Land und Leute/Bilder aus dem Schwarzwalde IV

Textdaten
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Autor: Theodor Pixis
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Titel: Bilder aus dem Schwarzwalde IV
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aus: Die Gartenlaube, Heft 11, S. 164–166
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1869
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung: Im Thale von Gutach
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Bilder aus dem Schwarzwalde.

IV.0 Im Thale von Gutach.

Zu Laufenburg am Rhein ist dem Schriftführer, der bis dahin die Reisechronica aufgezeichnet,[1] die Feder jählings entfallen. Den Maler aber trieb es noch weiter umher an den Gestaden des Rheinstroms und in den Schwarzwaldthälern. Dort sammelte er Studien für seine Bilder zu den „deutschen Volks- und Lieblingsliedern“ und zeichnete noch mehrere harmlose Bildlein. Ihrer drei davon sollen nun in Holz geschnitten diese Blätter zieren. Auf daß sich aber, wie es deren Herkommen erheischt, auch ein Wort zum Bilde füge, ergreift jetzt der Maler jene entfallene Feder und schreibt noch Einiges zusammen, so gut es die Erinnerung ihm bietet. Lobenswerther scheint es ihm, diesen wenn auch ungewohnten Pfad zu betreten, als seine Zeichnungen ohne alle Auslegung zu lassen.

Also von Laufenburg nach Säckingen, dem alten, lebendigen Rheinstädtlein, das den Frommen von Alters her durch St. Fridolinus, den Kindern der Welt erst neuerdings durch den „Trompeter von Säckingen“ lieb und theuer geworden ist. St. Fridolin soll vor zwölfhundert Jahren aus Hibernien gekommen sein und da eine namhafte Werkstätte für Christenthum und Heidenbekehrung aufgeschlagen haben. Im Frauenstifte, das seinen Ursprung bis an den keltischen Heidenapostel hinaufführt, zeigt man den Schrein mit seinen Gebeinen und ein Kreuz, welches Agnes, die Kaiserin, hieher verehrt haben soll, als Albrecht, der Kaiser, ihr Gemahl, von Johann von Schwaben erschlagen worden war. Auch einige uralte Stickereien sind zu sehen, welche St. Fridolin aus Irland mitgebracht haben soll.

Das war nun Alles sehr anregend und belehrend, indessen zeigte sich unsere Empfänglichkeit damit noch nicht vollkommen befriedigt. Wir dachten auch an leibliche Erquickung und fanden dieselbe im goldenen Knopfe, einem Gasthofe, welcher in der deutschen Dichtkunst eine nicht unansehnliche Stelle einnimmt. Es soll nämlich dessen Wirth schon vor zwei Jahrhunderten in wohlverdienter Achtung gestanden sein, so berichtet in seiner lieblichen Erzählung wenigstens der Dichter des Trompeters, und wir haben allen Grund, ihm auch in dieser Sache eine scharfe historische Kritik zuzutrauen.

Von Säckingen geht’s den Gestaden des Rheins entlang bis Basel in einer besonders schönen Gegend. Dicht an der Bahn die Weinberge, unten in der Niederung der langsam fluthende Rheinstrom, zur Rechten die Berge des Schwarzwaldes, zur Linken die Höhen der Schweiz und über diesen in weiter Ferne die Alpen.

Also kamen wir, freudig angeregt von Allem, was wir sahen, im Abendschein zu Basel an. Von dieser Stadt, wie sie majestätisch am Rheine liegt, der hier den großen Bogen macht, um die Richtung nach der Nordsee zu gewinnen, während er geradeaus gehend mitten nach Frankreich hineinkäme, von dem stolzen Dome auf seiner gebietenden Terrasse und von anderen Merkwürdigkeiten mehr wollen wir hier lieber schweigen. Nicht als ob wir nicht einiges Gute darüber zu sagen wüßten, sondern in dem stillen Glauben, daß es Andere wohl schon besser gesagt.

Hier ging übrigens die Gesellschaft, die bisher treu und redlich zusammengehalten hatte, in zwei Theile auseinander. Der eine der Gefährten schlug sich Zürich zu, um heimzukehren, der andere dagegen, welcher ich selbst war, bedenkend, daß ihm von allen irdischen Gütern keines reichlicher zu Theil geworden, als freie Zeit, erhob sich wieder und machte sich auf, um noch einige schöne Herbsttage im Lande umherzuschlendern. Und als er einmal das vielbesungene Wiesethal entlang schlenderte – gar nicht weit von dem alten Basel – da stand er plötzlich vor einer wunderschönen Villa, in welche er eingeladen war. Sie heißt der [165] Wenkenhof, gehört dem Herrn Burckhard-Stefani und ist gar vielen Wanderern unvergeßlich, weil sie da mit herzlicher Freundlichkeit aufgenommen und mit großen Ehren bewirthet worden sind. Nicht leicht, daß mir selbst in Italien eine Villa besser gefallen hätte, als diese, denn prachtvolle Baumgänge, stolze Gartenterrassen mit den reichsten Blumenbeeten und funkelnde Springbrunnen verbreiten fürstlichen Glanz, während entzückende Aussichten gegen den Thalweg des Rheins, gegen die Vogesen und die dunkeln Höhen des Schwarzwaldes uns überall begleiten, wenn wir in diesem Paradiese auf und ab wandeln. Den glücklichen Pilgern, die auf der beneidenswerthen Stelle zusammen kommen, bieten sich aber auch die schönsten Ausflüge über Berg und Thal, denn es ist die Landschaft gar reich an Schlössern und Burgen, an schattigen Wäldern und ragenden Felsen, von deren Höhe steil hinunter in’s herrliche Rheinthal und weit hinüber zu sehen ist auf die schneeige Kette der Alpen.

Kindtaufe im Gutachthale.
Nach der Natur aufgenommen von Theodor Pixis.

Von hier aus ging ich auf etliche Tage in das Elsaß, wo mir allerlei eigenthümliche Mädchentrachten angezeigt und von den Einsichtigen zur künstlerischen Abwandlung empfohlen waren. Die Trachten sind allerdings sehr schön, aber die Leute sind sehr ungeschmack. Seit diese Alemannen Franzosen geworden, haben sie den besseren Theil ihres Selbsts vielleicht unwiederbringlich eingebüßt. Statt freundlich, gesprächig, liebenswürdig wie die Schwarzwälder, sind sie langweilig, eingebildet und ungeschlacht. Die Franzosen sind keine Fußwanderer – es giebt keine Pariser oder Straßburger Touristen, die in den Wäldern der Vogesen, auf ihren Höhen, in ihren verfallenen Schlössern ihre Kurzweil suchen. Ohne Reiseverkehr giebt’s aber auch keine guten Wirthshäuser und die Verpflegung im Elsaß ist daher sehr dürftig. Nicht einmal meinem Herzen war sie genügend, obgleich sich dieses im Anblick eines hübsch behuteten und bebänderten Mädchenkopfes über schlechtes Fleisch und altbackenes Brod schon oft hinweggesetzt hat. Im letzten elsässischen Hôtel, dessen Namen ich vergessen habe, ward mir eine Stube angewiesen, welche nichts enthielt, als einen dreibeinigen Stuhl und ein Bett, fast so hoch angelegt, wie die Gärten der Semiramis, nur fehlte die Leiter, um diese Höhe zu erklimmen. Gewisse, nicht ganz zu beseitigende Geschäfte, wie Waschen etc., welche man nach altem Herkommen auf dem Tische abzumachen pflegt, mußten hier auf den Boden verlegt werden, weil ein Tisch nicht aufzutreiben war.

Ach, wie gerne hätte ich für mein häusliches Museum eine solche Tracht gesammelt, ein reichgesticktes Häubchen, ein weitausgeschnittenes Mieder, einen rothen Rock und andere derlei süße Erinnerungen! Was mir aber im Schwarzwald allenthalben ohne erhebliches Hinderniß gelungen war, nämlich getragene Charakterstücke gegen leidliches Entgelt eigenthümlich zu erwerben, das war hier unmöglich durchzuführen. Gleiche Sprödigkeit bei Alten wie bei Jungen. Alles Zureden und Bitten, die schönsten Angebote halfen nichts, bis endlich der „Lumpenjudd“ hinzukam und, wie es im Elsaß gebräuchlich, als Mäkler und Vertrauensmann die kleinen Handelschaften für mich abschloß. Darüber ward ich ganz glücklich, aber dem Glücklichen schlägt bekanntlich keine Stunde, und so versäumte ich um ein Weniges den Termin zum Mittagesen. Ach, wie wurde ich da in der Herberge empfangen! Wie gebrauchte der Wirth sein unfläthiges Maul! So ’was gehe da zu Lande nicht, sagte er, da sei man an Ordnung gewöhnt – es sei ihm lieber, wenn ich mich gleich aus dem Staube mache, statt mit so unerträglichen Sitten ihm weiter lästig zu fallen.

Er hatte aber noch nicht ausgeredet, als ich schon mein Bündel schnürte, um auf dem nächsten Wege nach dem Schwarzwalde zu eilen, in seine schattigen Thäler, zu seinen biederen Bewohnern, zu seinen lieblichen Bewohnerinnen. Ich war schon aufgeheitert, als ich wieder über den Rhein gefahren war und meinen Fuß wieder auf deutsches Land setzte, jagte dann aber in immer besserer Laune über Appenweier und Offenburg in die Berge hinein, so daß ich seelenvergnügt in dem kleinen, aber nahrhaften Städtchen Hausach ankam, welches weit hinten im Walde, am Ufer der schäumenden Kinzig liegt, und von alten Burgruinen malerisch überragt wird. Bis hieher reicht jetzt auch die Eisenbahn.

In dieser romantischen Gegend verging mancher Tag belehrend [166] und erheiternd. Mein ernstes Streben, die Leute von der schönsten Seite zu erfassen und sie in ihrer würdigsten Gestalt auf dem Papiere zu verklären, schien hier den Bewohnern eben so klar und einleuchtend, als es den Elsässern dunkel und unverständlich geblieben war. So weit ging aber hier der Eifer mir entgegenzukommen, daß mich zu Schapberch die Gemeinde nicht mehr fortlassen wollte, ehe ich sie in ihrem höchsten Staate gesehen. Gerührt von solcher Werthschätzung blieb ich auch bis über den nächsten Sonntag und hatte da die Hände voll Arbeit, um alle jene Verehrer und Verehrerinnen, welche einen Werth darauf legten, säuberlich in meinem Skizzenbuche unterzubringen. Dort sind sie noch verwahrt – vielleicht wird auch für sie der Tag der Urstände kommen!

Wenn der Wanderer von Hausach gegen Mittag zieht, so gelangt er in das Thal der Gutach, eine wegen ihrer Trachten und anderer Eigenthümlichkeiten berühmte Gegend. Zu meinem Glück mußte hier, als ich eben ankam, ein Kind geboren und getauft werden, was ich als eine freundliche Fügung des Himmels dankbar hinnahm. Der Zug entfaltete sich mit Würde und in alterthümlicher Pracht. ich betrachtete ihn als gute Beute und bringe ihn hier neidlos vor das liebe Publicum. In der Mitte schritt züchtiglich die junge Gevatterin, eine wohlgestaltete Jungfrau, welche den neuen Weltbürger zur Kirche trug. Dieser entzog sich allerdings meinen pyhsiognomischen Wahrnehmungen, weil er, in weichem Pfühle liegend, mit seinem, geblümtem Tüll überdeckt war. Auf dem Haupte der Jungfrau prangte das ehrwürdige, vorzeitliche Schäpele, ein Kopfputz, der aus Sammet, Seide, Glasperlen und Flittergold kunstreich zusammengesetzt ist. Ihn trugen bei solchen und anderen festlichen Gelegenheiten schon Chriemhilde, Isolde und alle Heldinnen der mittelhochdeutschen Dichtung. Die Halskrause und das goldene Mieder, mit rothen Nesteln geschnürt, sprechen für sich selbst, ebenso der kurze, schwarze Rock, die weißen Strümpfe und die zierlichen Schühlein. Neben der Gevatterin geht eine andere Verwandte, die wohl schon ihren Mann und eigenen Heerd gefunden hat. Darauf deuten die schwarzen Wollrosen hin, die sich oben auf dem Strohhut lagern, denn wäre sie noch unvermählt, so müßten die Rosen von rother Farbe sein, wie bei der schöngezopften Dirne, die links am Zaun steht und nachzurechnen scheint, wie lange es noch dauern möchte, bis auch sie einmal freudigen Anlaß zu einem Taufzuge geben würde.

Weibliche Leser genehmigen wohl die Bemerkung, daß die schwarze Jacke der Gutacherinnen einwärts roth gefüttert ist. Die prunklose Anständigkeit der männlichen Landleute wird man auch nicht übersehen. Sie tragen den sogenannten Rübeles-Kittel, einen gerippten Sammtrock, ebenfalls mit rothem Flanell gefüttert. Der eine der Wäldler, der vorne auf dem Baumstamme sitzt, scheint bedächtig zu erwägen, was aus dem Kind, das man vorüberträgt, wohl Alles werden könnte; der andere erinnert durch seine Ausstattung fast an den letzten der ehemaligen Könige von Frankreich. Auch die Bauart der hölzernen Häuser stellt sich dar und der glänzende Schuppenpanzer, der sie kleidet.

Diese angenehme Berggegend hat übrigens allerlei Vorzüge, welche gerühmt zu werden verdienen. in der schönen Tracht stecken liebenswürdige Menschen, der Boden ist fruchtbar, die Bäche bieten ausgezeichnete Forellen und aus der reichen Kirschenernte weiß man ein vortreffliches Wasser zu brennen. Auch ein Posthalter ist da zu finden, der dem müden Wanderer eine liebreiche, erquickende Herberge gewährt.

Und abermals eine gute Stande weiter drinnen in den Bergen liegt Hornberg, ein treffliches Städtlein. Ob hier oder anderswo das bekannte Hornberger Schießen stattgefunden, wollte ich nicht erforschen, da man mit solchen Fragen an Ort und Stelle wenig Ehre einzulegen pflegt. Nach einer ehrwürdigen Ueberlieferung soll nämlich beim Hornberger Schießen die Scheibe in’s Wasser gefallen sein und dieses dadurch ein unerwartet schnelles Ende erreicht haben. So ferne daher große Unternehmungen „von des Gedankens Blässe angekränkelt“ unscheinbar in den Sand verlaufen, pflegt man in Süddeutschland noch immer zu sagen. Das geht aus wie’s Hornberger Schießen – aber wo dieses Spruches Ursprung, das ist wohl nur Wenigen und mir z. B. gar nicht bekannt.

Uebrigens ist das Thal sehr eng und grün und malerisch; auch mit einem steilen Berg geziert, auf welchem das alte Schloß Hornberg kauert. Man fühlt hier übrigens schon sehr vernehmlich, daß man in die frische, spornende Luft des Schwarzwaldes gerathen ist. Es finden sich in dem kleinen, abgelegenen Städtchen schon einige bedeutende Wahrzeichen hohen Gewerbfleißes. So der Herren Gebrüder Horn große Steingutfabrik, welche gegen vierhundert Arbeiter beschäftigt. Auch Uhrenschilder und Musiksaiten werden gefertigt. In den angenehmen Gasthäusern macht sich hier zu Lande nicht ein unwissendes, verkommenes Philisterium breit, sondern man trifft allenthalben weit gereiste, gebildete Männer, mit welchen zu verkehren ein großes Vergnügen ist.

Immer weiter in das Gebirge eindringend, geräth der Wanderer wieder in eine enge, tiefe Schlucht, welche der schon beschriebenen Hölle sehr ähnlich ist, diese aber an romantischer Wildheit noch übertrifft. Die Straße ist theilweise aus dem Felsen gesprengt und läuft oft an wilden Abgründen hin. Unten wüthet der Bach, von oben winkt das Gestein bedenklich herunter. Nachdem sich die Schlucht geöffnet, bietet sich aber die Amtsstadt Triberg dar. Sie besteht aus zwei Häuserreihen, welche nach einem Brande, der vor vierzig Jahren gewüthet, schmuck und reinlich wieder aufgeführt wurden. Auch hier sind die Leute ungemein fleißig. Meine Beschäftigung fand ich zwar nicht vertreten, aber die Uhrenfabrikation wird von zahlreichen Firmen mit ungemeinem Nachdruck betrieben. in der Nähe spielt auch der Triberger Wasserfall, welcher der schönste im Schwarzwalde und schon vielfach besungen sein soll. Ich würde ihn gern beschreiben, wenn ich das Talent dazu hätte. Um Triberg herum ist überhaupt die Landschaft besonders schön, und da auch die Wirthshäuser besonders gut sind, so eignet sich das Städtchen vortrefflich zu einer Ruhestelle für den braven Wanderer, der sich einerseits selbst nicht vergessen, andererseits den Duft von Gottes schöner Welt im Schwarzwalde gemüthlich einschlürfen will.

Außer Trachten, Forellen, Kirschwasser, Uhren und liebenswürdigen Leuten hat der Schwarzwald auch noch vortreffliche Straßen. Hier sind dem Wanderer alle Berge geebnet und alle Thäler ausgefüllt. Durch die engste Schlucht, durch die wildeste Klamm führen die herrlichsten Fahrwege, bald aus dem Felsen gesprengt, bald aus dem Bache heraufgebaut, bald Beides. Hierin ist das Großherzogthum Baden meinem bairischen Vaterlande mit Siebenmeilenstiefeln vorausgerannt. In unserm Gebirge kann man z. B. nicht einmal von Tegernsee nach Schliersee fahren, obgleich kein Berg, keine Schlucht, kein Wildwasser dazwischen. Wir sorgen immer mehr für die unsichtbaren Pfade, die unserm geistigen Fortschritt dienen sollen, als für die sichtbaren, welche Handel und Verkehr beleben könnten. Man sollte glauben, wie weit wir auf jenen schon gekommen sind!

Eine solche prächtige Kunststraße führt auch von Triberg nach St. Georgen hinauf. Dieser Marktflecken liegt fast dreitausend Fuß hoch über dem Meere, in einer Gegend, die etwas winterlich ist, aber sich einer gesunden Luft erfreut. Ehemals stand da ein Benedictinerstift, aus dem sich noch ein kostbarer alter Holzaltar gerettet hat; jetzt floriren dagegen zahlreiche Fabriken. Der Gewerbfleiß verlegt sich auch hier namentlich auf die Uhren, und die meisten jener Zeitmesser, welche die Stunden durch einen hellen Kukuksruf ankündigen, werden in St. Georgen gefertigt. Auch hält man da lustige Jahrmärkte ab. Leider war der Flecken kurz vorher abgebrannt und die Ruinen standen noch grauslich umher. Doch intelligent und energisch, wie die Leute sind, werden sie sich wohl bald wieder erholen und es wird mich immer freuen, wenn’s ihnen recht gut geht.



  1. – und der kein Anderer gewesen, als der erst neuerdings wieder durch seine vortrefflichen „Culturbilder aus Baiern“ vielgenannte Ludwig Steub. D. Red.