Karl Chop (Die Gartenlaube 1883/3)
[56] Karl Chop, einer der ältesten Mitarbeiter der „Gartenlaube“, ist durch seinen Tod der erste Verlust unseres Blattes im neuen Jahre geworden. Chop gehörte zu der nicht geringen Zahl geist- und kenntnißreicher Menschen in Deutschland, deren Wirken sich vorzugsweise auf engere Grenzen, namentlich auf ihr Heimathsgebiet beschränkt, und denen, weil sie abseits von den großen Preßerzeugniß-Märkten wohnen, die Gelegenheit, ihre Namen so oft wie möglich dem Publicum in Erinnerung zu bringen, abgeht, oder denen es widerstreben würde, selbst von der reichlichst dargebotenen Gebrauch zu machen. Diese Stillen im Lande sind ein großer Schatz für die Verbreitung der Volksbildung, welche in der Regel ihre liebste Sorge ist und der sie die Berühmtheit in weiteren Kreisen zum Opfer bringen, während auf den genannten Literatur-Märkten gar manche Mittelmäßigkeiten von freundschaftlicher Hand in brillirendes Licht gestellt werden, freilich auch nicht länger als bis Freundschaft und Licht mit einander ausgehen.
Karl Chop ist am 2. März 1825 in Sondershausen, der Residenzstadt der Schwarzburgischen Unterherrschaft, geboren, wo sein Vater Staatsminister war. Nach gründlicher Vorbildung studirte er in Leipzig in den wissenschaftlich und politisch steigend erregten Jahren von 1845 bis 1848 die Rechtswissenschaft, lebte dann in seiner Vaterstadt als Rechtsanwalt und widmete seine freie Zeit den schon auf der Universität gepflegten naturwissenschaftlichen, literarhistorischen und philosophischen Studien. Diesen Gebieten sind auch die schriftstellerischen Arbeiten entsprossen, mit denen er von Zeit zu Zeit in die Oeffentlichkeit trat, und es ist ein Zeugniß für den Werth derselben, daß Ernst Keil sehr bald auf ihn aufmerksam wurde und ihm die „Gartenlaube“ öffnete. Außer Novellen, deren Stoffe seinem Berufs- und seinem geschichtlichen Studien- und Erfahrungskreise, der Rechtspflege und dem patriarchalischen Staate, entnommen waren, hat er mit Vorliebe seine naturwissenschaftlichen Beobachtungen in volksverständlicher Weise mitgetheilt, aber auch selbstständige Schriften erscheinen lassen, von denen am bekanntesten sind: „Professor Schmidtchens Abenteuer“ und „Mein Vetter, der Graf“, eine Stadt- und Hofgeschichte. Ebenso war er ein fleißiger Mitarbeiter und zuletzt auch Mitredacteur des „Thüringer Hausfreundes“, in welchem er manche treffliche Frucht seiner Volkskenntniß und seines gesunden Humors niederlegte. Daß er seine Naturstudien auch praktisch zu verwenden vermochte, beweist seine Stellung als Vorstand der meteorologischen Station in Sondershausen. Von den vielen kleineren Schriften und Aufsätzen Karl Chop’s verdient nicht Weniges der Vergessenheit durch eine Sammlung derselben entrissen zu werden, damit der einst so stille Mann mit seinem Geist da fortlebe, wo er so gern gewirkt hat.