Textdaten
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Autor:
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Titel: Johannes mit dem Lamm
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 11, S. 356
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1898
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[356] Johannes mit dem Lamm. (Zu unserer Kunstbeilage.) Murillo ist nicht nur der größte Madonnenmaler der Spanier gewesen; er hat auch in einer Beziehung alle die anderen großen Maler der Renaissance und seiner Zeit übertroffen, die das Christuskind auf dem Schoß der Madonna und die Engel des Himmels vor Gottes Thron in bezaubernder Anmut dargestellt haben. So wie Murillo hat es keiner verstanden, die irdische Poesie der fröhlichen lebensprühenden Kinderwelt auf die Wolkenauen des Himmels zu versetzen, und niemand hat gleich ihm mit so unerschöpflicher Phantasie das Jesuskind in selbständiger Thätigkeit gestaltet, bald spielend wie andere Kinder, bald fern vom Schoß der Mutter eigenen Zielen nachgehend.

Eines der berühmtesten Bilder Murillos der letzteren Art zeigt das Jesuskind mit dem kleinen Johannes, dem späteren „Täufer“, in einer rührend lieblichen Scene vereinigt. Der um sechs Monate ältere Johannes kniet am Ufer eines Baches und giebt dem Spielgefährten aus einer Muschelschale zu trinken. Neben Johannes liegt ein Lamm und das Christuskind trägt ein zierliches Kreuz, um das sich ein Band mit der Aufschrift windet: „Ecce agnus Dei“, dem Anfang des Spruches „Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt“. Dieser Hinweis auf die Worte, mit welchen Johannes der Täufer Christus begrüßte, als dieser sich im Jordan von ihm taufen ließ, hat bereits in der älteren christlichen Kunst einen symbolischen Charakter erhalten. Man gelangte dazu, das Lamm allein als Symbol für Christus gelten zu lassen. Auf dieser Symbolik beruhen die reizvollen Bilder Murillos, welche das Kind Johannes mit einem Lamm darstellen, von denen eins unsere heutige Kunstbeilage wiedergiebt. Das Originalgemälde befindet sich im Museum der Eremitage zu St. Petersburg. Die wunderbare Kunst des Malers, Vorstellungen symbolischer Art so zu verkörpern, daß sie völlig natürlich anmuten, feiert in diesem Bilde ebenso einen Triumph wie die Meisterschaft Murillos als Darsteller von echt irdischer Kindesschönheit und Kinderlust, die von himmlischer Weihe verklärt sind.