Lübeck ein kleines Städtlein

Textdaten
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Autor: Ernst Deecke
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Titel: Lübeck ein kleines Städtlein
Untertitel:
aus: Lübische Geschichten und Sagen, S. 294–295
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1852
Verlag: Carl Boldemann
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Erscheinungsort: Lübeck
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Quelle: Google, Commons
Kurzbeschreibung:
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[294]
171. Lübeck ein kleines Städtlein.

1521. Als König Christiern die Stadt Stockholm in Schweden durch Vergleich gewonnen, und auf das höchste beschworen, daß er nur mit einem Fähnlein Knechte einrücken wollte: nahm er doch deren 8, führte aber nur ein Fähnlein öffentlich; die andern ließ er von einem Soldaten aufgewickelt hintennach tragen. Er ging bei dem Burgemeister Görries Holste zur Herberge; wie er aber ins Haus getreten, sprach er: „nun haben Wir, wonach Uns verlangt, nun treten Wir zu Lübeck aus dem Holstenthor ins Burgthor.“ Und wie er am Kaminfeuer gestanden, sprach er zu Bischof Dietrich und Andern: „er könne sich dessen alles doch so lange nicht recht erfreuen, als er nicht wirklich ein Herr und Besitzer der Stadt Lübeck wäre.“

[295] Da nun gleichwohl das Wünschen nichts geholfen, hat er einen jungen Herrn seiner Verwandten zu Kaiser Carl dem Fünften, seiner Frauen Bruder, geschickt, der kürzlich aus Hispanien gekommen war, und ihn hoch begrüßen und bitten lassen: daß ihm ein kleines Städtlein, Lübeck genannt, an der deutschen Küste belegen, verehrt und geschenkt werden möchte, damit, wenn er nach Deutschland nothwendig überfahren müßte, er auch nach seinem Willen empfangen würde.

Dem Kaiser war Lübeck damals noch unbekannt; deßwegen fehlte nicht viel, so wären die Briefe darüber ausgefertigt. Aber es war gerade ein Burgemeister aus Cöln am Hofe; der trat, als ihm des Königs Begehr zu Ohren gekommen, vor den Kaiser und berichtete ihn, daß Lübeck kein Städtlein, sondern einer von den vier Hauptörtern des Reichs, und das Haupt der Hansestädte wäre. Worauf der Kaiser weit anderes Sinnes geworden, und dem König einen Abschlag gethan.

Anmerkungen (Wikisource)

Nach anderer Überlieferung soll der 1521 bei Hofe anwesende Lübecker Bürgermeister Nikolaus Brömse den Hinweis gegeben haben.