Schattenbildern seiner Hoffnungen und Entwürfe nachjagt! Fragt den Gelehrten, welche Hochschätzung er dem Manne zollt, der, als es noch keine Dampferlinien und tausendmeilige Eisenbahnen gab, die Erde umkreiste und von Allem, was sein klares Auge geschaut, so treubescheiden zu berichten wußte. Nun, das Angedenken eines der edelsten, liebenswürdigsten, sinnigsten Menschen, Dichter und Forscher, des geborenen französischen Aristokraten, der sich zu einem deutschen Bürger in des Wortes bester Bedeutung und – was viel mehr sagen will – in einen wahrhaft deutschen Dichter umzuwandeln verstand, ist noch nicht erloschen unter uns.“

Gewiß kann man dieser sinnvollen schönen Charakteristik eines Poeten, von dem einzelne Gedichte dem Hausschatze unserer Litteratur auf die Dauer [255] angehören, nur beistimmen und hoffen, daß sie ein Echo in vielen Kreisen finden wird. Die Ausführung der Kolossalbüste ist dem Bildhauer Julius Moser in Berlin anvertraut worden. Man darf mit Recht behaupten, daß für Dichter und Denker die Form der Büste am meisten geeignet ist, wo es eine monumentale Verherrlichung gilt. Die bisher eingegangenen Beiträge reichen indeß nicht aus für Herstellung von Reliefs auf dem Piedestal und für die Aufstellung des Denkmals, für welches zunächst ein Platz an der Lisière des Thiergartens der Matthäikirchstraße gegenüber in Aussicht genommen ist. Jeder Freund des Dichters wird gewiß gern sein Scherflein dazu beitragen, daß das sinnende Antlitz desselben, wie es unser Bild zeigt, freundlich anregend den Spaziergänger im Thiergarten an die liebenswürdigen Schöpfungen eines begabten Dichters erinnert.[1] †     

  1. Zur Annahme von Beiträgen ist bereit die Depositenkasse der Deutschen Bank, Berlin W Mauerstr. 29, und die Wechselstube der Bank für Handel und Gewerbe, Berlin W 3 Schinkelplatz.