Textdaten
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Autor: Joachim Ringelnatz
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Titel: Jerusalem
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aus: Reisebriefe eines Artisten, S. 125–126
Herausgeber:
Auflage: 5.–9. Tausend
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1928 (EA 1927)
Verlag: Ernst Rowohlt
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Erscheinungsort: Berlin
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Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[125]
JERUSALEM
(An ein Dienstmädchen in Straßburg i. d. Uckermark)


Mein Gold, was sagst denn du dazu,
Daß mich ein Flieger nach Jeru-
Salem hat mitgenommen?
Man ißt hier gut und trinkt sehr viel,

5
Und zweimal bin ich schon am Nil

Im Delta rumgeschwommen.

Die Stadt hat sehr viel Ähnlichkeit
Und urantike Hallen.
Jedoch man wird von Zeit zu Zeit

10
Von Räubern angefallen.


Die Leute hier sind ziemlich braun
Und heißen Zionisten;
Inwendig aber sind die Fraun
Genau wie bei uns Christen.

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Ich habe zehn Moscheen gesehn

Und sprach mit Beduinen.
Ihr Türkisch konnt’ ich nicht verstehn,
Wohl aber ihre Mienen.

Am Sonntag kam auf einem Gnu

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Der Sultan aus der Wüste,

Und als ich keck ihn mit „Jeru-
Salem Aleikum!“ grüßte,

[126]
Da lud er mich in sein Palais

Und ließ mich dort entkleiden

25
Und schenkte mir sein Portemonnaie

Und wollte mich beschneiden.

Ich aber schlich mich leise fort
Und floh im weiten Bogen. –
Mein liebes Gold, auf Ehrenwort:

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Ich hab’ noch nie gelogen.