Textdaten
<<< >>>
Autor: H. Meißner
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Karl Wartenburg †
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 22, S. 372
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1889
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

[372] Karl Wartenburg †. Wiederum ist ein alter Freund und Mitarbeiter unseres Blattes aus dem Leben geschieden. Am 24. April starb zu Gera in einem Alter von beinahe 63 Jahren Karl Wartenburg, auch einer der vielen, die einst in den Reihen der Kämpfer des Jahres 1848 standen. Als der Sohn reicher Eltern am 13. November 1826 zu Leipzig geboren, war er ursprünglich für die Offizierslaufbahn bestimmt, aber ein Sturz mit dem Pferde und im Zusammenhang damit ein dauerndes körperliches Leiden verschloß ihm dieselbe. So bezog er, 21jährig, die Leipziger Hochschule, um die Rechte zu studieren, ward aber bald in eine Untersuchung verwickelt, wegen Hochverraths angeklagt und zu anderthalb Jahren Gefängniß verurtheilt. Nach einigen Monaten wieder begnadigt, vollendete er zwar seine juristischen Studien; aber auf eine staatliche Anstellung hatte er um seiner politischen Gesinnungen willen keine Aussichten. So verzichtete er denn auf die juristische Laufbahn und entschied sich unter dem Einflusse Ernst Keils, des Schicksalsgenossen aus dem Gefängnisse zu Hubertusburg, seine Zukunft der Schriftstellerei anzuvertrauen. Nach mehrjährigen Studienreisen in Deutschland und im Auslande ließ sich Wartenburg 1858 dauernd in Gera nieder, wo er eine erfolgreiche Thätigkeit sowohl auf dem Gebiete der Publizistik als auf dem des Romans und des Dramas entwickelte.

Seinen Verdiensten als politischer Schriftsteller hatte es Wartenburg zu verdanken, daß ihn das Vertrauen seiner Mitbürger mehrfach zu öffentlicher Wirksamkeit berief; er wurde 1871 in den Landtag seiner engeren Heimath gewählt und gehörte der Körperschaft der Stadtverordneten von Gera, oft als Vorsitzender, über ein Vierteljahrhundert lang an. Von seinen Dramen haben sich insbesondere „Die Schauspieler des Kaisers“ den Weg auf viele deutsche Bühnen gebahnt und fremde Litteraturen haben sich das Stück durch Uebersetzungen angeeignet. Höher aber als diese Triumphe auf dem Gebiete der Litteratur haben wir die sittliche Größe des Mannes zu achten. Als Vorbild reiner standhafter Gesinnung, als ein Mann, der stets das Gute einzig um des Guten selbst willen gethan hat, als ein Mann, der sich selbst, auch in den schwersten Zeiten, die Treue gehalten, als ein Mensch von reinster Herzensgüte wird er noch lange unvergessen bleiben. H. Meißner.