Landschaft (Gemälde der Dresdener Gallerie)

Textdaten
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Autor: Adolph Görling
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Titel: Landschaft
Untertitel: Von Nicolaus Berghem
aus: Stahlstich-Sammlung der vorzüglichsten Gemälde der Dresdener Gallerie
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Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1848−1851
Verlag: Verlag der Englischen Kunst-Anstalt von A. H. Payne
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Erscheinungsort: Leipzig und Dresden
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Quelle: Scan auf Commons
Kurzbeschreibung:
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A Landscape.     Eine Landschaft.
Ett Landskap.

[233]
Landschaft.
Von Nicolaus Berghem.

Mögen wir uns auch unter den Gemälden der besten Landschaftsmaler umsehen: so werden wir doch schwerlich Landschaftsbilder finden, welche an duftiger Leichtigkeit den Vergleich mit denjenigen Nicolaus Berghem’s aushalten. Seine Bilder, von reicher Phantasie zeugend und immer einen Hauch von klassischer Klarheit tragend, sind herzerquickend und bedeutungsvoll, wie eine Ode des Horaz, welche die idyllischen und glühenden Freuden des Landlebens feiert. Berghem idealisirt fast immer in seinen Gemälden, ohne aber der Natur je ungetreu zu werden. Bei aller Abwechselung seiner Composition bleibt jedoch der Grundton der Gemälde derselbe, weshalb fast alle seine Bilder denselben Eindruck auf das Gemüth des Beschauers machen. Die Kritik hat Berghem dies als Einseitigkeit angerechnet und mit gutem Grunde, und den Wunsch ausgesprochen: Berghem hätte mögen mehr nach der Natur malen, statt sich seiner Phantasie ganz zu überantworten. Berghem zeichnete nie nach der Natur, kam überhaupt sehr selten aus seiner Vaterstadt Harlem heraus, muß aber doch, namentlich während er auf dem Bentheimer Schlosse ein fast müssiges Leben führte, ein sehr genauer Beobachter der Natur gewesen sein, wie sich an jedem seiner Bilder nachweisen ließe. Seine in späteren Jahren gemalten Bilder verlieren immer mehr an edler Simplicität und werden verworren. Die Staffage, immer in heiterster Uebereinstimmung mit der Landschaft und manchmal auf’s Meisterhafteste gruppirt, würde einem Meister im Genrefach Ehre machen. Oft aber wäre ihr eine zu große Skizzenhaftigkeit zum Vorwurfe zu geben, und hier würde also die Leichtigkeit des Malers zum Fehler. Die Färbung und Beleuchtung ist durchgehends warm und lebendig und von einer großen Wahrheit.

Die Lebensumstände des Malers waren immer eigenthümlich. Er schien geboren, um sich fortwährend tirannisiren zu lassen. Berghem war sehr häßlich von Person, und sein Vater, der Maler Pieter von Harlem, konnte den „strupphaarigen Kobold“, welcher überdem in seiner Jugend sehr wenig Talent und noch weniger Fleiß zeigte, nicht leiden. Der Maler hielt eine Zeichnenschule für Kinder von zehn bis fünfzehn Jahren, wobei er nicht selten übellaunig wurde. Dann mußte der Rücken des armen Nicolaus zum Blitzableiter des väterlichen Unmuths dienen, und zuweilen kamen Perioden, wo der Kobold geprügelt wurde, sobald er sich nur blicken ließ. Dann erbarmten sich die Mitschüler über ihn und stellten sich vor ihn, damit ihn der Vater nicht erreichte.

– Berg hem! riefen sie dann wohl, das heißt: verbirg ihn, oder steh’ ihm bei. Dieser Ruf ertönte zuletzt jedesmal, sobald van Harlem Anstalt zur Execution machte, und das Wort ward zum Spitznamen des Jünglings. In der Folge führte er, wohl aus Rache gegen seinen Vater, diesen Namen in vollem Ernste. Als er sich verheirathete, bekam er eine ungeheuer habgierige Frau, die ihn kaum aus der Werkstatt ließ und ihn nöthigte, jahraus jahrein angestrengt zu arbeiten. Er fügte sich endlich in sein Geschick und lieferte eine ungewöhnlich reiche Anzahl von Bildern. Doch war er kurz vor seinem Tode, in seinem neunundfünfzigsten Lebensjahre, [234] so erschöpft und abgestumpft, daß die Nachfragen nach seinen neuen Gemälden fast aufhörten. Unser Bild, wo links sich ein mächtiger Fels erhebt und rechts eine Aussicht über einen flachen Teich nach einer Waldgegend sich eröffnet, ist aus seiner mittleren Periode und weist Spuren von großer Raschheit im Malen. Die Staffage, welche verschiedenes Vieh, einige Weiber und Treiber zeigt, welche sich sämmtlich anschicken, den Teich, oder besser vielleicht, die überschwemmte Wiese zu durchwaten, dürfte derjenigen auf seinem Bilde, die Fähre, angebrachten an künstlerischem Werthe nicht gleichkommen.