Johann Huß (Badisches Sagen-Buch)

Textdaten
<<< >>>
Autor: Georg Zetter
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Johann Huß
Untertitel:
aus: Badisches Sagen-Buch I, S. 28–29
Herausgeber: August Schnezler
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1846
Verlag: Creuzbauer und Kasper
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Karlsruhe
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons und Google
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[28]
Johann Huß.

Zu Costnitz, wo der alte Münster
In’s Frühroth seine Glocken schwang,
Da hallt im Thurme bang und finster
Des Armensünderglöckleins Klang.

5
Ein Scheiterhaufen ist geschichtet

Und in den Herzen loht der Zwist;
Der heilge Vater hat gerichtet:
Ein Ketzer stirbt zu dieser Frist!

Wer ist der Mann? Gebunden führen

10
Sie ihn zum letzten Schmerzenpfühl,

Die Schergen nah’n, die Glut zu schüren –
Es wogt das Volk, ein bunt Gewühl.
Wer ist der Mann? Ich frag’ auf’s Neue,
Der solche Schmach erdulden muß?

15
Aus seinem Blick spricht keine Reue, –

Wer ist der Ketzer? – Johann Huß!

Und seine Schuld? Und seine Sünden? –
Er hat die Schrift geoffenbart,
Ihn trieb der Geist, das Wort zu künden,

20
Das ihm vom Herrn vertrauet ward.

Er riß die Bibel aus den Händen
Der feilgewordnen Priesterschaar;
Er riß die Götzen von den Wänden
Und stand, ein Lehrer, am Altar.

25
Sein Wort, es war kein eitles Dreuen,

Es war kein nüchterner Gesang;
Die Rede war es eines Leuen,
Der siegreich mit der Hölle rang;
Es war der Zorn des Gotterkornen

30
Der Trug und List verstummen ließ,
[29]

Und auch der Heerde, der verlornen,
Zum reinen Quell die Pfade wies.

Da traf ihn Rom mit seinem Fluche
Und Prag mit seinem Interdict:

35
„Er hat, o lest’s in seinem Buche,

Den Aufruhr in die Welt geschickt!
Dich Ketzer, soll die Flamme taufen,
Nun ist’s genug des sünd’gen Spiels!“ –
Da schleppten ihn zum Scheiterhaufen

40
Die heil’gen Väter des Concils.


Und sieh, nun steht er vor Gerichte,
Ein Held, der keine Rachsucht hegt;
Die Flamme wird zum Siegeslichte,
Das ihn verklärt zum Himmel trägt.

45
Was bist du, düstrer Priester, kommen

Mit Kreuz und Hostie und Gesang?
Soll dein Gebet dem Sieger frommen
Der schon den Himmel sich errang?

„Dem Rhein die Asche!“ – Laßt das Pochen,

50
Und stellt euch selber vor Gericht!

Zwar das Gefäß habt ihr zerbrochen,
Den Quell jedoch, den hemmt ihr nicht.
Mit Jubel braust er in die Lande,
Befreit aus langer Kerkerhaft,

55
Und schlagt ihr gleich den Leib in Bande,

Am Geist zersplittert eure Kraft!

Friedrich Otte.