Im Traum (Kämpchen)
[54] Im Traum.
So oft, so oft im Traum der Nacht
Bin wieder ich im Kohlenschacht,
Und mühe mich und scharre dort
Wie sonst in Dunst und Qualm vor Ort –
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Doch wie ich scharr’ auch immer drauf,Die Kohlen kommen nicht zu Hauf’,
Die großen Wagen bleiben leer,
Und Hau’ und Hammer sind so schwer. –
Ich haste mich und scharr’ wie toll,
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Die Wagen werden nimmer voll –Die Lampe blakt, es schwelt der Docht,
Wie mir das Herz im Leibe pocht!
Wie’s mich bedrückt! Was ficht mich an?
Ist es die Näh’ vom „Alten Mann *)[1]? –
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Kein Laut, kein Ton – so stumm und still –Doch dann ein Pfeifen – scharf und schrill –
Und dann – es kommt mit Sturmeslauf –
Der Atem stockt – ich wache auf. –
So quält im Traum mich noch der Schacht,
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Wie er mich elend hat gemachtDie Jahre durch mit seiner Last –
Nun raubt er mir im Schlaf die Rast. –
- ↑ *) Alter, verlassener Grubenbau.