Kleiner Briefkasten (Die Gartenlaube 1874/2)

Textdaten
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Titel: Kleiner Briefkasten
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aus: Die Gartenlaube, Heft 2, S. 36
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1874
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[36] M. in D. Sie suchen ein treues Charakterbild des oberfränkischen Bauern. Wenn Sie die Grenzen nicht geographisch nehmen, also nur das bairische Oberfranken meinen, sondern ethnographisch, nach der Volksart, so finden Sie den ausgeprägtesten fränkischen Charakter nördlich vom Main von der Mündung der Itz bis zu den südlichen Ausläufern des Thüringer und des Frankenwaldes, also in den ehemals sogenannten „sächsischen Ortslanden in Franken“, in deren Mittelpunkt die Veste Coburg als „fränkische Krone“ prangt. Diese „lutherischen“ Franken sind ein kerngesundes, aber mit allem Widerspruchsgeist, Trotz und Stolz des Bauern, der sich fühlt, ausgerüstetes Volk. Wie nun vollendete Charaktere desselben sich zeigen in der Abstufung von äußerster Bravheit bis zur äußersten Schlechtigkeit in ergreifenden, durch die Störrigkeit der Köpfe herbeigeführten Conflicten, das ist uns in einem bescheiden als „oberfränkische Dorfgeschichte“ auftretenden Romane „Vater und Sohn“ von Heinrich Schaumberger auf das Gelungenste dargestellt. Das Buch bildet das zweite und dritte Bändchen von Jul. Zwißler’s „Schatz deutscher Volkserzählungen“ (Braunschweig, 1874). Der Verfasser, im Coburgischen heimisch und früher dort als Lehrer thätig und geehrt, lebt jetzt in dem schweizerischen Luftcurort Davos am Platz in Graubünden, um seine kranke Brust zu stärken. Möge ihm dies recht nachhaltig gelingen! Bei dem scharfen Blicke des noch jungen Mannes für die Eigenthümlichkeiten des Volkslebens würde das durch Natur und Geschichte so reich ausgestattete Nordfranken sich noch mancher Verherrlichung aus dieser gewandten Feder zu erfreuen haben.

Dr. Julian Fabricius, bis 1861 Herausgeber der bekannten Hamburger Jugendzeitung, dann in Upsala und später in Stockholm Lehrer an der dortigen Seecadettenschule, wird behufs Mittheilung gewichtiger Personalangelegenheiten dringend um seine jetzige Adresse ersucht. Sollte wider Erwarten der Genannte nicht mehr am Leben sein, so bitten wir seine etwaigen Erben um genaue Benachrichtigung und Angaben, wie und wo der Genannte verstorben ist.

Baierns Töchterchen in Amerika. Ihr Brief ist so liebenswürdig und Ihre Wünsche sind mit so reizender Schelmerei ausgesprochen, daß die Kritik vor Ihren Poesien leicht in’s Complimentenmachen gerathen könnte; wir wollen aber trotzalledem ehrliche Leute bleiben. Sie sind offenbar noch jung, das verräth Ihr waldduftfrischer Humor, haben also noch Zeit zum Leben und zum Dichten. Wollen Sie aus letzterem keine ernste Arbeit machen, die ihren ganz gehörigen Schweiß verlangt, so reimen Sie fröhlich drauflos! Sie werden Ihrer freundschaftlichen Umgebung manche Freude bereiten, manches Familienfest verschönen und veredeln. Wollen Sie’s aber ernst nehmen, dann thun Sie’s gleich, studiren Sie, lernen Sie, üben Sie; denn wer es wirklich bis zum Gelingen eines Gedichts bringen will, muß nicht nur die Sprache völlig in seiner Gewalt haben, sondern auch über ein tüchtiges Wissen gebieten. Aber während Sie noch üben, Bogen voll Verse, Uebersetzungen etc. schreiben, treten Sie immer von Zeit zu Zeit vor den vertrauten Spiegel und fragen sich also: „Freundlich schaust du schon aus; aber müssen denn deshalb alle deine Exercitia gleich gedruckt werden? und gar gleich in der Gartenlaube?“