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Titel: Kloster Arkadi auf Kreta
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aus: Die Gartenlaube, Heft 10, S. 164
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1897
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[149]

Das Kloster Arkadi auf Kreta.

[164] Kloster Arkadi auf Kreta. (Zu dem Bilde S. 149.) Eine gute Tagereise von der Hafenstadt Retimo entfernt, liegt inmitten der Berge, in einer herrlichen Landschaft, deren Hintergrund der schneegekrönte Ida bildet, das Kloster Arkadi. Vor mehr als 800 Jahren wurde es vom Kaiser Heraklius zu Ehren des heiligen Konstantin errichtet. Berühmt war die Bibliothek von Arkadi, in welcher wertvolle Schätze der Wissenschaft gesammelt waren, berühmter war es aber noch als Stätte der Nächstenliebe, in welcher Arme und Bedrängte stets schützende Obhut fanden. Alle Völker, die in früheren Zeiten auf Kreta Krieg führten, die Araber, die Sarazenen und Venetianer, verschonten das Kloster und ehrten seine Unverletzlichkeit, bis schließlich in einem der letzten Aufstände gegen die türkische Gewaltherrschaft auch diese stille Stätte zum Schauplatz eines tiefergreifenden Kampfes werden sollte.

Es war im Jahre 1866; Kreta stand wieder, wie gerade jetzt, in Aufruhr und die Türkei bändigte die Insel mit einem Aufgebot von nahezu 100000 Mann. Die Aufständischen der Umgegend hatten ihre Frauen und Kinder in das Kloster gebracht. Außer diesen 300 wehrlosen Personen befanden sich in Arkadi nur noch 15 verwundete griechische Freiwillige und etwa 150 Mönche. An der Spitze des Klosters stand damals der greise Igumenos Gabriel, der einst in jungen Jahren im griechischen Freiheitskrieg gegen den Feind seines Volkes gekämpft hatte.

Anfang November 1866 erschien vor Arkadi der türkische Heerführer Mustafa Pascha mit 15 000 Mann und 30 Kanonen. Er begegnete jedoch dem hartnäckigsten, heldenmütigsten Widerstand. Die aus Mönchen, Greisen und Frauen bestehende Besatzung hielt drei Tage und drei Nächte das Bombardement der Türken aus und schlug mehrere Sturmangriffe ab. Endlich aber wurde eine Bresche gelegt und der Kampf begann schon im Hofe des Klosters zu wüten. Da faßten die bedrängten Verteidiger den Entschluß, sich lieber in die Luft zu sprengen, als sich den Türken zu ergeben. Wie Elpis Melena in dem Werke „Erlebnisse und Beobachtungen auf Kreta“ berichtet, nahm der Igumenos Gabriel als Abt die Ehre für sich in Anspruch, selber Feuer an die Pulverkammer zu legen. Indem er die Umstehenden segnete, wies er die Frauen, die Kinder und noch lebenden Verwundeten, der Zahl nach 103 Personen, an, sich nach der entgegengesetzten Ecke des Klosters zurückzuziehen, dann erwartete er, das Kruzifix mit einer, eine brennende Kerze mit der anderen Hand fassend, ruhig die hereinbrechende Flut der Stürmenden. Eine furchtbare Explosion erfolgte – die Hälfte des Gebäudes flog in die Luft, unter den Trümmern Griechen und Ottomanen begrabend. So wurde das ehrwürdige Kloster in einen Schutthaufen verwandelt, aber in der Geschichte der griechischen Freiheitskämpfe wird sein Andenken fortleben und dem gleich heldenmütigen Untergange von Missolunghi im Jahre 1826 zur Seite stehen.*