Letzte Beichte
Letzte Beichte.
Sie liegt auf weissem, weichem Pfühl,
Die fieberheissen Adern kochen,
Ihr ist’s im Haupt so dumpf und schwül,
Es fliegt der Puls, die Schläfen pochen.
Und bleich und abgezehrt die Wangen!
An ihrer Seele zerrt der Pfaff
Mit seines Buss-Sermones Zangen.
»Wie war dein Geist so hell besonnt,
Noch herzlich beten hast gekonnt:
O Herr, erlös’ uns von dem Uebel!
Als du am Feiertag noch kamst
Voll Frömmigkeit zur Seelenbeichte
Das Abendmahl, das ich dir reichte!
Wie anders dann, als du geherzt
Den Buhlen zu der Seele Schaden,
Als du in frevler Lust verscherzt
Bekehre dich, noch ist es Zeit,
Doch nur zu bald ist sie vorüber!
Du stehst am Thor der Ewigkeit,
Schon wird dein Auge trüb’ und trüber!«
Und schmerzlich seufzt sie aus den Kissen:
»Ihr habt, o Herr, mir armem Weib
Gerührt das innerste Gewissen!
Verflucht der Tag, verflucht die Nacht,
Wo durch gewalt’ge Liebesmacht
Mein Herz und seins wie umgetauscht war!
Am Rand des Grabes habt Ihr mich
Gerettet aus dem Sündenpfuhle!
Nun auch bekehren darf mein Buhle.
Bringt mir ihn her, dass ich das Herz
Ihm ganz zerwühle und zermalme,
Bis er in tiefstem Seelenschmerz
Und leise tritt ihr Liebster ein,
Und langsam naht er sich dem Bette.
Da ruft sie laut: »Nun bist du mein!«
Und schlingt um ihn der Arme Kette.
Von neuen Lebensgluten scheinen,
Hat heiss und brünstig sie getaucht
Voll Liebeswahnsinn in die seinen.
»Was Seligkeit? was Himmelslust?«
»Der Himmel ist an deiner Brust
Und Seligkeit an deinen Wangen!
Noch einmal küssen musst’ ich dich –
Nun fahr’ ich gern zur Hölle nieder!« –
Auf ewig ihre Augenlider.